Warum der Gaspreisdeckel nichts als nette PR ist
In meinem gestrigen Beitrag hatte ich Ihnen über den europaweiten Gaspreisdeckel geschrieben. Ich hatte Ihnen gezeigt, dass die hohen Gaspreise kein Naturereignis sind und auch nicht hauptsächlich durch den Ukrainekrieg verursacht wurden, sondern durch eine völlig falsche Politik.
Immerhin hat die gleiche Politik jetzt so viel Flüssiggas geordert, dass der Markt darin regelrecht ersäuft und somit die Preise strak zurückgehen. Das war wahrscheinlich keine Absicht, aber es ist effektiv. Bleibt die Frage, ob das so weitergeht. Ich sage: leider nein.
Schuld daran ist ausgerechnet der Preisdeckel, der ja eigentlich dazu da sein soll, die Preise zu begrenzen.
So wird der Gaspreisdeckel zum Bumerang
Dieser Gaspreisdeckel könnte sich allerdings in einer erneuten Mangellage als Bumerang erweisen. Käme es zu einem neuen Preissprung und der Preis bleibt in Europa durch den Preisdeckel fix, obwohl andere Weltregionen viel höhere Preise zahlen, bekommt Europa schlichtweg kein Gas mehr geliefert.
Der Preisdeckel würde es dann den europäischen Importeuren unmöglich machen, konkurrenzfähige Preise für Flüssiggas (Liquid Natural Gas – LNG) zu bieten. Dann würden Verkäufer wie die USA oder Katar ihre Lieferungen einfach nach Asien umleiten, wo sie deutlich höhere Preise erzielen könnten.
Und die europäischen Abnehmer gehen dann leer aus. Dann würde sich wahrscheinlich ein Schattenmarkt unter Umgehung des Preisdeckels bilden, wo sehr viel höhere Preise aufgerufen werden. Besser teures Gas als gar kein Gas. Dann wäre aber auch der Preisdeckel hinfällig.
Warum der Gaspreisdeckel nichts als nette PR ist
Die LNG-Importeure aus Europa und Asien konkurrieren nämlich um Lieferungen derselben Exporteure. Importeure aus beiden Regionen wetteifern um das knappe Gut. Den Zuschlag bekommt immer der, der den besseren Preis bietet.
Für den Fall eines solchen Bieterwettstreites hat die EU dann auch ein Aussetzen des Preisdeckels vorgesehen. Sie räumt damit aber bereits die Wirkungslosigkeit des Preisdeckels ein. Wenn er gerade dann ausgesetzt wird, wenn er eigentlich gebraucht würde, ist ein solcher Mechanismus völlig nutzlos. Mit anderen Worten: der europäische Gaspreisdeckel ist nette PR, in der Praxis aber völlig nutzlos.
Merke: Der schönste Deckel nützt nichts, wenn ich keine Ware bekomme und meine Wirtschaft zusammenbricht. In der EU geht es übrigens eine Wirtschaftsleistung von satten 17 Bio. Dollar, die auf dem Spiel steht, weil sie vom Gas abhängig ist.
Gegen hohe Preise ist ein Mittel aber sehr effektiv: nämlich für mehr Angebot zu sorgen. Das gilt übrigens auch für Strom. Es soll ja immer noch Politiker geben, die funktionierende Atomkraftwerke mitten in einer Energiekrise mit astronomischen Preisen abschalten wollen.