Westen vs. China: Warum Grönland jetzt interessant ist!

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Seltene Erden sind für das Funktionieren der Weltwirtschaft und unseres Alltags längst nicht mehr wegzudenken. Ob Computer, Smartphones, Kopfhörer, Lautsprecher, moderne Medizingeräte, Laser, Katalysatoren, Elektroautos, Windkraftanlagen, Radarsysteme oder Drohnen: Alle diese Technologien sind abhängig von Seltenen Erden.

Seltene Erden: China dominiert Weltmarkt

Zwar gibt es rund um den Globus durchaus große Mengen an Seltenen Erden, doch die Produktion ist sehr stark konzentriert – vor allem auf China. Bis Ende der 1980er-Jahre waren die USA das größte Förderland. Ab der Jahrtausendwende stieg der Weltmarktanteil Chinas dann aber massiv an auf mehr als 80 %. Inzwischen hat sich der Einfluss zwar wieder etwas verringert, mit mehr 60 % der Weltförderung ist die Volksrepublik trotzdem noch mit Abstand der Taktgeber.

Interessant in dem Kontext ist auch Chinas Einfluss auf die wichtige Weiterverarbeitung der Seltenen Erden, also die aufwendige Auftrennung der Erze in die einzelnen Metalle. Im von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) veröffentlichten Diagramm sehen Sie die Entwicklung der Weltmarktanteile der chinesischen Seltenerd-Raffinadeproduktion zwischen 2013 und 2021:

Ein Bild, das Text, Screenshot, Design enthält.Automatisch generierte Beschreibung

Quelle: BGR (https://www.deutsche-rohstoffagentur.de/DERA/DE/Produkte/Infomaterial/infom_node.html)

Seltene Erden aus Grönland

Chinas Dominanz in der Branche ist also sehr umfangreich. Gerade für die westlichen Staaten, die politisch teils auf hartem Konfrontationskurs mit China sind, ergeben sich daraus erhebliche Risiken für Wohlstand und Wirtschaftswachstum.

Kein Wunder also, dass derzeit neue Seltenerd-Projekte außerhalb Chinas forciert werden. Ein Beispiel ist Grönland. Auf der gigantischen Insel schlummern laut Experten große Mengen an Seltenen Erden, die bislang noch unangetastet sind. Doch das soll sich so schnell wie möglich ändern. Im Mittelpunkt steht das Projekt Tanbreez, das sich im Süden Grönlands befindet und gigantische 28,2 Millionen Tonnen an Seltenerdoxiden (TREO) bieten soll.

Etwa ein Viertel dieser Ressourcen sollen zudem Schwere Seltene Erden sein. Diese weisen eine andere atomare Struktur auf als die Leichten Seltenen Erden und sind für Investoren in der Regel interessanter, da sie erstens seltener sind und zweitens für mehr strategische Anwendungen gebraucht werden. Zu den Schweren Seltenen Erden zählen zum Beispiel Gadolinium, Terbium und Dysprosium.

Critical Metals Corp. und Tanbreez

Tanbreez jedenfalls gilt als größtes bislang bekanntes Seltenerd-Projekt der Welt. Zum Vergleich: Der riesige Fund in Norwegen, der vor einigen Monaten für Schlagzeilen gesorgt hatte, soll „nur“ 8,8 Millionen Tonnen TREO umfassen. Mitverantwortlich für das Projekt ist seit Kurzem das an der US-Börse notierte Unternehmen Critical Metals Corp. Bekanntheit erlangte der Explorateur mit einem Projekt in der Nähe von Wolfsberg in Österreich. Dort will Critical Metals ein großes Lithium-Bergwerk bauen.

Darüber hinaus interessiert sich das Unternehmen aber offenbar auch für Seltene Erden. Erst vor wenigen Monaten hat Critical Metals eine Mehrheitsbeteiligung an dem Projekt Tanbreez übernommen und will sich damit nach eigenen Angaben als „zuverlässiger Lieferant kritischer Mineralien für die westliche Welt etablieren“.

Tatsächlich ist das Projekt schon recht weit fortgeschritten. Bereits 2020 hatte die grönländische Regierung dem vorherigen Eigner eine Abbaulizenz erteilt. Nun hat das Unternehmen nach eigenen Angaben neue Bohrungen vor Ort gestartet, um die dortigen Ressourcen entsprechend der Standards der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC zu klassifizieren.

Geologe spricht von historischer Bohrkampagne

Durch diese Hochstufung bekommen Investoren stichhaltigere Daten zu den tatsächlichen Ressourcen, auf deren Basis sie mögliche finanzielle Unterstützung für Critical Metals erwägen können. Die Bohrungen in insgesamt 14 Löchern und auf einer Gesamtlänge von 2,2 Kilometern sind für das Unternehmen also ein wichtiger Meilenstein. Anschließend sollen weitere Bohrungen durchgeführt werden, um die Erschließungsstrategie für das Projekt festzulegen und letztendlich den kommerziellen Betrieb aufnehmen zu kommen.

Der Geologe Gregory Barnes, dessen Unternehmen Rimbal die Mehrheitsbeteiligung an Critical Metals verkauft hatte, überwacht weiterhin mit anderen Experten die Bohrprogramme und zeigte sich unlängst begeistert von den bisherigen Ergebnissen rund um Tanbreez. „In den 22 Jahren, in denen ich in Grönland bohre, habe ich noch nie eine Bohrkernprobe wie diese gesehen. Ich warte gespannt auf die Untersuchungsergebnisse“, sagte er nun.

Tanbreez soll vor allem für die USA und Europa Seltene Erden liefern. Das ganz im Süden der Atlantikinsel gelegene Projekt ist nach Firmenangaben gut an die Transportinfrastruktur (Flughafen und Hafen) angeschlossen.

Mein Fazit für Sie

Die Jagd nach den Seltenen Erden geht angesichts der prekären Abhängigkeit von China weiter. Grönland dürfte in diesem Kontext eine wichtige Rolle spielen. Gut möglich, dass nicht-chinesische Akteure wie Critical Metals künftig eine Preis-Prämie für ihre Produkte verlangen können, da die Abnehmer dadurch ihre betrieblichen Risiken mit Blick auf den Handelskonflikt zwischen dem Westen und China senken können.

Entscheidend wird aber sein, wie hoch das Angebot und wie hoch die Nachfrage perspektivisch sein werden. Klar: Die Bedeutung der Seltenen Erden für Wachstumsmärkte wie Energiewende, Digitalisierung und Rüstung ist enorm. Doch wegen der von China seit einigen Jahren forcierten Seltenerd-Schwemme gerieten die Marktpreise deutlich unter Druck. Die westlichen Akteure müssen daher darauf spekulieren, dass sich der politische Konflikt mit China zuspitzt und dessen Seltene Erden mehr und mehr zu einem High Risk Product werden. Entsprechende Aktien aus dem Westen können also dazu dienen, Ihr Depot gegen eine Verschärfung des Handelskonflikts besser abzusichern. Dazu zählen auch Titel wie der US-Seltenerd-Player MP Materials.