Wochenrück- und Ausblick 08.02.-14.02.2016
Energie: Erdöl
Mindestens ebenso turbulent wie an den Aktienmärkten geht es derzeit auch an den Rohstoffmärkten zu.
Die Ölpreise betrieben in der vergangenen Woche eine muntere Achterbahnfahrt, getrieben von Spekulationen, Prognosen und dem künstlich herbeigeführten Überangebot.
Zu Beginn der letzten Woche zeigten gerieten die Ölpreise zunächst unter Druck, nachdem das Treffen der Ölminister Saudi-Arabiens und Venezuelas ergebnislos beendet worden war. Offenbar hatten einige Marktteilnehmer darauf gesetzt, dass es hier schon zu ersten Ergebnissen bezüglich einer gemeinsamen Produktionskürzung kommen könnte.
Belastend wirkte überdies die Senkung der Nachfrageprognose durch die US-Energiebehörde EIA. Diese hatte zuvor für 2016 mit einem Anstieg der globalen Ölnachfrage in Höhe von 1,4 Millionen Barrel pro Tag gerechnet. Nun sah sich die EIA gezwungen diese Prognose auf ein Wachstum von 1,2 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen.
Auch die Veröffentlichung der aktuellen US-Lagerbestandsdaten konnte den Ölpreisen keine Unterstützung bieten. So fielen zwar die gesamten US-Rohölvorräte recht unerwartet um 754.000 Barrel, liegen damit aber weiterhin nur knapp unter dem Rekordniveau.
Zudem ist der Abbau fast ausschließlich auf den Rückgang der Rohölimporte um 1,1 Millionen Barrel pro Tag zurückzuführen. Überdies stiegen die Bestände am Knotenpunkt Cushing auf ein Rekordniveau bei 65 Millionen Barrel.
Zum Ende der vergangenen Woche gab es dann allerdings erneut Spekulationen über eine OPEC-Produktionskürzung, was den Ölpreisen Unterstützung bescherte. So sprach sich zunächst der Chef des größten russischen Ölkonzerns Setschin für eine koordinierte Produktionskürzung in Höhe von 1 Million Barrel pro Tag aus.
Darauf folgte Venezuela mit dem Vorschlag, alle OPEC und Nicht-OPEC-Staaten sollten das Förderniveau zumindest auf dem aktuellen Stand einfrieren. Schließlich kommentierten die Vereinigten Arabischen Emirate, die OPEC-Staaten seien durchaus zu koordinierten Produktionskürzungen bereit.
Da sich die Emirate in der Regel eng mit Saudi-Arabien abstimmen, wird der Kommentar auch als Angebot der Saudis verstanden. Allerdings müsste hierbei wohl auch explizit der Iran zustimmen, bevor von saudischer Seite tatsächlich Produktionskürzungen vorgenommen würden.
Brent zur Lieferung im April handelt aktuell bei 32,65 US-Dollar pro Barrel an der ICE. WTI zur Lieferung im März notiert aktuell bei 28,92 US-Dollar pro Barrel an der NYMEX.
Brent-Ölpreis in USD/Barrel in der letzten Woche
Quelle: stockcharts.com
Ausblick
Die Ölpreise dürften weiterhin hoch volatil bleiben. Das niedrige Preisniveau verführt viele Marktteilnehmer zu Long-Positionen, die aber bei schlechten News abgebaut werden. So dürfte der Markt vorerst weiterhin richtungslos bleiben, bis sich eine tatsächliche Neuentwicklung abzeichnet.
Edelmetalle: Gold
Der Goldpreis konnte in der vergangenen Woche weiter überzeugend zulegen und stieg in der Spitze auf über 1.260 US-Dollar, das höchste Level seit über einem Jahr, was einige Marktteilnehmer zum Ende der letzten Woche zu ein paar Gewinnmitnahmen veranlasste.
