Steigt der Ölpreis weiter an?

Inhaltsverzeichnis

Die Ölpreise schlossen die vergangene Woche mit deutlichen Zugewinnen ab. So stieg sowohl WTI-Öl als auch Brent jeweils auf das höchste Niveau seit November 2015. Die Ölpreise profitieren dabei derzeit von einer Reihe ungeplanter Produktionsausfälle einerseits und sinkenden US-Lagerbeständen andererseits.

In Kanada haben Waldbrände die dortigen Produktionsanlagen lahm gelegt. Der Internationalen Energieagentur zufolge belaufen sich die Ausfälle dadurch auf 660.000 Barrel pro Tag in diesem Monat. Zudem produzieren Nigeria, Libyen und Venezuela aufgrund von Unruhen und Problemen finanzieller Natur derzeit rund 450.000 Barrel weniger pro Tag als noch vor einem Jahr.

Dadurch sinkt das weltweite Überangebot trotz der steigenden Ölproduktion im Iran. Dort wurden laut Internationaler Energieagentur im April rund 300.000 Barrel pro Tag mehr produziert.

Aus den USA berichtete zudem das US-Energieministerium von einem Abbau der US-Rohöllagerbestände in Höhe von 3,5 Millionen Barrel. Erwartet worden war dagegen sogar ein Anstieg. Somit zeigt sich immer deutlicher, dass der Rückgang der US-Bohraktivitäten sich nun auch in der US-Ölproduktion niederschlägt. Diese ist inzwischen 9 Wochen in Folge gesunken und liegt derzeit mit 8,8 Millionen Barrel pro Tag auf dem niedrigsten Niveau seit September 2014.

Brent zur Lieferung im Juli handelt aktuell bei 48,99 US-Dollar pro Barrel an der ICE. WTI zur Lieferung im Juni notiert derzeit bei 47,29 US-Dollar pro Barrel an der NYMEX.

Brent-Ölpreis in USD/Barrel in der letzten Woche

Ölpreis

Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Die temporären Produktionsausfälle in Kanada, Nigeria, Libyen oder Venezuela halten nicht ewig. Es ist nach wie vor die US-Produktion, die das Zünglein an der Waage bedeutet. So lange diese weiter rückläufig ist, dürfte dies die Ölpreise stützen.

Entsprechend erwartet auch die US-Energiebehörde EIA in ihrer aktuellen Prognose für das laufende Jahr einen Rückgang der US-Rohölproduktion um 860.000 Barrel pro Tag. Allerdings hat die EIA für das kommende Jahr ihre Produktionsschätzung um 150.000 Barrel pro Tag nach oben revidiert.

So erwartet die EIA für 2017 nur noch einen Rückgang um 410.000 Barrel pro Tag – Grund ist der Anstieg der Ölpreise. Dies zeigt bereits die Crux an der Sache: Sollten die Ölpreise zu schnell zu stark steigen, könnte dadurch der Rückgang der Produktion wieder gefährdet werden, was zu zwischenzeitlichen Preisrückgängen führen kann.

Edelmetalle: Gold

Der Goldpreis entwickelte sich in der vergangenen Woche ebenfalls stärker. Dies trotz zwischenzeitlichem Gegenwind durch einen starken US-Dollar. Grund dafür ist eine starke Nachfrage.

Den aktuellen Daten des World Gold Council zufolge ist die globale Goldnachfrage im 1.Quartal 2016 um satte 21% gegenüber dem 1.Quartal des Vorjahres auf 1.290 Tonnen gestiegen. Das entspricht dem höchsten Wert für ein erstes Quartal und dem zweithöchsten Wert überhaupt. Insbesondere die Nachfrage nach Münzen, Barren und ETFs zeigte sich überaus stark und stieg um sage und schreibe 122% auf 618 Tonnen.

Dagegen zeigte sich die Schmucknachfrage eher verhalten und sank um 19%. Dies ist zu einem Großteil auch auf Indien zurückzuführen, wo die Goldnachfrage um 39% sank.

