Stoppt jetzt die Ölpreis-Rally?
Die Korrektur ist da. Aber ist deshalb auch schon der Aufwärtstrend beim Ölpreis gebrochen? Werfen wir einen Blick auf den Chart.
In der Tat hat sich der Ölpreis vom bisheriges Jahreshoch bei knapp 50 US$ wieder etwas entfernt – aktuell liegen wir knapp unter 45 US$. Damit ist der Ölpreis zunächst an der Widerstandsmarke um 47 US$ (rote Linie) gescheitert, die sogar bis ins Jahr 2015 verfolgen können.
Umso massiver ist dieser Widerstand auch. Deshalb hat der Ölpreis ein Korrekturpotenzial bis etwa 42,50 US$ (siehe blaue). Hier kreuzt aber auch der seit Beginn des Jahres gültige Aufwärtstrend (grüne Linie). Das ist also eine doppelte Unterstützung. Ich rechne damit, dass der Ölpreis an dieser Marke aufsetzten und dann wieder nach oben drehen wird.
Die Ölpreisrally ist damit für erste gebremst. Doch spricht schon für einen Stimmungswechsel, den einige Analysten sehen. Einige kurzfristige Faktoren sprechen derzeit eher für einen steigenden Ölpreis.
Deshalb müsste der Ölpreis steigen
- Produktionsrückgang des größten lateinamerikanischen Ölproduzenten PDVSA und größten Ölexporteur Venezuelas.
- Aufgrund der unsicheren Lage in Libyen geht die Ölförderung zurück
- Für seine asiatischen Kunden hat Saudi-Arabien den Ölpreis für Juni angehoben, was auf ein der kanadischen Ölprovinz Albertaine stärkere Nachfrage aus Asien hindeutet.
- Die Waldbrände in der kanadischen Ölprovinz Alberta haben teilweise die Produktion schon lahmgelegt. Neben der kurzfristigen Unterbrechung gibt möglicherweise schon Schäden an der Infrastruktur.
Machtverschiebung in Saudi-Arabien
Doch alle Gründe reichen derzeit nicht aus, den Ölpreis weiter anzuschieben. Neben diesen Faktoren rückt immer mehr Saudi-Arabien ins Zentrum – verbunden mit einem riesigen Fragenzeichen. Das letzte Treffen des Ölförderkartells war eine Enttäuschung, die Opec konnte sich auf keine Begrenzung der Fördermenge einigen.
Hinter den Kulissen zeichnet sich aber eine Machtverschiebung ab. Nicht mehr der Ölminister Al-Naimi hat die Zügel in der Hand, sondern das saudi-arabische Königshaus. So war es vor allem der Vize-Kronprinz bin-Salman, der sich gegen eine Einigung mit dem Erzfeind Iran ausgesprochen hat und damit eine Begrenzung der Fördermenge verhinderte.
Das Thema Förderbegrenzung bleibt aber in diesem Jahr auf der Tagesordnung. Denn mit einem niedrigen Ölpreis ist keinem geholfen – auch den Saudis nicht, die zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.