Erdöl: Angebotsausfälle bleiben bestehen
Die Ölpreise haben sich in der vergangenen Woche wieder etwas erholt, nachdem noch am letzten Montag Tiefststände seit April verzeichnet worden waren.
Druck auf die Preise brachten zunächst Äußerungen des US-Finanzministers Mnuchin vom vorvergangenen Wochenende, wonach Länder unter gewissen Umständen Ausnahmen von den US-Sanktionen bei den iranischen Ölexporten erhalten können.
Überdies gab es Gerüchte über eine Freigabe von strategischen Ölreserven durch die USA und Berichte über höhere Öllieferungen Saudi-Arabiens an asiatische Kunden. Ebenfalls belastend wirkte ein weiterer Anstieg der US-Schieferölproduktion. Auch die gesamte US-Rohölproduktion stieg weiter an auf nunmehr 11 Millionen Barrel pro Tag. Überdies verzeichneten die USA einen weiteren deutlichen Anstieg der US-Rohölvorräte um 5,8 Millionen Barrel.
Auch von russischer Seite gab es Druck auf die Ölpreise. So soll laut Agenturmeldungen die russische Ölproduktion Mitte Juli 11,22 Millionen Barrel pro Tag erreicht haben. Dies entspricht einer Anhebung um 273.000 Barrel pro Tag gegenüber dem Referenzniveau von Ende 2016. Russland hat damit die im Abkommen vereinbarte Produktionskürzung um 300.000 Barrel pro Tag nahezu vollständig wieder rückgängig gemacht.
Unterstützung boten den Ölpreisen schließlich Äußerungen des OPEC-Gouverneurs von Saudi-Arabien. Dieser sah sich nach dem Preisrutsch vor allem in der vorletzten Woche wohl dazu veranlasst Schadensbegrenzung zu betreiben. So seien Sorgen vor einem durch Saudi-Arabien und seine Partner herbeigeführten deutlichen Überangebot ohne jede Grundlage. Man werde dem Markt nicht mehr Öl zur Verfügung stellen als es die Nachfrage hergibt.
Die robuste Nachfrage und saisonale Faktoren sollen dann in der zweiten Jahreshälfte sogar zu einem deutlichen Rückgang der Lagerbestände führen, was also eher eine Unterversorgung des Marktes zur Folge hätte. Außerdem sollen die saudi-arabischen Ölexporte im Juli auf dem Niveau von Juni verharren. Im August würden sie um 100.000 Barrel pro Tag fallen.
Brent zur Lieferung im September handelt aktuell bei 73,00 US-Dollar pro Barrel an der ICE.
WTI zur Lieferung im September notiert aktuell bei 68,13 US-Dollar pro Barrel an der NYMEX.
Brent-Ölpreis in USD/Barrel in der letzten Woche
Quelle: stockcharts.com
Ausblick
Die Stimmung bestimmt den Markt. Die fundamentale Seite bleibt an zweiter Stelle. Denn während zwar von US-amerikanischer und russischer Seite offenbar alles dafür getan wird die eigenen Marktanteile hochzuschrauben, sorgen die OPEC-Staaten nach wie vor dafür, dass von einer Überversorgung des Marktes keine Rede sein kann.
Vergessen darf man keinesfalls die zahlreichen Angebotsausfälle, die nach wie vor nicht gedeckt sind, wie Streiks in Norwegen, Ausfälle in Libyen und Kanada und die drohenden Angebotseinbußen aufgrund der Sanktionen gegenüber dem Iran (etwaige Ausnahmen dürften hier wohl nur selten und temporär durchgeführt werden).
Edelmetalle: Gold
Der Goldpreis hat sich in der vergangenen Woche etwas stabilisiert, nachdem er zunächst kurzfristig zum ersten Mal seit einem Jahr wieder unter die Marke bei 1.220 US-Dollar pro Unze gerutscht war.
Gegenwind erhielt der Goldpreis zunächst durch einen stärkeren US-Dollar. Dieser erhielt seinerseits Unterstützung durch die Anhörung des Fed-Vorsitzenden Powell vor dem US-Senat, wo dieser einen optimistischen Ausblick für die US-Konjunktur abgab. Entsprechend wird eine Fortsetzung der Zinserhöhungspolitik erwartet.
Unterstützung erhielt der Goldpreis dann zum Ende der Woche, nachdem US-Präsident Donald Trump ein Interview gegeben hatte, in dem er die US-Notenbank Fed kritisierte und erklärte er sehe einen Nachteil für die US-Wirtschaft in steigenden Zinsen und der steigenden US-Währung. Daraufhin wertete der US-Dollar merklich ab, wodurch sich Gold erholte.
Gold handelt aktuell bei 1.231,50 US-Dollar pro Unze.
Goldpreis in USD/Unze in der letzten Woche
Quelle: stockcharts.com
Ausblick
Angesichts der zahlreichen geopolitischen Risiken, welche derzeit global vorherrschend sin, müsste Gold eigentlich massiv nachgefragt werden. Früher oder später wird der Goldpreis in eine massive Erholung übergehen.
Industriemetalle: Zink
Der Rückgang bei den Industriemetallpreisen konnte in der vergangenen Woche etwas abgebremst werden. Unter Druck stehen die Preise übergeordnet aufgrund des Handelskrieges ausgehend von den USA insbesondere mit China. Dieser dürfte das globale Konjunkturwachstum verlangsamen, was sich möglicherweise dann auch auf die Nachfrage nach Industriemetallen auswirken könnte. Unterstützung erhielten die Preise übergeordnet zum Ende der Woche aufgrund eines schwächeren Dollars.
Aber auch von fundamentaler Seite gab es Nachrichten. So gab beispielsweise das Nationale Statistikbüro in China bekannt, dass die chinesische Zinkproduktion im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 5% auf 475.000 Tonnen gefallen ist. Darüber hinaus macht der Preisverfall Produktionskürzungen in China wahrscheinlicher. Ende Juni hatten die chinesischen Zinkschmelzen auf einem Verbandstreffen bereits über Kürzungen um 10% diskutiert. Industriekreisen zufolge führen einige Schmelzen aktuell Wartungsarbeiten durch und kürzen die Produktion bereits etwas auf diesem Wege.
Zink handelt aktuell bei 1,17 US-Dollar pro Pfund.
Zinkpreis in USD/Pfund in der letzten Woche
Quelle: infomine.com
Ausblick
So lange der Handelskrieg tobt, dürften auch die Metallpreise übergeordnet noch unter dem Eindruck der Verunsicherung stehen.
Agrarrohstoffe: Kakao
Der Kakaopreis ist in der vergangenen Woche zurückgekommen. Noch immer bleibt die fundamentale Ausgangslage die gleiche: Die Internationale Kakaoorganisation hat wie erwartet ihre Prognose für die Produktion in der laufenden Saison 2017/19 deutlich nach unten revidiert auf einen Überschuss in Höhe von nur noch 10.000 Tonnen. Nach einem massiven Überschuss in der vergangenen Saison.
Kakao zur Lieferung im September handelt aktuell bei 2.334 US-Dollar pro Tonne an der ICE.
Kakaopreis in der letzten Woche in USD/Tonne
Quelle: stockcharts.com
Ausblick
Der Fokus der Marktteilnehmer dürfe sich vornehmlich auf die kommende Saison richten. Diese beginnt aber erst im Oktober und verlässliche Prognosen sind schwer. Entsprechend volatil dürfte der Kakaomarkt bleiben.