Uran-Aktien: Australien als neuer Atomstrom-Player?

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In vielen Ländern erlebt die Atomkraft derzeit ihren zweiten Frühling, etwa in den USA, Frankreich, China oder Russland. Doch es gibt auch Staaten, die bislang einen großen Bogen um die Nuklearenergie gemacht hatten, nun aber erstmals einen Einstieg erwägen. Darunter: Australien.

Gerade mit Bezug zum Rohstoffbereich bzw. Uran ist die mögliche Hinwendung der Australier in Richtung Atomkraft höchst interessant. Dazu aber gleich mehr.

Für 211 Mrd. USD: Opposition fordert Beginn des Atomstrom-Zeitalters in Australien

Zunächst: Die Liberal National Coalition (LNP) hatte vor Weihnachten einen umgerechnet 211 Milliarden US-Dollar teuren Plan vorgelegt, um eine große Atomkraftindustrie mit den Mitteln der Steuerzahler in Australien aufzubauen. Die LNP ist Australiens größte Oppositionsgruppe und besteht aus Parteien, die dem konservativen und liberalen Spektrum zuzuordnen sind.

Deren Vorsitzender Peter Dutton betonte das Potenzial der Atomkraft für die Wirtschaft und die Energiesicherheit Australiens. Die Kernenergie werde den „wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes für das nächste Jahrhundert untermauern“, so der Politiker laut einem Bericht von Bloomberg. „Sie wird die Elektrizität zuverlässig machen. Sie wird sie konsistenter machen. Sie wird sie für die Australier billiger machen, und uns bei der Dekarbonisierung helfen.“

Fossile auf dem Rückzug: Nuklearkraft als Ergänzung zum Ökostrom?

Apropos Dekarbonisierung: In Australien, traditionell sehr stark abhängig von fossilen Energieträgern, sinkt der Anteil der Kohleverstromung seit ein paar Jahren. Dieser Niedergang soll 2025 und darüber hinaus fortgesetzt werden, auch weil viele der Kohlekraftwerke spürbar in die Jahre gekommen sind. Als Ausgleich forciert die aktuelle Labor-Regierung einen massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien – kein Wunder, bietet das Land doch sehr attraktive Bedingungen sowohl für die Wind- als auch die Solarkraft.

Oppositionsführer Dutton will jenen grünen Boom nun zwar beibehalten, diesen aber im Unterschied zur Labor Party durch die Atomkraft ergänzen. Nach seinem Plan soll das erste Atomkraftwerk 2036 in Betrieb gehen. Bis zur Jahrhundertmitte sollen insgesamt sieben Meiler aufgebaut werden.

Das Problem: Die Atomkraft ist in Australien sehr umstritten. Die regierende Labor-Partei lehnt diese Art der Stromgenerierung wie erwähnt ab. Seit 1998 ist die Nuklearenergie in Australien gar per Gesetz geächtet – ebenso die Nutzung von Uran als Kernbrennstoff.

Australien ist bereits viertgrößter Uranproduzent

Das ist umso ambivalenter, da Australien längst einer der wichtigsten Grundstoff-Produzenten der globalen Nuklearindustrie ist. 2022 war das Land der viertgrößte Uranförderer der Welt. Das Flaggschiffprojekt hört auf den Namen Olympic Dam und befindet sich im Bundesstaat South Australia. Die gigantische Mine gehört zum Rohstoffkonzern BHP und beherbergt nicht nur eine der größten Lagerstätten für Gold und Kupfer, sondern auch die weltweit umfangreichsten Uranressourcen.

Doch damit ist das Potenzial des Landes freilich noch nicht erschöpft. Es wird geschätzt, dass Australien insgesamt über die größten Reserven verfügt. Etwa 28 % der weltweiten Uranreserven sollen in dem Land schlummern. In Teilen Australiens – etwa in Queensland – ist auch der Abbau von Uran allerdings nach wie vor verboten.

