Zinnpreis hebt ab – Alphamin rutscht ab: Die Hintergründe
Es ist eine Kuriosität des Rohstoffsektors, dass manchmal ganz bestimmte Aktien stark fallen, während der entsprechende Rohstoffpreis stark zunimmt.
Wir hatten einen solchen Fall zuletzt unter anderem bei dem Bergbaukonzern First Quantum und dessen gigantische Kupfermine Cobre Panama. Nachdem der Staat die Mine für verfassungswidrig erklärt und das Unternehmen den Betrieb eingestellt hatte, rauchte die First Quantum-Aktie nach unten, während der Kupferpreis stieg. Denn: Durch den Wegfall der Mine verengte sich das globale Angebot deutlich, was den Rohstoff angesichts der hohen Nachfrage wertvoller machte.
Zinnpreis hoch, Alphamin runter
Nun zeigt sich dieser Zusammenhang auch beim wichtigen Beschichtungs- und Industriemetall Zinn. Der Zinnpreis ist letzten Donnerstag (zunächst) deutlich angestiegen, wie Sie im Chart anhand des Pfeils sehen können:

Quelle: www.aktienscreener.com
Gleichzeitig rauschte die Aktie des Minenunternehmens Alphamin Resources nach unten – innerhalb weniger Stunden um mehr als -40 %.
DRK: Alphamin muss Zinn-Komplex stilllegen
Hintergrund ist das Engagement des Unternehmens in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Alphamin betreibt im östlichen Teil des Landes den großen Zinn-Komplex Bisie. 2024 brachte der Standort, der sich in einem dünn besiedelten Wald befindet, mehr als 17.000 Tonnen des Metalls hervor. Damit war Bisie für etwa 4 % des gesamten weltweiten Outputs verantwortlich.
Nun hat Alphamin den Minenkomplex vorübergehend stillgelegt und damit den jüngsten Anstieg des Zinn-Marktpreises ausgelöst. Offenbar sind Rebelleneinheiten in den letzten Wochen sukzessive auf die Mine vorgerückt, weshalb das Unternehmen aus Sicherheitsgründen eine Räumung der Anlage anordnete. Lediglich vereinzelte Mitarbeiter, die für Pflege, Wartung und Sicherheit zuständig sind, sollen zurückbleiben.
Blutiger Konflikt im Kongo
Zur Einordnung: Die Zentralregierung der DRK befindet sich seit etlichen Jahren im Konflikt mit Rebellengruppen. Vor allem die Gruppierung M23 kämpft im Osten des Landes mit militärischer Unterstützung aus dem Nachbarland Ruanda gegen die Regierungstruppen.
Bei dem blutigen Konflikt geht es auch um die Rohstoffvorkommen im Ost-Kongo. So hatte M23 erst 2024 eine große Coltanmine in der Region erobert. Große Mengen dieser Rohstoffe fließen dann offenbar nach Ruanda, von wo aus sie in die Welt exportiert werden. Nun befürchtet Alphamin, dass die Rebellen auch den Brisie-Komplex erobern könnten.
Das Unternehmen hofft nun darauf, dass die am Dienstag gestarteten Friedensgespräche in Angola den Konflikt in der DRK beenden könnten. Tatsächlich hatte es in den letzten Jahren immer wieder Versuche gegeben, das Blutvergießen auf diplomatische Art und Weise zu stoppen – doch ohne nachhaltigen Erfolg. Dass sich die Konfliktparteien nun zu Gesprächen treffen, ist aber immerhin ein positives Signal.
Entscheidend sind aber auch die Spannungen zwischen der DRK-Regierung und dem benachbarten Ruanda, das aufseiten der Rebellen in die Kämpfe eingreift. Die ruandische Regierung begründet dieses Engagement mit mutmaßlichen Aktivitäten der Milizgruppe FDLR im Ost-Kongo.
Die FDLR besteht überwiegend aus Mitgliedern der Hutu-Ethnie, die 1994 den Völkermord in Ruanda maßgeblich durchführte. Viele der Täter sollen heute Mitglied bei FDLR sein. Damals waren laut Schätzungen bis zu 1 Million Menschen ermordet worden – darunter vor allem Angehörige der Minderheit der Tutsi, die aktuell die Regierung in Ruanda dominiert.
Alphamin setzt auf Unterstützung aus den USA
Und inmitten dieses hochsensiblen Konfliktherds steht nun Alphamin mit seinem Minenkomplex Bisie. Das Management setzt darauf, sein Personal alsbald wieder zurückzubringen und den Betrieb wieder aufzunehmen. Bis das geschehen kann, braucht es aber eine verlässliche Sicherheitslage.
Derweil setzt Alphamin auf Unterstützung aus den USA. Der größte Aktionär der Minenfirma ist die Tremont Master Holdings, welche zur US-amerikanischen Tremont Group gehört. Entsprechend hat Alphamin nun eine US-Firma damit beauftragt, in dem Konflikt in der DRK zu schlichten und diplomatische Lösungen voranzubringen.
Im besten Falle könnte es gar Rückendeckung aus dem Weißen Haus geben. Zuletzt wurde bekannt, dass Donald Trump an den Rohstoffen der DRK interessiert ist und im Gegenzug die kongolesische Armee bei der Gewährleistung von Sicherheit unterstützen könnte.
Mein Fazit für Sie
Wenn Sie in Rohstoffunternehmen investieren, die in Konfliktregionen ihre Minen betreiben, dann gehen Sie immer ein hohes Risiko ein – vor allem dann, wenn das jeweilige Unternehmen, wie nun Alphamin, keine zusätzlichen Betriebe in sicheren Jurisdiktionen unterhält.
Für viele andere Zinnproduzenten ist die preistreibende Meldung hingegen ein Glücksfall, trotz des tragischen Hintergrunds. Neben Einzelaktien können Sie als Anleger mit bekannten Zinn-ETCs auf steigende Marktpreise setzen. Das Analyseinstitut Macquarie prognostiziert für 2025 ein Angebotsdefizit auf dem globalen Zinn-Markt in Höhe von 13.000 Tonnen. Darin sind die nun fehlenden Mengen aus dem Kongo noch nicht inkludiert.