Starke Schwankungsbreite bei Erdöl
Die Ölpreise bewegten sich in der vergangenen Woche erneut in einer starken Schwankungsbreite, wobei insgesamt im Wochenvergleich ein leichter Verlust besteht.
Zu Beginn der vergangenen Woche gerieten die Ölpreise bereits unter Druck, da die Euphorie hinsichtlich der Einigung der OPEC und anderer Nicht-OPEC-Staaten in Bezug auf eine Förderkürzung wieder abebbte. Nach wie vor bestehen Zweifel an der Nachhaltigkeit und Ernsthaftigkeit der Produktionskürzungen.
So hat sich zwar zum Beispiel die russische Regierung zu einer Produktionskürzung in Höhe von 300.000 Barrel pro Tag bereit erklärt, doch die russischen Ölunternehmen haben allesamt erst kürzlich Pläne zur Produktionsausweitung vorgelegt. Saudi-Arabien hat seine Ölproduktion erst im November auf ein neues massives Rekordniveau bei 10,72 Millionen Barrel pro Tag ausgeweitet – zu einer Zeit in der das Land eigentlich schon längst die übliche saisonale Produktionsdrosselung im Winter hätte vornehmen müssen.
Dazu passt auch, dass die OPEC im November mit 34,2 Millionen Barrel pro Tag laut IEA rund 1,5 Millionen Barrel pro Tag über dem ab Januar geltenden Produktionsziel gefördert hat. Entsprechend ist eine Produktionsdrosselung der OPEC nun auch dringender notwendig als zuvor, damit ein Überangebot in der ersten Jahreshälfte verhindert werden kann. Und Die OPEC selbst sieht den globalen Ölmarkt im kommenden Jahr ohne Kürzung mit 1,24 Millionen Barrel pro Tag überversorgt.
Doch auch aus den USA sind die Nachrichten alles andere als preisunterstützend. Zum einen unterstützt das hohe Preisniveau die US-Schieferölproduktion massiv, die inzwischen wohl die Trendwende vollzogen hat und laut EIA im Januar erstmals seit 6 Monaten wieder steigen dürfte.
Zudem hat der designierte US-Präsident Trump mit Tillerson (Chef von ExxonMobil) und Perry (ehemaliger Gouverneur des Ölstaates Texas) gleich zwei Unterstützer der US-Ölindustrie auf wichtige Posten (Außen- und Energieministerium) in seiner kommenden Regierung gesetzt. Dementsprechend ist zu erwarten, dass Trump seine Versprechen zur Lockerung der Auflagen für die heimische Ölförderung wahrmachen wird. Dies dürfte die US-Produktion im kommenden Jahr deutlich nach oben treiben.
Zum Ende der Woche erhielten die Ölpreise dann wieder etwas Unterstützung, nachdem mit Abu Dhabi, Kuwait und Oman zumindest einmal 3 Ölländer Lieferkürzungen ab Januar erklärt und konkretisiert hatten.
Brent zur Lieferung im Februar handelt aktuell bei 55,33 US-Dollar pro Barrel an der ICE.
WTI zur Lieferung im Februar notiert aktuell bei 53,05 US-Dollar pro Barrel an der NYMEX.
Brent-Ölpreis in USD/Barrel in der letzten Woche
Quelle: stockcharts.com
Ausblick
Die Zweifel an der Umsetzung und am Gelingen der Produktionskürzungen im kommenden Jahr bleiben bestehen, selbst wenn sich alle Ölländer, die sich auf Kürzungen geeinigt hatten tatsächlich daran halten würden. Aus den USA ist mit einem steigenden Ölangebot in 2017 zu rechnen, aber auch der Irak und Libyen bleiben Unsicherheitsfaktoren. So hat der Irak beispielsweise offenbar einen Vertrag mit dem chinesischen Ölunternehmen Unipec abgeschlossen der eine Erhöhung der Liefermengen um 3% ab dem kommenden Jahr vorsieht.
Das passt nicht dazu, dass sich der Irak eigentlich bereit erklärt hatte ab Januar seine Produktion um 210.000 pro Tag zu kürzen. Und in Libyen könnten in Kürze zwei wichtige Ölfelder nach einer zweijährigen Unterbrechung wieder in Produktion gehen, nachdem die Blockade einer wichtigen Ölpipeline beendet wurde. Alleine dadurch könnten zusätzliche 400.000 Barrel pro Tag auf den Markt fließen. Libyen hatte sich nicht zu Kürzungen bereit erklärt.