Seltene Erden: Bahnbrechende Entwicklung in Deutschland?

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Der Elektromotor ist die Zukunft unserer Mobilität. Bevor dieser jedoch wie der Verbrennungsmotor serienmäßig, vielleicht sogar ausschließlich, verbaut wird, müssen noch einige Probleme aus dem Weg geräumt werden.

Kopfzerbrechen bereitet Autobauern und Forschern die Verwendung von sogenannten Seltenerdmetallen, auch als Seltene Erden bekannt. Für den Betrieb von E-Motoren sind (noch) Hochleistungsmagnete erforderlich, in denen die Seltenerdmetalle Neodym, Praseodym und Dysprosium enthalten sind. Im elektrischen Antriebsstrang eines Personenwagens stecken bis zu fünf Kilogramm dieser Metalle, die nahezu ausschließlich in China gewonnen werden. Wenn Europa weiter E-Autos bauen will, ist unser Kontinent darauf angewiesen, dass China liefert. Europa ist also abhängig von den Launen eines Landes, das sich immer stärker geopolitisch vom Westen distanziert.

Abhängigkeit von China reduzieren

Kein Wunder, dass hierzulande händeringend Alternativen gesucht werden. Ein Abbau von Seltenen Erden in westlichen Ländern gestaltet sich als schwierig, weil China aufgrund mangelnder Umweltstandards erheblich günstiger produzieren kann. Wegen der höheren Kosten wären westliche Unternehmen kaum konkurrenzfähig und selbst wenn die Abnehmer die höheren Preise bezahlen würden: Minenprojekte haben eine Vorlaufzeit von 15 Jahren – für eine kurzfristige Lösung ist also die eigene Produktion auf keinen Fall geeignet.

Ein Elektromotor, der ganz ohne Seltenerd-Magneten auskommt, könnte ebenfalls eine Alternative sein. Viele Unternehmen forschen in diesem Bereich. Dem deutschen Unternehmen Veekim aus dem niedersächsischen Hodenhagen nördlich von Hannover könnte jetzt der Durchbruch gelungen sein.

Sind Ferritmagnete die Zukunft?

Die Firma setzt bei seinen Elektromotor-Komponenten auf Ferritmagnete, die unter anderem aus Eisenoxid bestehen. Solche Magnete sind keine neue Erfindung. Bisher wurden sie in Elektromotoren jedoch eher nicht verbaut, weil diese im Vergleich zu Motoren mit Neodym-Eisen-Bor-Magneten deutlich leistungsschwächer sind. Veekim-Gründer Peter Siegle hat laut eigenen Angaben das Problem der Leistungsschwäche in den Griff bekommen. Er habe den Motor drei Jahre lang weiterentwickelt und acht Millionen Euro investiert. Nun seien seine Motorkomponenten in der Optimierungsphase. Gemeinsam mit potenziellen Kunden teste er die Prototypen und passe sie an die jeweiligen Bedürfnisse an. Dabei arbeite er mit zwei der zehn größten Autokonzerne zusammen.

„Unsere Motoren sind zehn bis 30 Prozent günstiger und dennoch genauso stark“, wird der Gründer im Handelsblatt zitiert.

Experten schließen nicht aus, dass durch eine clevere Weiterentwicklung ein Motor mit einem Ferritmagneten die gleiche Leistung bringen könnte wie einer, der mit einem Seltenerd-Magneten betrieben wird. Was Veekim da auf den Weg gebracht hat, klingt auf jeden Fall nach einer hochinteressanten Entwicklung, die Beachtung verdient.

Forschungen laufen auf Hochtouren

Andere Unternehmen arbeiten ebenfalls an Elektromotoren, die ohne Seltene Erden auskommen sollen. Die Ansätze sind unterschiedlich. Der deutsche Zulieferer ZE forscht an einem Motor ohne Magnet. Die US-Firma Niron Magnetics versucht, die Leistungsfähigkeit von Eisennitrid-Magneten zu verbessern. Zudem testet BMW den Serieneinsatz von Radnabenmotoren, die ohne die begehrten Magnetmetalle funktionieren. Der Motor sitzt hier direkt im Rad und nicht mehr über der Achse. Das hat den Vorteil, dass die Energieverluste minimiert werden.

Seltenerdmetall-Märkte sind für Sie als Investorin oder Investor spannend, genauso wie Unternehmen, die Forschungen betreiben, um die Abhängigkeit von China zu reduzieren.