Rohstoffe: US-Handelskrieg drückt auf Stimmung an den Rohstoffmärkten

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Die Ölpreise gaben in der vergangenen Woche dramatisch ab. Grund dafür war in erster Linie ein zwischenzeitlicher Stimmungsumschwung. Bevor die Ölpreise drastisch abrutschen (Brent sank auf 73,40 US-Dollar im Tief am Mittwoch) war Brent am Dienstag in der Spitze noch auf 79,50 US-Dollar gestiegen. Grund dafür waren die zahlreichen Angebotsausfälle, sowie Streiks in der norwegischen Ölindustrie.

Vor allem der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China belastete die Stimmung und drückte auch auf die Ölpreise. Man kann davon auszugehen, dass China in der nächsten Vergeltungsrunde auf US-Strafzölle auch US-Rohöl mit einem Einfuhrzoll belegen wird. Bislang hatte China davon noch abgesehen.

Zudem hat die US-Energiebehörde ihre Prognose für die US-Rohölproduktion in 2019 auf durchschnittlich 12 Millionen Barrel pro Tag bis Ende 2019 nach oben revidiert.

Auch gab es Gerüchte wonach die USA angeblich Ausnahmen bei den Ölimporten aus dem Iran in Betracht ziehen werden. Diesbezüglich lägen bereits Anfragen einer „Handvoll“ Länder vor.

Überdies hat die OPEC ihre Fördermenge im Juni um 200.000 auf 31,9 Millionen Barrel pro Tag angehoben, allein in Saudi-Arabien legte die um gut 400.000 Barrel pro Tag zu. Die Umsetzung der Produktionskürzungen in der OPEC insgesamt fiel daraufhin von 160% im Mai auf 120%.

Auch Libyens Ölhäfen sollen wieder in Betrieb genommen werden und Russlands Energieminister Novak gab zum Ende der Woche zu Protokoll, dass man – wenn nötig – die Produktion auch über das angestrebte Ziel einer Anhebung um 1 Million Barrel pro Tag hinweg anheben könnte.

Brent zur Lieferung im September handelt aktuell bei 74,90 US-Dollar pro Barrel an der ICE.

WTI zur Lieferung im September notiert derzeit bei 69,54 US-Dollar pro Barrel an der NYMEX.

Brent-Ölpreis in USD/Barrel in der letzten Woche

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Trotz allem bleibt der Ölmarkt massiv angespannt. Denn Ausfälle in Kanada, der Nordsee, Brasilien, Angola und Kasachstan – von Venezuela ganz zu schweigen – können trotz der angestrebten und bereits umgesetzten Produktionsanhebungen der OPEC und ihrer Verbündeten nicht ausgeglichen werden. Zudem bliebt offen wie stabil die Lage in Libyen tatsächlich ist. Dementsprechend dürfte der Rücksetzer der vergangenen Woche eher einer kurzfristigen Korrektur gleichkommen, was weiteres Erholungspotenzial bedeutet. Dennoch dürfte der Ölmarkt volatil bleiben.

Edelmetalle: Gold

Der Goldpreis ist in der vergangenen Woche wieder gesunken, nachdem er zuvor am Montag noch ein Hoch bei 1.262 US-Dollar pro Unze markiert hatte.

Zum einen setzt ein stärkerer US-Dollar Gold unter Druck, zum anderen scheinen die Marktteilnehmer stärkere Zinsanhebungen durch die Fed zu erwarten. Dies bleibt m.E. aber fraglich.

Gold handelt aktuell bei 1.241 US-Dollar pro Unze.

Goldpreis in USD/Unze in der letzten Woche

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Angesichts der vielfältigen (geo)politischen Risiken und der steigenden Inflationsrate in den USA ist davon auszugehen, dass die Spekulanten in absehbarer Zeit ihre Haltung zum Gold ändern werden (derzeit drückt der Aufbau von Netto-Short-Positionen und ETF-Abflüsse auf den Goldpreis) und eine Erholung einsetzen wird.

Industriemetalle: Kupfer

Die Industriemetallpreise standen auch in der vergangenen Woche übergeordnet weiterhin unter Druck. Ein wichtiger Grund dafür ist der wachsende Handelskrieg zwischen den USA und China.

So verhängte die US-Regierung vergangene Woche auf eine weitere Liste mit chinesischen Produkten im Umfang von 200 Milliarden US-Dollar Zölle in Höhe von 10%. Die Zölle sollen wohl nach dem 30. August in Kraft treten. China hatte bereits verlauten lassen, dass es sich im Falle neuer US-Zölle gezwungen sieht, Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen. Allerdings kann China nicht mehr im gleichen Umfang reagieren, da es im letzten Jahr aus den USA nur rund 150 Milliarden US-Dollar an Güter und Dienstleistungen eingeführt hat.

Es wächst die Sorge, dass sich der Handelskrieg auf die Realwirtschaft auswirkt und das weltweite Wirtschaftswachstum bremsen könnte, was dann auch Auswirkungen auf die Nachfrage nach Industriemetallen hätte.

Konjunkturmetall Kupfer handelt aktuell bei 2,82 US-Dollar pro Pfund.

Kupferpreis in USD/Pfund in der letzten Woche

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Zunächst einmal hat der Handelskrieg China im Vorfeld noch einen ordentlichen Schub verpasst. Gemäß der in der letzten Woche veröffentlichten Daten der chinesischen Zollbehörde hat China im letzten Monat in die USA nicht nur eine rekordhohe Warenmenge exportiert, sondern China hat mit den USA im Juni auch einen rekordhohen Handelsüberschuss erzielt. Die Situation ist gefährlich und wird eher früher als später Auswirkungen auf die Konsumenten und die Wirtschaftskraft in den USA haben.

Es wäre ratsam wenn sich die US-Regierung ebenfalls eher früher als später darauf einstellt, zumindest konkreter mit China zu verhandeln, die durchaus verhandlungsbereit sind. Doch so oder so, dürften die Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft geringer ausfallen als diejenigen auf die US-amerikanische. Im Endeffekt dürften die Metallnachfrage deutlich weniger unter Druck geraten – wenn überhaupt – als die Korrektur an den Metallmärkten dies impliziert. Dementsprechend besteht auch in den Industriemetallmärkten Erholungspotenzial.

Agrarrohstoffe: Kakao

Der Kakaopreis ist in der vergangenen Woche wieder gestiegen. Noch immer bleibt die fundamentale Ausgangslage die gleiche: Die Internationale Kakaoorganisation hat wie erwartet ihre Prognose für die Produktion in der laufenden Saison 2017/19 deutlich nach unten revidiert auf einen Überschuss in Höhe von nur noch 10.000 Tonnen. Nach einem massiven Überschuss in der vergangenen Saison.

Kakao zur Lieferung im September handelt aktuell bei 2.491 US-Dollar pro Tonne an der ICE.

Kakaopreis in der letzten Woche in USD/Tonne

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Der Fokus der Marktteilnehmer dürfe sich vornehmlich auf die kommende Saison richten. Diese beginnt aber erst im Oktober und verlässliche Prognosen sind schwer. Entsprechend volatil dürfte der Kakaomarkt bleiben.