Seltene Erden: Macht China ernst? Neue Chancen für Sie!

Seltene Erden: Macht China ernst? Neue Chancen für Sie!
peshkov / stock.adobe.com
Inhaltsverzeichnis

Ob in Laptops, Handys, Fernsehern, Elektromotoren, Windkraftanlagen, Brennstoffzellen, Lasersystemen, Sensoren, Radaren, Lampen, Atomreaktoren, Kernspintomographen oder Röntgengeräten: Die sogenannten Seltenen Erden sind unabdingbar für das Funktionieren der modernen Welt.

Ohne diese Metalle würde es keine iPhones von Apple, kein Model 3 von Tesla, keine Kampfjets von Lockheed Martin und keine Windturbinen von Nordex geben.

Seltene Erden: China hat den Westen in der Hand

Zwar sind die Seltenen Erden nicht ganz so selten wir ihr Name vermuten lässt. Dennoch geht mit diesen Rohstoffen ein enormes strategisches Problem einher. Sie werden es vermuten: Im Mittelpunkt steht China. Die Volksrepublik kontrolliert den Großteil der globalen Produktion und Lieferung im Seltenerdbereich. Nach Schätzungen der Behörde US Geological Survey entfielen im letzten Jahr rund 70 Prozent der globalen Produktion von Seltenen Erden auf China. Andere Experten und Datenanbieter sehen indes teils einen noch höheren Marktanteil.

China könnte diese Vormachtstellung nutzen, um die Computerindustrie, die Militärtechnologie und die Energiewende westlicher Staaten empfindlich auszubremsen, indem das Land dem Westen schlicht und ergreifend die Seltenen Erden vorenthält. Zuletzt hatte Peking bereits Exportkontrollen für kritische Rohstoffe wie Germanium, Gallium und Graphit etabliert, um westliche Sanktionen gegen den chinesischen Chip-Sektor zu vergelten.

Neue Exportkontrollen: Peking lässt die Muskeln spielen

Inzwischen kommen offenbar mehr und mehr auch die Seltenen Erden ins Spiel. Laut Medienberichten hat das chinesische Handelsministerium am 7. November die Seltenerdmetalle in eine spezielle Liste aufgenommen. In dieser sind Massengüter inkludiert, vor deren Export die jeweiligen Unternehmen umfangreiche Informationen an die chinesischen Behörden melden müssen.

Hierzu zählen Angaben zur Liefermenge, der konkreten Materialart, der Zusammensetzung und nicht zuletzt der Destination. Chinesische Seltenerdexporteure müssen also gegenüber dem Staat von nun an haargenau offenlegen, welche Mengen zum Beispiel an westliche Abnehmer geliefert werden. Das ist zwar noch längst kein Exportbann. Dennoch ist es als deutliches Warnsignal zu verstehen.

Experten führen die Maßnahme übrigens auf den Mitte November anstehenden Asien-Pazifik-Gipfel (APEC) in San Francisco zurück. Dort sollen US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping zu einem bilateralen Gespräch zusammentreffen. Das Kalkül: Die neuen Seltenerdkontrollen könnten Chinas Verhandlungsbasis stärken und Biden zu Zugeständnissen bewegen.

Hohe Prämien für nicht-chinesische Metalle?

Sie als Anleger können daraus jedenfalls eine wichtige Erkenntnis ableiten. Denn: Westliche Staaten und Industriekonzerne dürften in den kommenden Jahren verstärkt auf nicht-chinesische Seltenerdlieferanten setzen, um die politischen Risiken zu minimieren. Die entsprechenden Seltenerdproduzenten können in der Folge wohl deutlich höhere Preise für ihre Metalle verlangen, wie ein neuer Bericht der Nachrichtenagentur Reuters nahelegt.

Demnach forcieren kanadische, deutsche und australische Explorationsunternehmen sowie Seltenerdverarbeiter Premiumpreise für ihre Produkte. Darunter: die chilenische Firma Aclara Resources, die zwei Seltenerdprojekte in Chile und Brasilien entwickelt. Zuletzt hatte Aclara eine Pilotphase rund um das chilenische Projekt Penco Module abgeschlossen und plant alsbald den Hochlauf der dortigen Förderung. Auf der Landkarte sehen Sie, wo sich dieser Standort befindet:

Ein Bild, das Text, Karte, Schrift enthält.Automatisch generierte Beschreibung

Bildquelle: (https://www.aclara-re.com/pencomodule-overview)

Weitere Unternehmen sind laut Reuters die australische Ionic Rare Earths, die kanadische Neo Performance Materials und die deutsche Vacuumschmelze (VAC). Letzteres Unternehmen mit Sitz in Hanau ist auf die Herstellung von magnetischen Legierungen aus Seltenen Erden spezialisiert. Solche Seltenerdmagnete kommen unter anderem in Motoren und Generatoren zum Einsatz.

Auch bezüglich der Weiterverarbeitung der Seltenen Erden etwa in Magnete ist China bis dato mit Abstand der Weltmarktführer. Nachgelagerte Produzenten wie VAC, die die Magnete außerhalb der Volksrepublik herstellen, können also ebenfalls Preisimpulse erwarten.

Bricht Chinas Preismonopol?

Hintergrund: Die Vormachtstellung Chinas im Seltenerdsektor hat der Volksrepublik eine umfassende Preissetzungsmacht beschert. Die chinesischen Akteure können das globale Preisniveau derzeit nach eigenem Gutdünken steuern. Bislang hat China die Preise vor allem für Seltenerdmagnete künstlich niedrig gehalten, um westliche Konkurrenten davon abzuhalten, in den Sektor zu investieren und somit die eigene Vormachtstellung zu festigen.

Sollten in den kommenden Jahren verstärkt westliche Akteure auf den Markt kommen, könnte das Quasi-Monopol der Chinesen zumindest abgeschwächt werden. Die neuen Exportkontrollen der dortigen Behörden jedenfalls dürften diese Entwicklung beschleunigen. Abnehmer im Westen könnten aus Gründen der Risikominimierung die höheren Preise außerhalb Chinas mitgehen. Die Volksrepublik würde dadurch einen Teil ihrer Preiskontrolle einbüßen.

Mein Fazit für Sie

Aktien nicht-chinesischer Seltenerd-Player sind meiner Meinung nach hoch interessant. Langfristig könnten diese Titel hohe Renditen einbringen – vor allem wenn sich der politische Konflikt zwischen dem Westen und China weiter zuspitzt.

Als Anleger sollten Sie allerdings berücksichtigen, dass die Förderung und vor allem die primäre Weiterverarbeitung der Seltenen Erden mit erheblichen Herausforderungen für die Umwelt einhergehen. Akteure außerhalb Chinas haben deshalb in den letzten Jahren immer wieder auch Probleme gehabt, Genehmigungen für ihre Projekte zu erhalten.

Ob dieses Zaudern angesichts der aggressiven chinesischen Handelspolitik weiterhin angebracht sein kann, muss nun diskutiert werden.