Uran-Aktien: Atomkraft-Turbo in den USA

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„Die Regierung der USA hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 200 GW an neuer Nettokapazität an Kernenergie bereitzustellen, was einer Verdreifachung der Kernenergiekapazität gegenüber 2020 entspricht.“

USA setzen wieder verstärkt auf Atomkraft

Dieses Zitat stammt aus einem Strategiepapier, dass die US-Regierung unter Joe Biden Ende November 2024 – also kurz vor ihrem Abtritt – veröffentlichte. Das Rahmenwerk ist eines der stärksten Bekenntnisse pro Atomkraft in einem westlichen Staat in den letzten Jahren.

Demnach sollen in den USA in den nächsten Jahrzehnten etliche neue Reaktoren gebaut sowie ältere Meiler modernisiert oder gar nach ihrer bereits erfolgten Abschaltung reaktiviert werden. Die Agenda Bidens wird im Prinzip vom neuen Präsidenten Donald Trump fortgesetzt, weshalb der US-Atomkraftbranche nun ein zweiter Frühling bevorsteht.

Die in den letzten Jahren eher rückläufige nukleare Stromproduktion könnte also wieder auf Wachstumskurs gebracht werden. Für Sie als Rohstoff-Anleger ist das eine gute Nachricht. Dazu aber gleich mehr.

Atomkraftwerk Palisades wurde 2022 abgeschaltet

Exemplarisch für die atomare Renaissance ist das Kernkraftwerk Palisades am Ostufer des Michigansees im gleichnamigen Bundesstaat Michigan. Der Meiler hatte Anfang der 1970er-Jahre seinen kommerziellen Betrieb aufgenommen. 2007 hatte die Atomregulierungsbehörde NRC eine Verlängerung der Lebensdauer um 20 auf 60 Jahre genehmigt und damit erlaubt, den Betrieb bis März 2031 fortzusetzen.

Doch der Betreiber Entergy wollte nicht so lange warten und nahm die Anlage bereits im Mai 2022 vom Netz. Hauptgrund hierfür war offenbar ein Dichtungsproblem an einem Steuerstab, das die Sicherheit beeinträchtigte. Auch hatte Entergy bereits in den Jahren zuvor betont, den Meiler früher als geplant stillzulegen, da die Stromerzeugung aus Atomkraft gegenüber Gas und erneuerbaren Energien nicht mehr wettbewerbsfähig gewesen sei.

Reaktivierung noch 2025 angedacht

Doch mit Unterstützung der Politik gibt es nun eine Kehrtwende. 2022 hatte das Unternehmen Holtec das Kernkraftwerk von Entergy übernommen und sollte zunächst dessen Rückbau verantworten. Inzwischen aber ist Holtec mit der Reaktivierung betraut. Hierfür hat das US-Energieministerium dem Unternehmen ein Darlehen in Höhe von insgesamt 1,52 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt, wovon kürzlich die zweite Zahlung über fast 57 Millionen genehmigt wurde.

Palisades wäre das erste Kernkraftwerk in den USA, das nach Stilllegung des Betriebs reaktiviert würde. Holtec will den Reaktor noch im laufenden Jahr erneut hochfahren und damit 800 Megawatt Stromerzeugung zurück ans Netz bringen. Perspektivisch will das Unternehmen zwei neue, wesentlich kleinere Reaktoren als Ergänzung errichten, sogenannte Small Modular Reactors (SMRs) mit jeweils 300 Megawatt Nennleistung.

Die staatliche Unterstützung jedenfalls geht noch weit über die genannten 1,52 Milliarden Dollar hinaus. So wird auch der Bundesstaat Michigan 150 Millionen Euro direkte Subvention zuschießen. Zudem will das Landwirtschaftsministerium weitere 1,3 Milliarden Dollar zwei Energiegenossenschaften zur Verfügung stellen. Diese sollen den Atomstrom von Palisades abnehmen und dank der staatlichen Mittel günstiger an die Endverbraucher verkaufen können.

Stromfresser KI-Boom: Big Tech setzt auf Kernkraft

Hintergrund der Atomkraft-Offensive ist der wachsende Stromhunger der USA auch mit Blick auf den KI-Boom. Vor allem die hochmodernen Rechenzentren, in denen KI-Systeme trainiert werden, erfordern rund um die Uhr gigantische Mengen an Strom. Kein Wunder also, dass Big Tech in Sachen Nuklearkraft inzwischen tatkräftig mitmischt.

So will Microsoft dazu beitragen, ein anderes Atomkraft (Three Mile Island) wieder in Betrieb zu nehmen. Konkurrent Meta will sich gar einen eigenen Meiler neu bauen lassen, während Google und Amazon verstärkt auf die genannten SMRs abzielen.

Erst vor wenigen Tagen haben sich Meta, Google und Amazon dafür ausgesprochen, dass die Kernkraft auch auf globaler Ebene bis Mitte des Jahrhunderts verdreifacht werden soll. Die Konzerne sehen in der lokal CO2-freien Atomkraft eine Möglichkeit, die Stromversorgung ihrer Rechenzentren zu dekarbonisieren – als Ergänzung zu den erneuerbaren Energien.

Starke Chancen für den Uranpreis

Für Sie als Rohstoff-Anleger geht der neue Atomkraft-Boom in den USA mit starken Chancen einher. Denn: Die USA werden in den kommenden Jahren wohl wesentlich mehr Uran benötigen, als dies ohnehin schon der Fall ist.

Hinzu kommt, dass die Amerikaner auch bezüglich des Kernbrennstoffs immer protektionistischer werden. So sollen zunächst die Uranimporte des großen Lieferanten Russland gestoppt werden. Diese sind momentan unter bestimmten Voraussetzungen noch möglich. Bis 2028 sollen die russischen Einfuhren dann komplett verboten werden. Nicht zuletzt dürfte Trumps aggressive Zollpolitik gegen den wichtigen Verbündeten und ebenfalls großen Uranlieferanten Kanada die Versorgung verengen.

Welche Uran-Aktien profitieren könnten

Die Folge: Uran wird in den USA wohl merklich teurer, wovon vor allem jene wenigen Unternehmen profitieren, die den Rohstoff in dem Land fördern oder dies zumindest in naher Zukunft vorhaben. Dazu zählen unter anderem Uranium Energy, Energy Fuels, aber auch der kanadische Großkonzern Cameco, der in den USA ebenfalls bedeutende Uranprojekte betreibt. Zudem ist Cameco an dem US-Reaktorhersteller Westinghouse beteiligt, der im Zuge der Atomkraft-Renaissance florieren dürfte.

Während Ihnen der Uransektor in den USA aus den genannten Gründen meiner Meinung nach Bonus-Renditechancen bietet, ist der Rohstoff aber auch auf globaler Ebene einer der aktuell interessantesten. So erwartet die World Nuclear Association, dass die weltweite Urannachfrage bis Ende der 2020er-Jahre um mehr als ein Viertel zulegen wird. Das Umfeld ist also sehr vielversprechend.