Allerdings geht das World Gold Council davon aus, dass sich die indische Goldnachfrage im zweiten Halbjahr deutlich erholen dürfte. Zum einen ist ein Großteil de Nachfragerückgang auf den Streik der indischen Juweliere zurückzuführen, zum anderen dürfte eine gute Monsun-Saison die Ernten stützen und Geld in die Kassen der Bevölkerung spülen, was dann angesichts der Feiertage in der zweiten Jahreshälfte in Indien traditionell in Gold angelegt wird.

Gold handelt aktuell bei 1.286,40 US-Dollar pro Feinunze.

Goldpreis in USD/Unze in der letzten Woche

Goldpreis_Woche

Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Der Goldpreis dürfte vorerst weiterhin Unterstützung finden.

Industriemetalle: Zink

Übergeordnet standen die Industriemetallpreise in der vergangenen Woche entlang eines stärkeren US-Dollar überwiegend unter Druck. Im Wochenvergleich konnte nur Zink noch einen Gewinn verbuchen.

Hauptsächlich dürften die Verluste der letzten Woche auf Gewinnmitnahmen der Spekulanten zurückzuführen sein, die in einigen Metallmärkten hohe Long-Positionen aufgebaut hatten. Dabei waren zwischenzeitlich schwächere Aktienmärkte ausschlaggebend für die Gewinnmitnahmen.

Dagegen gab es an der metallspezifischen Nachrichtenfront eher positive News zu vermelden. Zum einen meldete China, in den nächsten 3 Jahren fast 5 Billionen CNY in die Transportinfrastruktur investieren zu wollen, was zu einer steigenden Nachfrage nach Industriemetallen führen wird.

Zum anderen erklärte der weltweit größte Rohstoffhändler und -Produzent Glencore, dass es in den kommenden Jahren bei einigen Metallmärkten zu strukturellen Angebotsdefiziten kommen wird. Das größte Defizit erwartet Glencore im Zinkmarkt. Darauf reagierte der Zinkpreis mit einem Anstieg um über 3% innerhalb eines Tages.

Zink handelt derzeit bei 0,8558 US-Dollar pro Pfund.

Zinkpreis in USD/Pfund in den letzten 30 Tagen

Zinkpreis

Quelle: kitcometals.com

Ausblick

Mittelfristig dürften die Industriemetallpreise wieder zu einer ernsthaften Erholung ansetzen.

Agrarrohstoffe: Zucker

Der Zuckerpreis ist in der vergangenen Woche erneut sprunghaft gestiegen und erreichte wieder das 20-Monats-Hoch von Anfang Mai.

Grund dafür sind Meldungen aus Brasilien und Indien, wonach die widrige Wetterverhältnisse die Ernte stören. So verzögern derzeit starke Regenfälle die laufende Zuckerrohrernte in der brasilianischen Hauptanbauregion Center-South. In Indien dagegen ist es die aktuelle Trockenheit, welche den Pflanzen zusetzt und die Sorgen in Bezug auf sinkende Ernteerträge schürt.

Unterstützend wirkt auch der fortgesetzte Anstieg des brasilianischen Real, der Zuckerexporte für brasilianische Verarbeiter unrentabler macht und stattdessen eher die heimische Ethanolproduktion begünstigt. Der Anstieg des Real ist insbesondere auf die Amtsenthebung der brasilianischen Staatspräsidentin Rousseff zurückzuführen, die sich als wenig wirtschaftsfreundlich gezeigt hatte.

Zucker zur Lieferung im Juli handelt aktuell bei 16,18 US-Cent pro Pfund an der ICE.

Zuckerpreis in USD/Pfund in der letzten Woche

Zuckerpreis

Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Der Zuckerpreis dürfte vorerst noch weiterhin Unterstützung finden, so lange der Markt defizitär bleibt.