Rohstoff-Chancen: Energiewende abgesagt? Von wegen!

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Lange Genehmigungsverfahren bei Windparks, mangelnder Netzausbau, schleppend laufende Elektromobilität, schwierige Umstellung auf Wasserstoff sowie nicht zuletzt die gravierenden Löcher im Bundeshaushalt und die maue Konjunktur: Wie Sie sicherlich mitbekommen haben, ist die Energiewende in Deutschland zuletzt offenbar in die Bredouille geraten. Das Erreichen der ambitionierten politischen Klimaziele rückt daher laut vielen Kritikern in immer weitere Ferne.

Energiewende: Aber wie sieht es weltweit aus?

Doch während es in Deutschland hakt, scheint die Entwicklung auf globaler Ebene deutlich erfreulicher zu sein, so ein neuer Bericht der Forschungsorganisation BloombergNEF (BNEF). Demnach sind die weltweiten Ausgaben im Rahmen der Energiewende im letzten Jahr um starke 17 % angestiegen. Das Volumen lag laut den Experten bei beachtlichem 1,8 Billionen US-Dollar.

Der Betrag setzt sich aus Investitionen unter anderem in die Installation erneuerbarer Energien, aus dem Absatz von Elektroautos sowie dem Bau von Wasserstoffproduktionssystemen zusammen. Im von BNEF veröffentlichten Chart sehen Sie die Entwicklung der Ausgaben für saubere Energien seit 2004:

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Quelle: BloombergNEF (https://www.bloomberg.com/news/articles/2024-01-30/china-leads-global-clean-energy-spending-which-record-1-8-trillion-in-2023)

Clean Energy: BNEF mahnt zu noch mehr Tempo

Der Zuwachs ist also durchaus beachtlich, den Experten zufolge aber immer noch nicht ausreichend, um die Pariser Klimaziele auf globaler Ebene zu erreichen. BNEF-Chefanalyst Albert Cheung rief sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen Akteure auf, noch wesentlich mehr für die Energiewende zu unternehmen.

Demnach müssten zwischen 2024 und 2030 weltweit mehr als 4,8 Billionen US-Dollar für saubere Energien aufgewendet werden – und das pro Jahr. Nur so lasse sich die Welt auf einen Netto-Null-Pfad bringen. Die Investitionen müssten also gegenüber 2023 um (kaum vorstellbare) knapp 170 % steigen

China dominiert weiterhin die Energiewende

Interessant ist indes der Blick auf die Staaten und Regionen. Hier war China auch 2023 mit Abstand der wichtigste Akteur. In der Volksrepublik wurden im letzten Jahr laut BNEF 676 Milliarden Dollar in die Energiewende gepumpt. China hat den Experten zufolge 2023 mehr Solarmodule installiert als die USA in ihrer gesamten Geschichte. Und: Nach Angaben der dortigen Branchenorganisation China Electricity Council (CEC) könnten im laufenden Jahr die Kapazitäten rund um Wind- und Solarkraft gar zum ersten Mal überhaupt die der Kohleverstromung übertreffen.

Deutlich abgeschlagen hinter China folgt die EU – mit insgesamt 341 Milliarden Dollar. Die USA landen indes als Einzelstaat mit immerhin rund 303 Milliarden auf Platz 3. Dahinter positionieren sich das Vereinigte Königreich (74 Mrd. $), Brasilien (35), Japan (32) und Indien (31).

Elektromobilität überholt erstmals Erneuerbare Energien

Der größte Sektor war 2023 übrigens erstmals die Elektromobilität. Auf globaler Ebene stiegen die entsprechenden Investitionen um satte 36 % auf 634 Milliarden Dollar. Damit übertrumpften die Elektroautos die Erneuerbaren Energien, die auf 623 Milliarden kamen (+8 %). Der drittgrößte Markt waren BNEF zufolge die Stromnetze, die essenziell sind für die Bereitstellung von ökologischer Energie. Die Investitionen beliefen sich hier auf 310 Milliarden Dollar.

Ebenfalls interessant: Obwohl der Kapitalmarkt den Wasserstoff-Sektor in den letzten Monaten und Jahren immer wieder massiv abgewertet hatte, ist dieser für die Klimawende wichtige Energieträger deutlich auf Wachstumskurs. 2023 beliefen sich die Ausgaben im Bereich Wasserstoff auf 10,4 Milliarden Dollar. Das entspricht einer Verdreifachung gegenüber 2022.

Mein Fazit für Sie

Für Sie als Anleger bietet die neue Studie jedenfalls interessante Erkenntnisse, auch hinsichtlich des Rohstoffsektors. Zwar sind im letzten Jahr die Marktpreise einiger wichtiger Energiewende-Rohstoffe auch wegen der makroökonomischen Herausforderungen deutlich gefallen. Doch tatsächlich zeigen die Zahlen von BNEF nun, dass die Transformation weiterhin mit gigantischen Geldsummen angetrieben wird. Für Metalle wie

  • Kupfer (Windanlagen, Solaranlagen, Elektroautos Stromnetze etc.),
  • Silber (Windanlagen, Solaranlagen, Elektroautos)
  • Lithium (Elektroautos),
  • Nickel (Elektroautos),
  • Kobalt (Elektroautos),
  • Germanium (Solaranlagen),
  • Gallium (Solaranlagen),
  • Indium (Solaranlagen),
  • Iridium (Wasserstoffproduktion),
  • und die Seltenen Erden (Windkraftanlagen, Elektroautos)

ergeben sich dadurch starke Nachfrageperspektiven. Klar: Nicht alle dieser Rohstoffe sind gleichermaßen attraktiv für Anleger. Teilweise ergeben sich bei einigen Stoffen Substitutionsrisiken – etwa bei Nickel und Kobalt. Beide Rohstoffe könnten für die Produktion von wiederaufladbaren Batterien für Elektroautos künftig weniger wichtig sein als ursprünglich erwartet wurde.

Wollen Sie als Anleger ihr Risiko minimieren, können Sie jedoch auf Kupfer setzen. Das Metall ist der Allrounder der Energiewende. Dank seiner hervorragenden elektrischen Leitfähigkeit spielt Kupfer im Prinzip in allen Bereichen der Energiewende eine schier unersetzliche Rolle. Schließlich basiert die Transformation des Energiesektors auf einem erheblichen Ausbau der Elektrizität. Kein Wunder also, dass Kupfer bei vielen Experten inzwischen als der strategischste aller Rohstoffe gilt.