Die Oppositionsgruppe LNP fordert deshalb mit Unterstützung der dortigen Bergbaulobby nicht nur eine Aufhebung sämtlicher Uranverbote im Bereich der Nutzung, sondern auch in der Förderung. Der Clou: Australien könnte damit nicht nur seinen eigenen (möglichen) Uranbedarf stillen, sondern auch seine Rolle als Exporteur ausbauen und so vom Wiedererstarken der Kernkraft rund um den Globus profitieren. Viele Experten trauen dem Kernbrennstoff über viele Jahr hinweg hohe Marktpreise zu, was dem australischen Staat und nicht zuletzt den beteiligten Unternehmen zugutekommen würde.

Westaustralien: Projekt Yeelirrie von Cameco in Lauerstellung

Interessant in dem Kontext ist beispielsweise das Projekt Yeelirrie im Bundesstaat Westaustralien, wo der Uranbergbau bis dato ebenfalls verboten ist. Die Uranlagerstätte war 1972 entdeckt und anschließend von BHP erworben worden. 2012 hatte sich dann der kanadische Uranriese Cameco Yeelirrie einverleibt und ist nun der 100 %-Besitzer der bislang unerschlossenen Lagestätte.

Das Projekt hatte zwar bereits Umweltgenehmigungen erhalten, die Erlaubnis zur Entwicklung und dem späteren Betrieb der Mine ist wegen des Uranverbots allerdings immer noch in der Schwebe. Cameco könnte also – ähnlich wie andere Akteure in Westaustralien – bei einem möglichen Regierungswechsel in Canberra darauf hoffen, mit Yeelirrie endlich durchstarten zu können.

Mehrheit der Australier inzwischen offenbar von Nuklearenergie überzeugt

Im Mittelpunkt steht nun die Parlamentswahl 2025. Die Oppositionsgruppe LNP hat die Atomkraft längst zum Wahlkampfthema gemacht. Tatsächlich ist die Unterstützung in der Bevölkerung mittlerweile vorhanden.

Laut der australischen Denkfabrik Lowy, die regelmäßig repräsentative Umfragen zu wichtigen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen durchführt, gaben 2024 insgesamt 61 % der Australier an, die Nutzung der Kernenergie als Stromquelle „etwas“ (34 %) oder „stark“ (27 %) zu unterstützen. Zum Vergleich: Noch Anfang der Zehnerjahre hatte sich die Mehrheit der Australier entschieden gegen die Atomkraft ausgesprochen.

Befürworter sehen in dieser Form der Stromerzeugung einen wichtigen Faktor zur Stabilisierung der Energiesicherheit – gerade mit Blick auf die volatilen Erneuerbaren Energien. Dass der Aufbau einer großen Nuklearindustrie mit erheblichen Kosten auch für den Steuerzahler einhergehen würde, scheinen die meisten Menschen in Australien in Kauf zu nehmen, ebenso die unvermeidliche Umweltproblematik rund um Atommüll.

Das zeigt sich auch anhand der politischen Umfragen. Derzeit ist die LNP im politisch wichtigen Zweiparteien-Vergleich der Labor Party in den meisten Erhebungen voraus, wenn auch teils knapp (Stand: 16.12.2024).

Mein Fazit für Sie

Die Chancen stehen also gar nicht so schlecht, dass Australien tatsächlich in ein Zeitalter der Atomenergie eintritt. Für die weltweite Nachfrageperspektive rund um Uran inklusive dessen Marktpreis wäre ein solcher Schritt erneut äußerst belebend.

Neben den bestehenden Uranprojekten, die in Australien aktuell auf Eis liegen, dürften ziemlich schnell auch neue Projekte aus dem Boden gestampft werden. Gerade in den westaustralischen Bergbaugebieten, wo es bereits eine umfangreiche Infrastruktur gibt, dürften neue Explorateure auf den Plan treten, um mit Unterstützung der Regierung interessante Lagerstätten zu erkunden und später zur erschließen.

Achten Sie als Anleger unbedingt auf dieses mögliche Mega-Potenzial und behalten Sie die Parlamentswahl 2025 im Hinterkopf. Diese soll spätestens bis zum 17. Mai stattfinden.