Widerstand gegen Rohstoffbranche: Ecuador wird zum Problem!
Ob Kupfer, Silber, Gold oder Erdöl: Ecuador verfügt laut Experten über gigantische Rohstoffschätze. Doch dieses Potenzial wird im Unterschied zu anderen südamerikanischen Ländern wie Chile oder Peru bis dato kaum genutzt.
Das soll sich laut dem ecuadorianischen Präsidenten Guillermo Lasso aber in den nächsten Jahren ändern. Der eher neoliberale Politiker gilt prinzipiell als Unterstützer der Bergbaubranche. Und tatsächlich wollen ausländische Investoren und Minenfirmen eigentlich mehr Geld in den dortigen Rohstoffsektor investieren – vor allem Akteure aus Kanada und China.
Ecuador: Indigene Gruppen kritisieren Minenausbau scharf
Doch die Attraktivität Ecuadors bekommt zunehmend Risse. Der Grund: In dem südamerikanischen Land begehren indigene Gruppen massiv gegen den Ausbau der Minenbranche auf und setzen die Politik damit erheblich unter Druck. Im letzten Sommer hatte es gewaltsame Proteste verschiedener Bevölkerungsgruppen gegeben.
Die Demonstrationen richteten sich in erster Linie gegen die hohen Lebenshaltungskosten, aber auch gegen neue Bergbaukonzessionen in indigenen Gebieten. Die Regierung jedenfalls hatte die umfangreichen Proteste mit Tränengas und Wasserwerfern rigoros niedergeschlagen.
Bergbaukammer CME drückt auf den Alarmknopf
Die Unruhen jedoch konnten damit nur oberflächlich beigelegt werden. Noch immer rumort es heftig in der ecuadorianischen Gesellschaft – zum Nachteil der Rohstoffbranche.
Nun hat die ecuadorianische Bergbaukammer (CME) auf den Alarmknopf gedrückt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters vor wenigen Tagen berichtete, habe die Lobbyorganisation davor gewarnt, dass der Widerstand der indigenen Gemeinden Investitionen in Höhe von rund 1 Milliarde US-Dollar für den Bau von drei Bergbauprojekten gefährde.
CONAIE: Mächtige Interessensvertretung läuft Sturm
Im Mittelpunkt steht die sogenannte CONAIE. Dabei handelt es sich um eine mächtige Organisation, die einen Großteil der indigen Völker Ecuadors auf nationaler Ebene vertritt. Im Bild1 sehen Sie eine kürzlich abgehaltene Pressekonferenz der Interessensvertretung.
Die „Confederación de Nacionalidades Indígenas del Ecuador“ ist damit die wichtigste Institution des Landes für indigene Belange und besitzt einen Einfluss, der weit größer ist als der vergleichbarer Organisationen in anderen lateinamerikanischen Ländern.
Das Problem: Die CONAIE hatte im März das Oberste Gericht des Landes aufgefordert, ein Regierungsdekret zu annullieren. Dieses hatte Präsident Guillermo Lasso auf den Weg gebracht, um Parameter für Umweltberatungen in den betroffenen Gemeinden festzulegen. Wollen Bergbaufirmen also in neue Projekte investieren, müssen sie vor der Genehmigung durch das Umweltministerium solche Konsultationen durchführen.
Auf den ersten Blick mag das im Sinne der indigenen Gemeinden sein. Doch die CONAIE kritisiert, dass bei den von der Regierung vorgesehenen Konsultationen das Mitspracherecht der Indigenen viel zu spät greife. Die Organisation sieht sich also um ihren Einfluss beraubt und will bewirken, dass das neue Dekret juristisch kassiert wird.
Diese kanadischen Aktien sind betroffen
Die Bergbaukammer CME wiederum sieht das Ganze naturgemäß völlig anders. Deren Präsidentin Maria Eulalia Silva forderte die Verfassungsrichter auf, den Antrag der CONAIE abzulehnen. Gleichzeitig wies Silva auf die Vorteile des Bergbaus für die Volkswirtschaft und den Arbeitsmarkt in den jeweiligen Gemeinden hin.
Aber welche konkreten Projekte sind denn nun betroffen? Laut der Bergbaukammer handelt es sich dabei um drei konkrete Vorhaben:
- „Curipamba“ von Adventus Mining (Kupfer und Gold)
- „La Plata“ von Atico Mining (v.a. Gold)
- „Loma Larga“ von Dundee Precious Metals (Kupfer und Gold)
Alle drei Projekte befinden sich in einem relativ weit fortgeschrittenem Stadium und sollten eigentlich in den nächsten Jahren mit einem relativ hohen Output hervorstechen. Doch die massiven Proteste in Ecuador und die immer noch unklare regulatorische Situation haben laut der Bergbaukammer dazu geführt, dass diese kanadischen Unternehmen ihre weiteren Investitionen erst einmal zurückhalten.
Mein Fazit für Sie
Für die drei genannten Aktien ist das natürlich eine bittere Pille. Die Projekte dürften sich nun weiter verzögern, was eine Hochskalierung der Minen empfindlich ausbremsen und höhere finanzielle Belastungen bedeuten würde.
Das Beispiel Ecuador jedenfalls zeigt deutlich, dass Sie als Anleger bei Investments in Rohstoff-Aktien immer auf das ganzheitliche Bild achten sollten. Und zu diesem gehört eben auch, dass Minenprojekte zunehmend in die Kritik geraten, vonseiten indigener Gruppen aber auch von Umweltschützern.
Klar: Der Bergbausektor ist unverzichtbar für Wirtschaft, Wachstum, Wohlstand und technologischen Fortschritt. Entsprechend dürfte kaum jemand wirklich daran interessiert sein, die Branche abzuwürgen. Trotzdem müssen Minenfirmen und deren Anleger damit rechnen, dass der Sektor gerade in Ländern wie Ecuador zusätzliche Zugeständnisse machen muss, um die Kritiker zu befrieden. Das könnte im Endeffekt zulasten der Gewinnmargen gehen. Bleiben Sie bei dem Thema also auf jeden Fall am Ball.