Weiterhin erhält der Goldpreis Unterstützung in seiner Funktion als Sicherer Hafen und profitiert sowohl von fallenden Aktienmärkten, welche die steigende Risikoaversion der Marktteilnehmer ausdrücken, als auch von einem schwächeren US-Dollar und sinkenden US-Anleiherenditen.
Dabei zeigt sich auch die physische Nachfrage weiterhin stark. So berichtete das World Gold Council in der vergangenen Woche von einem Anstieg der globalen Goldnachfrage um 4% im 4.Quartal 2015 auf 1.117,7 Tonnen. Das entspricht dem höchsten Stand seit 2 Jahren.
Gold handelt aktuell bei 1.237,90 US-Dollar pro Feinunze.
Goldpreis in USD/Feinunze in der letzten Woche
Quelle: stockcharts.com
Ausblick
Der Goldpreis dürfte weiterhin gut unterstützt bleiben.
Industriemetalle: Kupfer
Auch für die Industriemetallpreise war es eine überwiegend volatile Woche. Insbesondere der Kupferpreis entwickelte sich, mit dünnerem Handelsvolumen in Abwesenheit der chinesischen Händler aufgrund des Neujahrsfestes, sehr entlang der Ölpreise.
Preisdrückend wirkten dabei schwache asiatische Aktienmärkte und generell die gestiegene Risikoaversion der Marktteilnehmer.
Im Falle von Kupfer gab es überdies erneut preisunterstützende News von fundamentaler Seite. So gab der Verband der Minenproduzenten an, dass im Kongo, dem größten afrikanischen Kupferproduktionsland, die Kupferminenproduktion in 2015 um 3% gegenüber dem Vorjahr gesunken ist.
Ausschlaggebend dafür waren unter anderem Unterbrechungen in der Stromversorgung, sowie die niedrigen Kupferpreise. Diese hatten maßgeblich dazu beigetragen, dass beispielsweise der Rohstoffkonzern Glencore die Kupferproduktion im Kongo komplett eingestellt hat.
Kupfer handelt aktuell bei 2,04 US-Dollar pro Pfund.
Kupferpreis in USD/Pfund in der letzten Woche
Quelle: stockcharts.com
Ausblick
Der Kupferpreis ist fundamental betrachtet reif für eine Fortsetzung der Erholung, allerdings dürfte auch dieser Markt vorerst in erhöhter Volatilität gefangen bleiben.
Agrarrohstoffe: Kakao
Die Kakaopreise haben sich in der vergangenen Woche überaus stabil gezeigt. Der in London am meisten gehandelte Kontrakt zeigte übergeordnet eine Seitwärtsbewegung, was die Möglichkeit des Beginns einer Bodenbildung verstärkt.
Auch von fundamentaler Seite gab es in der vergangenen Woche preisunterstützende News. So wurde aus Ghana von Seiten der Regierung bekannt, dass die ghanaische Kakaoproduktion in diesem Erntejahr wohl kaum mehr als 750.000 Tonnen betragen dürfte.
Das sind enttäuschen Aussichten, denn damit läge die Produktion etwa auf dem Level des Vorjahres. Erwartet worden ist eine Produktion in Höhe von 850.000 – 900.000 Tonnen.
Grund für die schwachen Ernteaussichten sin starke Harmattan-Winde, welche den Böden Feuchtigkeit entzogen haben und die Entwicklung der Bohnen behindern, sowie mangelnde ausgleichende Regenfälle und Buschfeuer.
London-Kakao zur Lieferung im Mai handelt aktuell bei 2.070 GBP pro Tonne an der ICE.
Kakaopreis in GBP/Tonne seit dem 05.02.16
Quelle: investing.com
Ausblick
Schon im vergangenen Jahr hatten die Harmattan-Winde die Ernte massiv beeinträchtigt und einen Rückgang um 18% auf 740.000 Tonnen zur Folge gehabt. Danach stieg der Kakaopreis auf ein 4,5 Jahreshoch.
Sollten sich die Aussichten auf eine erneute massive Beeinträchtigung der ghanaischen Ernte bestätigen, dürfte der Kakaopreis massives Anstiegspotenzial haben.