Rohstoffe beenden volatiles Handelsjahr
An den Rohstoffmärkten geht ein turbulentes Jahr zu Ende. Gleich mehrfach setzte der Goldpreis im Jahresverlauf zu gewaltigen Sprüngen an, fiel jedoch auch dreimal hinter die Schwelle von 1.850 US-Dollar je Feinunze zurück. Zuletzt notierte das Edelmetall Anfang Oktober unterhalb dieser Marke.
Doch im Herbst ging es wieder rasant bergauf: Der Goldpreis schraubte sich in die Höhe bis auf ein neues Rekordniveau bei rund 2.070 Dollar je Feinunze. Von diesem Niveau hat sich der Preis am letzten Handelstag des Jahres nur geringfügig abwärts bewegt. Unterm Strich liegt der Goldpreis 14 Prozent über dem Wert vom Jahresanfang 2023.
Gold glänzt heller als sonst – Ölpreis bleibt zweistellig
Die Hintergründe sind vielfältig, vor allem aber wird Gold seit jeher eine Rolle als „sicherer Hafen“ zugeschrieben: Hier wird Vermögen normalerweise nicht rasant vermehrt, aber das Kapital eben auch nicht vernichtet. Die weltweite Inflationsdynamik sowie auch die anhaltenden geopolitischen Krisen ließen das Edelmetall in den Augen vieler Investoren wieder etwas mehr glänzen als in der Vergangenheit.
Volatil präsentierte sich auch der Rohölmarkt, wenngleich sich der Ölpreis auf Jahressicht mit negativen Vorzeichen aus 2023 verabschiedet. Dreistellige Sphären, die noch im Vorjahr – ausgelöst durch Russlands Angriff auf die Ukraine und die damit einhergehenden wirtschaftspolitischen Verwerfungen zwischen Moskau und dem Westen – erreicht wurden, schlugen in diesem Jahr nicht mehr zu Buche. Gut 96 Dollar markierten Ende September den diesjährigen Höchstwert, der für ein Barrel der Nordseesorte Brent zu zahlen war. Die US-Sorte WTI bewegte sich wie gewohnt wenige Dollar darunter.
Kurz vor Jahresende notiert Brent am Freitagmittag bei gut 77 Dollar pro Fass und ist damit knapp 5 Prozent günstiger zu haben als binnen Jahresfrist, das Barrel WTI wird zu knapp 72 Dollar gehandelt und kostet damit gut 8 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.
Opec-Schwäche setzt sich fort
Einmal mehr hat sich auch in 2023 die anhaltende Schwäche der Opec gezeigt: Weder das Kernkartell noch die um Verbündete erweiterte Runde der Opec+ ist derzeit noch imstande, den Ölpreis nach eigenem Gusto in die eine oder andere Richtung zu lenken. Zu stark sind die USA inzwischen in den weltweiten Markt vorgedrungen, zu schwach entwickelte sich zugleich in den vergangenen Monaten die Weltwirtschaft und damit die globale Nachfrage.
Sinkender Bedarf, volle Lagerbestände und inzwischen nicht mehr ganz so neue Player, die etwaige Lücken zügig schließen können, machen es für das klassische Ölkartell schwieriger, die eigenen Preisvorstellungen durchzusetzen. So hatte auch die jüngste Ankündigung der Opec+, ab Januar weitere Förderkürzungen umzusetzen, kaum noch zu nennenswerten Ausschlägen beim Ölpreis geführt – ganz anders als in der Vergangenheit.
Neuer Ölpreis-Schock wegen Nahost-Konflikt?
Es ist wohl eine neue Realität, an die man sich in den klassischen Öl exportierenden Ländern gewöhnen und auf die man sich einstellen muss. Als potenzielle Preistreiber könnten sich jedoch auch in 2024 die militärischen Auseinandersetzungen entpuppen: Spätestens mit dem Beschuss von Frachtschiffen im Roten Meer durch Huthi-Rebellen aus dem Jemen, die sich auf diese Weise im Nahost-Krieg mit den Palästinensern solidarisieren wollen, ist eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt akut bedroht.
Durch das Nadelöhr von Rotem Meer und Suezkanal läuft jedoch ein Großteil des Flüssigerdgas- und Rohöltransports aus der Golfregion an Europa. Wird diese empfindliche Route ernsthaft unterbrochen, dürfte sich das auch im Ölpreis niederschlagen.