Sand und Kies: Verspielt Deutschland seine Unabhängigkeit?

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Nicht Eisen, nicht Kupfer, nicht Gas oder Öl: Die mengenmäßig wichtigsten Rohstoffe Deutschlands sind Sand und Kies. Jedes Jahr braucht die Bundesrepublik rund 260 Millionen Tonnen dieser beiden essenziellen Ressourcen, ohne die die Baubranche und damit die Wirtschaft als Ganzes schlicht aufgeschmissen wären.

Interessant ist: Deutschland ist bei Sand und Kies und übrigens auch bei anderen Baurohstoffen  im Unterschied etwa zu Metallerzen oder Energierohstoffen von Importen weitestgehend unabhängig. Doch nun schlägt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Alarm.

BGR-Studie: Sand und Kies werden in Deutschland knapper und teurer

In einer Studie haben sich die Experten den zentralen Baurohstoffen Sand und Kies angekommen. Das Ergebnis kurzum: In Deutschland könnten diese Rohstoffe nicht nur knapper, sondern auch wesentlich teurer werden.

Als Grund nannte die BGR unter anderem den wachsenden Widerstand gegen den Erhalt oder den Ausbau heimischer Förderstätten. Aber auch die zu langen Planungsverfahren und die gestiegenen Energiepreise machen eine Förderung in Deutschland offenbar zunehmend unattraktiv.

Sand- und Kiesbranche geht der Platz aus

Es gebe inzwischen erhebliche Probleme bei der Gewinnung von Sand und Kies. Teils ließen sich 50 bis 70 Prozent der Vorkommen nicht mehr fördern. Laut BGR-Wissenschaftler Harald Elsner wird der Platz für die Sand- und Kiesförderung in Deutschland schlicht immer kleiner.

Das habe unter anderem mit dem Ausbau von Wasser-, Natur- und Landschaftsschutzgebieten zu tun. Aber auch neue Schienen, Straßen, Wohngebiete oder Gewerbeareale reduzieren die nutzbare Fläche. Das ist durchaus kurios, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass diese Infrastruktur nur dank Sand und Kies überhaupt gebaut werden konnte. Insbesondere in Bayern und Schleswig-Holstein könnten Kiesunternehmen bereits heute lokal überhaupt kein Abbauland mehr erwerben, warnte Elsner.

Häuslebauer müssen sich auf noch höhere Kosten einstellen

Das alles dürfte zu einem weiteren Preisschock führen. Die BGR schätzt, dass die heute schon höheren Bezugskosten für Betonkies und Betonsand absehbar um weitere 10 bis 15 Prozent im Jahr ansteigen werden.

Das heißt: Die Kosten zum Beispiel für den Bau eines Einfamilienhauses oder eines Bürogebäudes dürften anziehen – zusätzlich zu den Belastungen durch steigende Kreditzinsen.

Deutschland wäre auf mehr Importe angewiesen

Doch das Ganze offenbart noch ein weiteres Problem: Geht die Förderung in Deutschland zurück, muss die Baubranche Sand und Kies in großen Mengen im Ausland einkaufen, um weiterhin geschäftstätig zu bleiben.

Dadurch würde die Bundesrepublik auch hier in politische Abhängigkeiten geraten. Zudem wäre ein verstärkter Import nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern mit Blick auf die dann längeren Transportwege auch eine Mehrbelastung für Umwelt und Klima.

Mein Fazit für Sie

Für die deutsche Wirtschaft sind die Prognosen der BGR keine gute Nachricht. Schauen Sie: Mehr als zehn Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes werden nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums bereits für Baumaßnahmen verwendet Gleichzeitig erbringt das Baugewerbe mehr als sechs Prozent der gesamten Wertschöpfung in Deutschland.

Stiegen die Preise für Sand und Kies nun weiterhin so stark an, wie von der Rohstoffbehörde erwartet, könnte das Bauvolumen in Deutschland zurückgehen, worunter der gesamte Wirtschaftsstandort leiden würde. Das könnte die hierzulande ohnehin drohende Rezession befeuern und nicht zuletzt auch den Aktienmarkt belasten.