Rohstoffe: Studie warnt vor Abhängigkeiten – Chance für Sie?

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Die Zukunft der deutschen Wirtschaft ist abhängig von Rohstoffen. Diese Erkenntnis ist heute so essenziell wie wohl nie zuvor. Denn: Vor allem die beiden Mega-Trends Digitalisierung und Dekarbonisierung erfordern große Mengen an kritischen Mineralien. Für Deutschland jedoch wird das zunehmend zu einem Problem, wie nun der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnt.

Deutschland: Rohstoff-Abhängigkeiten nehmen zu

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Bildquelle: https://bdi.eu/#/artikel/news/wege-aus-der-abhaengigkeit-wie-deutschland-die-rohstoffe-fuer-eine-zukunftsfaehige-wirtschaft-sichert

Hintergrund ist eine neue umfassende Studie der Unternehmensberatung Roland Berger. In dieser kommen die Analysten zu dem Schluss, dass die Abhängigkeiten Deutschlands bei mineralischen Rohstoffen deutlich zunehmen. Dem Land gelinge es derzeit nicht, sich unabhängiger von Rohstoffimporten zu machen, heißt es in der Studie.

Die Autoren führen als Beispiel die Energiewende-Technologien an. So benötigten Elektroautos sechsmal so viel mineralische Rohstoffe wie konventionelle Verbrennerfahrzeuge. Und für den Bau von Wind- und Solarkraftanlagen würden pro Einheit installierter Leistung ebenfalls deutlich mehr mineralische Rohstoffe benötigt als bei der fossilen Stromerzeugung. Laut Roland Berger braucht es beispielsweise Zink für die Windkraft, Silizium für die Solarkraft und Kupfer für beide Technologien.

„Will Deutschland bei jenen neun Zukunftstechnologien, wie sie von der EU-Kommission definiert werden – Windenergie, Solarenergie, Elektromotoren, Brennstoffzellen, Batterietechnik, aber eben auch Robotik, Drohnen, 3D-Druck, und digitale Technologien – in Zukunft eine Rolle als Weltmarktführer gewinnen, behalten oder sogar ausbauen, ist die Stabilität der Versorgung mit mineralischen Rohstoffen entscheidend“, so die Autoren.

Importkonzentration: Deutschland vor allem von China abhängig

Doch die Abhängigkeiten sind enorm. Laut der Studie gibt es für Deutschland bei 23 von 48 untersuchten Rohstoffen eine hohe bis sehr hohe Importkonzentration. Heißt: Deutschland ist bei diesen Mineralien von sehr wenigen Lieferanten abhängig. Bei 10 dieser Rohstoffe stieg die Importkonzentration in den letzten Jahren gar noch weiter an.

Bei Seltenen Erden z.B. betrug der Anteil chinesischer Exporte an den deutschen Importen im letzten Jahr 69 %. Zum Vergleich: 2014 waren es nur 32 % gewesen. Und auch bei weiteren Rohstoffen stieg der Anteil Chinas an den deutschen Importen – etwa bei Germanium (40 % in 2023), Magnesium (66 %) und bei Bismut (95 %).

Besonders prekär sei die Lage bezüglich der weiteren Wertschöpfung. Während z.B. die Importkonzentration bei Lithiumkarbonat langsam sinke, steige sie bei weiterverarbeiteten Produkten wie Batterien schnell und stark an. 2024 importierte Deutschland laut Roland Berger rund 50 % seiner Lithium-Ionen-Akkus aus China. 2014 waren es nur 18 % gewesen.

115 Mrd. EUR: China könnte deutscher Wirtschaft beträchtliche Schäden zufügen

Insbesondere die Abhängigkeiten von China treiben die Studienautoren um. Der Grund: Würde die Volksrepublik im Rahmen von Sanktionen ihre Lieferungen einstellen, wäre der Schaden für die deutsche Wirtschaft katastrophal.

