US-Pipeline nach Hackerangriff wieder am Netz

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Ölkrise an der Ostküste: Nach einem Hackerangriff auf eine der größten US-Pipelines herrscht an zahlreichen Tankstellen entlang der Ostküste der Vereinigten Staaten akuter Spritmangel.

Pipeline-Betreiber soll Lösegeld gezahlt haben

Die Colonial Pipeline, die von Texas aus tagtäglich 2,5 Millionen Barrel Öl in Richtung Nordosten pumpt und etliche Staaten entlang der Atlantikküste mit dem wichtigen Rohstoff versorgt, war von Hackern attackiert und lahmgelegt worden. Die Angreifer forderten Lösegeld, um die Systeme wieder freizugeben.

Unbestätigten Angaben der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zufolge hat der Pipeline-Betreiber Colonial offenbar 5 Millionen Dollar gezahlt – und im Gegenzug von den Erpressern einen Code bekommen, um das System freischalten und den Betrieb wieder aufnehmen zu können.

Ausnahmezustand entlang der US-Ostküste

Trotz der scheinbar raschen Zahlung, die mittels einer Kryptowährung erfolgt sein soll, dauert der Ausnahmezustand bereits seit rund einer Woche an. Es bildeten sich lange Schlangen an den Tankstellen, US-Bürger begannen damit, Benzin zu horten – Präsident Biden appellierte, dies nicht zu tun. In einigen Landesteilen wurde der Notstand ausgerufen.

Inzwischen läuft die Pipeline wieder. Nach Angaben des Betreiberunternehmens dauert es jedoch noch einige Tage, bis die üblichen Ölmengen durch die rund 8.800 Kilometer langen Rohrsysteme fließen werden.

Ölpreis schwankt nach Cyberattacke

Der Vorgang hatte nicht nur Auswirkungen auf die rund 50 Millionen US-Haushalte, die über die Pipeline versorgt werden. Auch am globalen Ölmarkt waren Effekte beim Ölpreis zu spüren. Nach Bekanntwerden der Erpressung zog der Ölpreis zeitweise an, zusätzlich angeheizt durch die neuerliche Eskalation im Nahen Osten.

Auf Wochensicht legten die Preise je Barrel der Nordseesorte Brent um 1,8 Prozent zu, die US-Sorte WTI verteuerte sich um 1,5 Prozent. Auf Monatssicht liegen beide Sorten gut 4 Prozent höher bei zuletzt rund 67 Dollar (Brent) beziehungsweise knapp 64 Dollar (WTI). Beide Sorten nähern sich damit ihrem Jahreshöchststand an, der Anfang März jeweils bei knapp unter 70 Dollar erreicht wurde.

Experten warnen vor fragiler Infrastruktur

Der Angriff auf die Pipeline verdeutlicht die immensen Auswirkungen, die Angriffe auf empfindliche Infrastrukturen haben können. Cyberkriminalität nimmt seit Jahren zu, sei es durch gezielte, durch Geheimdienstakteure koordinierte Aktionen oder durch privat agierende Gruppen.

IT-Experten weisen immer wieder darauf hin, dass kritische Infrastruktur bei zunehmender Digitalisierung und Vernetzung oftmals nicht hinreichend gegen Attacken von außen geschützt sind und verweisen unter anderem auf die Netze der Wasser- und Stromversorgung, aber auch beispielsweise Atomkraftwerke als potenzielle Ziele von Cyberangriffen.

Pipeline-Hacker zeigen Reue – und wollen künftig besser aufpassen

Die Hacker der US-Pipeline scheinen die Konsequenzen ihres Handelns indes unterschätzt zu haben: Anfang der Woche veröffentlichten sie ein eher ungewöhnliches Statement, in dem sie sich als unpolitisch bezeichneten und beteuerten, lediglich „Geld verdienen“ zu wollen, nicht aber großen gesellschaftlichen Schaden anzurichten. Dies werde man „künftig“ stärker berücksichtigen.

Weitere Angriffe sind dementsprechend zu erwarten – zumal es sich zumindest in diesem Fall finanziell durchaus gelohnt zu haben scheint.