Rohstoffhandel 2023: Trotz Gewinnrückgang höchst profitabel

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2023 gilt gemeinhin nicht als das Jahr der Rohstoffe. Kein Wunder, waren die Marktpreise der meisten Grundstoffe gegenüber 2022 doch deutlich gefallen. Doch von einer Katastrophe zu sprechen, wäre reichlich übertrieben, wie nun eine neue Studie der Beratungsfirma Oliver Wyman zeigt.

Neue Studie: Rohstoffhandel 2023 immer noch höchst profitabel

Die Experten haben den Rohstoffhandel 2023 analysiert und sind zum Schluss gekommen, dass die Branche einen Bruttogewinn von mehr als 100 Milliarden USD erzielt hatte. Die Quintessenz: Die Gewinne fielen damit zwar um rund 50 Milliarden USD im Vergleich zu 2022, blieben aber immer noch die zweitbesten in der Geschichte.

Im Bild sehen Sie die Profite der globalen Rohstoffhandelsbranche seit 2018:

Quelle: Oliver Wyman (https://www.oliverwyman.com/our-expertise/insights/2024/mar/commodity-trading-report-2024.html)

2023 war somit immer noch deutlich ertragreicher als 2021 und die Vorjahre. Interessant ist auch die rechte Seite der Grafik. Zu sehen ist, dass die Metalle sowie die Energierohstoffe Gas und Öl auf 5-Jahres-Sicht stärker an Profitabilität eingebüßt haben als die landwirtschaftlichen Grundstoffe. 2023 waren zum Beispiel die Preise für Kakao, Milch und Zucker relativ hoch

Verknappung bei einigen Rohstoffen hält offenbar an

Oliver Wyman führt indes zwei Aspekte an, um die Einbußen des Handels gegenüber 2022 sowie die immer noch historisch gute Ertragslage zu erklären. Erstens sei das Jahr 2022 von außergewöhnlichen Ereignissen geprägt gewesen – allen voran vom Beginn der russischen Invasion in der Ukraine. Dadurch stiegen die Marktpreise insbesondere für Öl und Erdgas massiv an, auch weil die Nachfrageseite wegen der Erholung nach der Corona-Pandemie stark blieb. In der Folge intensivierte sich der Handel mit den fossilen Rohstoffen: Beim Öl etwa erhöhte sich der Handel 2022 um +55 %, beim verflüssigten Erdgas (LNG) um +40 %. Diese Sonderfaktoren haben 2023 wie erwartet nachgelassen – allerdings nicht gänzlich.

Denn: Zweitens blieben die strukturellen Faktoren, die die Rentabilität des Rohstoffhandels unterstützen, intakt. Heißt: Laut Oliver Wyman gibt es bei den wichtigsten Rohstoffen immer noch eine Verknappung und das Risiko einer hohen Volatilität. Die Handelsfirmen könnten diese Schwankungen abermals für sich ausnutzen, vor allem wenn es zu neuen Schocks auf dem Markt kommen würde.

Rohstoffhändler weiterhin auf Boom-Kurs

Insgesamt zeichnen die Analysten von Oliver Wyman ein eher positives Zukunftsbild für diese Unternehmen. Die großen Akteure hätten nach den letzten erfolgreichen Jahren ihre Portfolios deutlich ausgebaut – etwa über den Kauf von Raffinerien, Lagerstandorten, Kraftwerken und kleineren Händlern. Dadurch hat sich der ohnehin gravierende Einfluss der Big Player signifikant vergrößert. Die Weltwirtschaft ist inzwischen noch abhängiger von den relativ wenigen großen Rohstoffhändlern.

Im Folgenden sehen Sie die fünf größten Branchenvertreter nach Umsatz im Jahr 2022:

  1. Vitol (505 Mrd. USD, hauptsächlich Öl- und Erdgas-Handel)
  2. Trafigura (319 Mrd. USD, hauptsächlich Öl- und Erdgas-Handel)
  3. Glencore (256 Mrd. USD, hauptsächlich Handel mit Metallen, Energierohstoffen und Agrarrohstoffen)
  4. Mercuria (174 Mrd. USD, hauptsächlich Handel mit Energierohstoffen und Agrarrohstoffen)
  5. Gunvor (150 Mrd. USD, hauptsächlich Handel mit Erdöl und Metallen)

Diese und andere Konzerne spielen für die Versorgungssicherheit ganzer Staaten eine essenzielle Rolle. Ohne diese strategischen Lieferanten ist die Bedarfsbedeckung in den Bereichen Energie, Metalle und Lebensmittel erheblich gefährdet. Gerade in Zeiten geopolitischer Krisen, steigendem Protektionismus und höherer Nachfrage nach speziellen Energiewendemetallen (z.B. Kupfer) stehen die Rohstoffhändler vor einer neuen Boom-Phase.

Wollen Sie als Anleger mitmischen, müssen Sie ihre Wahl indes einschränken. Viele der großen Rohstoffhändler sind nicht an der Börse notiert. Die wichtigste Ausnahme ist der Schweizer Konzern Glencore. Der Minenbetreiber und Händler hatte kürzlich für 2023 einen deutlichen Gewinnrückgang gemeldet, vor allem wegen Einbußen im Energiehandel. Der Profit blieb trotzdem einer der besten aller Zeiten.

Mein Fazit für Sie

Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben zu erheblichen Verwerfungen der globalen Lieferketten geführt und die großen Rohstoffhändler in die Öffentlichkeit gerückt. Schließlich sind diese Unternehmen ausschlaggebend für die Ernährungs- und Energiesicherheit von Millionen Menschen.

Experten erwarten deshalb, dass die Konzerne künftig noch wesentlich enger mit den Staaten bzw. politischen Akteuren kooperieren werden. Meiner Meinung nach resultieren daraus Vor- und Nachteile für die Unternehmen. Zwar steigt dadurch prinzipiell das Wachstumspotenzial, die Politik könnte aber wegen der wachsenden öffentlichen Aufmerksamkeit und der teils prekären Abhängigkeit die Regularien verschärfen.