Beispiel: Elektromobilität: Würde China keine lithiumhaltigen Produkte mehr nach Deutschland exportieren würden in der hiesigen Autoindustrie 42 Milliarden Euro an Wertschöpfung auf dem Spiel stehen, so die Studie. Das wiederum hätte angesichts der hohen Bedeutung des Autosektors für die deutsche Konjunktur massive Auswirkungen auf das ganze Land.

Laut einer Schätzung von IW Köln liegt der sogenannte Wertschöpfungs-Multiplikator der deutschen Autoindustrie bei 1,75 Punkten. Bedeutet: Für jeden Euro, der in der Autobranche wertgeschöpft wird, kommen zusätzliche 0,75 Euro an indirekter Wertschöpfung in anderen Branchen hinzu – etwa in der Stahl- oder Chemieindustrie. Ebenfalls würde die Kaufkraft der betroffenen Beschäftigten deutlich nachlassen, was die Konsumkonjunktur in Deutschland in Mitleidenschaft ziehen würde.

Insgesamt, so Roland Berger, würde ein Ausbleiben chinesischer Lithiumeinfuhren unter Berücksichtigung der Multiplikatoreffekte 115 Milliarden Euro an Wertschöpfung betreffen und damit etwa 15 % der gesamten Wertschöpfung der deutschen Industrie.

Allein China könnte die deutsche Wirtschaft also lediglich über Lithium praktisch in die Knie zwingen. Angesichts der Tatsache, dass Peking als Reaktion auf westliche Sanktionen bereits schärfere Exportkontrollen für kritische Rohstoffe wie Germanium und Gallium etabliert hat, ist diese Gefahr realistischer denn je.

USA vs. China: Deutschland im Kreuzfeuer?

Als zusätzliches Risiko könnte sich für Deutschland der künftige US-Präsident Donald Trump erweisen. Der Politiker will die Zölle für chinesische Importe deutlich erhöhen, woraufhin China wohl Gegenmaßnahmen durchführen wird – wahrscheinlich im Rohstoffbereich. Deutschland könnte als Verbündeter der USA ebenfalls in die Schusslinie möglicher Rohstoff-Sanktionen vonseiten Chinas geraten.[1]

„Unsere Versorgungssicherheit ist so gefährdet wie noch nie“, betonte der Chef des Industrieverbands BDI, Siegfried Russwurm, mit Blick auf die neue Roland-Berger-Studie. In dieser schlagen die Autoren derweil Maßnahmen vor, um die Gefahr für Deutschland zu reduzieren. Im Mittelpunkt stehen drei Säulen:

  • eine höhere Rohstoffproduktion in Deutschland und in Europa
  • eine Diversifizierung der Importquellen
  • technologische Fortschritte unter anderem zur Ausweitung der Kreislaufwirtschaft (Recycling).

Aber was heißt das jetzt für Sie als Anleger?

Vor allem Punkt 1 und Punkt 3 bieten Ihnen durchaus Möglichkeiten für interessante Investments. Sie können damit im Optimalfall zumindest einen Teil der gesamtwirtschaftlichen Risiken für Ihr Vermögen abfedern. Ein Schutzschild also, um sich gegen den zunehmenden Protektionismus abzusichern.

Achten Sie jetzt auf Unternehmen bzw. Aktien, die in Deutschland oder Europa kritische Rohstoffe fördern bzw. entsprechende Projekte in der Pipeline haben. Die Bedeutung dieser Firmen für den Wirtschaftsstandort Deutschland wird in den nächsten Jahren drastisch zunehmen, was hohe Preisaufschläge und Gewinnmargen verspricht. Ein Beispiel ist der deutsche Lithium-Entwickler Vulcan Energy.

Achten Sie zudem auf Unternehmen, die sich in Sachen Recycling hervortun. Dieser Bereich ist ein weiterer extrem wichtiger Hebel, um Deutschland und Europa unabhängiger z.B. von China zu machen. Eine interessante Aktie in diesem Kontext ist Umicore.