Warren Buffett spielt die Öl-Karte: Das steckt dahinter!

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Kaum eine andere Figur hat die Börse in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und im bisherigen Verlauf des 21. Jahrhunderts so stärk geprägt wie Warren Buffett. Das „Orakel von Omaha“ gilt am Kapitalmarkt als Vorbild und Richtungsgeber. Kein Wunder, ist Buffett dank seiner bewährten Value-Strategie doch inzwischen einer der reichsten Menschen des Planeten. Im März 2023 belief sich sein Vermögen auf mehr als 100 Milliarden US-Dollar.

Vor wenigen Tagen hat Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway nun erneut einen Coup gelandet, der Sie als Rohstoff-Anleger interessieren dürfte. Im Mittelpunkt steht der US-Ölkonzern Occidental Petroleum (Oxy).

Berkshire Hathaway und Occidental Petroleum: Buffett profitierte von Öl-Rallye

Berkshire hatte im letzten Jahr sehr früh damit begonnen, Oxy-Aktien im großen Stile zu kaufen. Der Konzern war nämlich einer der großen Profiteure der gestiegenen Öl- und Gaspreise infolge des Ukraine-Kriegs. 2022 belief sich der Nettogewinn von Occidental Petroleum auf beachtliche 13,3 Milliarden Dollar – bei einem Umsatz von 36,6 Milliarden. Die Reingewinnmarge lag damit bei fast 34 Prozent.

Für Buffett jedenfalls ging das Kalkül auf, wie Sie im Aktienchart von Occidental Petroleum sehen können (Stand: US-Schlusskurs vom 28.06.2023):

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Quelle: www.aktienscreener.com

Die Öl-Aktie stieg im letzten Jahr dank der Sonderkonjunktur der fossilen Brennstoffe um rund 117 Prozent.

Berkshire kauft weitere Oxy-Aktien

Doch der Starinvestor hat sich damit nicht zufriedengegeben. In den letzten Monaten hat Berkshire seine Beteiligung an Oxy sukzessive nach oben geschraubt. Erst am vergangenen Mittwoch meldete das Unternehmen laut SEC Filings nun einen weiteren großen Aktienkauf.

Demnach hat sich Buffetts Beteiligungskonzern zwischen dem 26. und 28. Juni weitere 2,14 Millionen Oxy-Aktien einverleibt – für schlappe 122 Millionen Dollar. Berkshire hält nun 25 Prozent der Anteile an Occidental Petroleum. Experten erwarten, dass Buffett in den kommenden Monaten weitere Anteilsscheine hinzukaufen dürfte. Im letzten Jahr hatte die US-Behörde FERC (Federal Energy Regulatory Commission) Berkshire grundsätzlich erlaubt, bis zu 50 Prozent der Oxy-Stammaktien zu erwerben.

Komplett übernehmen will Berkshire den Ölkonzern aber offenbar nicht. Erst im Mai hatte Buffett auf einem Aktionärstreffen seiner Beteiligungsgesellschaft betont: „Wir haben nicht vor, die Kontrolle zu kaufen.“

Buffett und Oxy-Chefin Vicki Hollub: gemeinsam durch Höhen und Tiefen

Ohnehin ist Buffett mit dem Management des Ölkonzerns mehr als zufrieden. Der Starinvestor gilt als Bewunderer und Förderer der Oxy-Chefin Vicki Hollub. Die Managerin ist seit 2016 CEO des Unternehmens und hat Oxy erfolgreich durch schwierige Zeiten gesteuert.

Mit finanzieller Unterstützung von Warren Buffett wagte Hollub 2019 die Übernahme des größeren Konkurrenten Anadarko – trotz massiver Kritik vonseiten anderer Investoren. Und tatsächlich schien es zunächst so, als ob die Kritiker recht behalten würden. Nur wenige Monate nach Abschluss der milliardenschweren Akquisition schlug plötzlich die Corona-Pandemie ein und ließ den Ölmarkt in sich zusammenkrachen.

Doch das war bekanntlich nur eine Panikreaktion des Kapitalmarkts. In der Folge stieg der Ölpreis wieder deutlich an und erreichte im letzten Jahr wegen des Ukraine-Kriegs teilweise Werte, die an alte Höchststände anknüpfen konnten. Und Occidental Petroleum hat davon dank der Übernahme von Anadarko, die das Öl- und Gasgeschäft des Konzerns in etwa verdoppelte, wesentlich mehr profitiert, als dies ohne den Deal möglich gewesen wäre.

Hollub hat also im Nachhinein alles richtig gemacht, auch wenn hierfür sicherlich eine große Portion Glück vonnöten gewesen war. Da Buffett von Anfang an die Übernahme von Anadarko unterstützte und auf Hollub gebaut hat, hat sich ein tiefes Vertrauensverhältnis zwischen den beiden entwickelt.

Ölpreis: Wie geht es weiter?

Das ist sogleich wohl einer der wichtigsten Gründe, warum Berkshire sein Engagement bei Oxy weiter intensiviert, obwohl es für den Konzern aktuell erneut nicht ganz so hervorragend aussieht. Wegen der inzwischen wieder gefallenen Öl- und Gaspreise musste Occidental Petroleum im ersten Quartal 2023 einen erheblichen Gewinn- und Umsatzeinbruch hinnehmen.

Es bleibt nun abzuwarten, wie es im laufenden Jahr weitergeht. Einige Experten haben zuletzt ihre Prognosen zum Ölpreis nach unten korrigiert. So hat etwa die einflussreiche Großbank JPMorgan vor wenigen Wochen ihre Ziele für die US-Sorte WTI für 2023 von 90 auf 81 Dollar je Barrel gesenkt. Zum Vergleich: Am Donnerstagvormittag notierte ein WTI-Fass bei knapp 70 Dollar (Stand: 29.06.2023, 10:00 Uhr). Für 2024 erwartet JPMorgan nun einen Marktpreis von 83 Dollar. Zuvor hatten die Analysten für das kommende Jahr noch 94 Dollar in Aussicht gestellt.

JPMorgan begründet die Prognosesenkung vor allem mit dem globalen Angebotswachstum, das die Nachfrage in Zeiten der Konjunkturprobleme überflügeln werde.

Zuvor hatte bereits Goldman Sachs seine Prognose für den Ölpreis gedrosselt. Die Goldmänner sehen hierfür hauptsächlich die schwache Nachfrage in China und das Überangebot aus sanktionierten Ländern wie Russland verantwortlich. Hintergrund: Westliche Firmen dürfen nur dann mit russischen Ölproduzenten kooperieren, wenn sie die von der G7 auferlegten Preisobergrenzen einhalten.

Das senkt prinzipiell den Wert des russischen Öls und drückt auch auf den globalen Marktpreis. Da hilft es laut Goldman Sachs auch kaum, dass das Ölkartell OPEC+ zuletzt Produktionskürzungen angekündigt hatte, um den Preis zu stabilisieren.

Warren Buffett pokert also erneut hoch.