Trump zündet Kohle-Turbo: Doch geht das Kalkül auf?

Kohle
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Schauen Sie sich einmal diesen Chart an (Stand: 09.04.2025, 9:00 Uhr, Tradegate).

Quelle: www.aktienscreener.com

Sie sehen die Aktienentwicklung des US-Kohlekonzerns Peabody Energy seit Mitte 2024. Die beiden eingezeichneten Pfeile markieren jeweils einen starken Kursanstieg – bedingt durch zwei wichtige politische Ereignisse. Erstens: die Wahl Donald Trumps im November 2024. Zweitens: ein Dekret, dass der US-Präsident an diesem Dienstag unterzeichnet hat.

Peabody Energy: US-Kohlebranche in der Krise

Zunächst für Sie zur Einordnung: Peabody mit Sitz in Missouri ist das größte private Kohlebergbauunternehmen der Welt. In den USA betreibt der Konzern Minen unter anderem in Alabama, Indiana, New Mexico und Colorado. Hinzu kommen Standorte in Australien.

Der größte Bergbau des Unternehmens ist die North Antelope Rochelle Mine in Wyoming, die allein im Jahr 2023 rund 62 Millionen Tonnen Kohle gefördert hatte. Insgesamt verfügt Peabody über 2,4 Milliarden Tonnen an nachgewiesenen und wahrscheinlichen Kohlereserven (Stand: 2022).

Doch die Geschichte des Konzerns ist von vielen Rückschlägen geprägt. 2016 hatte Peabody Insolvenz anmelden müssen – bedingt durch die hohen Schulden und einen heftigen Preisverfall infolge nachlassender Kohlenachfrage. Diese Flaute traf freilich auch die Branche als Ganzes. Allein zwischen 2012 und 2022 gingen in den USA mindestens 60 Kohlefirmen bankrott. Das Zeitalter des fossilen Brennstoffs schien auszulaufen.

Peabody jedoch konnte sich zurückkämpfen. 2017 ging das restrukturierte Unternehmen aus dem Insolvenzverfahren hervor und konzentrierte sich fortan stärker auf Exportmärkte vor allem in Asien und auf metallurgische Kohle, die zur Stahlherstellung gebraucht wird. 2022 erlebte der Konzern dann einen regelrechten Boom, nachdem die weltweiten Kohlepreise infolge des Ukraine-Kriegs nach oben geschnellt waren.

Trump-Wahl hatte Hoffnung geschürt

Die anschließende Korrekturphase endete dann zunächst mit der US-Wahl im letzten November, bei der sich bekanntlich Donald Trump deutlich durchsetzen konnte. Der Politiker gilt als ausgewiesener Gegner der Erneuerbaren Energien und als Unterstützer der US-Kohlebranche.

Die Aktie stieg daraufhin zunächst deutlich (erster Pfeil), musste in den Monaten danach aber wieder starke Einbußen hinnehmen, auch wegen des anhaltenden Preisdrucks bei der Kohle und nicht zuletzt wegen Trumps Zollpolitik, die konjunkturelle Unsicherheiten schürt.

Umwelt und Klima egal: US-Präsident zündet Kohle-Turbo

Nun aber hat Trump der Aktie ein Geschenk gemacht, wie Sie anhand des zweiten Pfeils sehen können. Am Mittwochvormittag stand der Titel im deutschen Tradegate-Handel mit satten 20 % im Plus, während der sonstige Aktienmarkt erneut unter die Räder geriet.

Was war passiert? Trump hat am Dienstag im Rosengarten des Weißen Hauses ein Dekret signiert, das den strauchelnden Kohlesektor in den USA wiederbeleben soll. Demnach hat der Präsident die Behörden angewiesen, die unter der Obama-Regierung etablierten Beschränkungen für den Kohlebergbau wieder aufzuheben. Zudem soll das Innenministerium Kohlevorkommen in Bundesgebieten lokalisieren und seinerseits regulatorische Hürden für den Bergbau beseitigen.

„Wir werden die Bergleute wieder an die Arbeit bringen“, sagte Trump, der bei der Unterzeichnung des Dekrets von etlichen Kohlekumpeln mit Schutzhelmen umgeben war.

Der Bund ist in den USA traditionell ein wichtiger Akteur im Kohlebergbau. 1990 hatte es noch knapp 490 Pachtverträge für Bundesgebiete gegeben. Aufgrund des erwähnten Niedergangs der Branche sank die Anzahl dieser Verträge bis 2023 allerdings auf rund 280.

Doch Trumps Dekret geht noch weiter: Der Präsident wies darin auch das neu gegründete National Energy Dominance Council an, die Kohle als kritisches Mineral einzustufen. Damit würde der fossile Rohstoff mit jenen Metallen gleichgesetzt werden, die z.B. für die Energiewende und militärische Aufrüstung wichtig sind. In der Folge können Kohle-Projekte stark subventioniert werden.

Der Kohlebergbau ist die eine Seite, die Verstromung die andere. Auch hier soll es laut Trump aber eine Renaissance gehen. Das Energieministerium soll prüfen, inwieweit neue Meiler gebaut bzw. ältere Kraftwerke reaktiviert werden können. Unterstützung gibt es hierfür von der Umweltschutzbehörde EPA, die inzwischen von Trump-Anhängern kontrolliert wird. Die Behörde arbeitet bereits daran, die ökologischen Regularien für Kohlekraftwerke zu lockern.

Mein Fazit für Sie

Klar: Trumps Bekenntnis zur Kohle unterstützt die Perspektive der Peabody-Aktie, was die Börse direkt eingepreist hat. Vor allem im Kontext der massiv steigenden Stromnachfrage im Zuge des KI-Booms könnte eine erneut stärkere Hinwendung in Richtung Kohle die Energiesicherheit der USA verbessern.

Jetzt auf US-Kohleaktien zu setzen, ist für Sie als Anleger trotzdem nicht ohne Risiko. Bereits in seiner ersten Amtszeit war es Trump nicht gelungen, die Branche nachhaltig wieder auf Kurs zu bringen, auch weil die Erneuerbaren Energien und vor allem das erschwingliche Erdgas ihren Siegeszug fortsetzten.

Auch bleibt zu konstatieren, dass sich die USA nun noch weiter von den internationalen Klimazielen entfernen. Das aber stößt auf erhebliche Kritik der Opposition in Washington. Heißt: Ein möglicher künftiger Präsident der Demokraten könnte Trumps Kohle-Boost ebenfalls per Dekret einfach wieder rückgängig machen. Eine wirklich langfristige Zukunftsgarantie gibt es für Unternehmen wie Peabody somit kaum.

Hier kommt erschwerend hinzu, dass der Aufbau neuer Produktionskapazitäten trotz Deregulierung einige Zeit und viel Geld beansprucht. Mit Blick auf das volatile politische Umfeld offenbaren sich also durchaus beachtliche Risiken.

Nicht zuletzt gibt es gerade im Bergbau mitunter eine signifikante Divergenz zwischen Produktion und Profitabilität. Stiege die Produktion zu stark, könnte der Kohlepreis weiter unter Druck geraten, was letztendlich die Gewinnmargen von Peabody in Bedrängnis bringen würde. Trump selbst spricht sich übrigens stark dafür aus, die Preise für fossile Energierohstoffe zu drücken – neben der Kohle gilt das auch für Erdöl und Erdgas.

Die Aktie bleibt meiner Meinung nach also ein heißes Eisen.