Starinvestor Buffett setzt auf Turnaround beim Ölpreis
Der Ölmarkt befindet sich nach wie vor im freien Fall.
Vergangenen Freitag durchbrach der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent erstmals seit 2003 die Marke von 30 Dollar nach unten.
Seit 2013 hat der Ölpreis fast 80% verloren. Aktuell beträgt der Preis für das “Schwarze Gold” 28,36 Dollar. Der Name “Schwarzes Gold” scheint daher kaum noch zutreffend.
“Denn nach dem Preisrutsch kostet 1 Liter nur noch rund 19 US-Cent. In vielen Ländern ist das Mineralwasser vom Discounter bereits teurer”, schreiben die Experten von Der Aktionär zu Beginn der Woche.
Zwar kennen die Märkte die aktuelle Faktenlage schon länger: Es gibt ein Überangebot, die Öllager sind voll, zugleich ist wegen trüber Konjunkturaussichten die Nachfrage nach dem Rohstoff mau.
Doch es kommen immer neue belastende Tatsachen hinzu. Jüngster Baisse-Treiber: Da mit der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran einer der größten Ölexporteure wieder mehr Öl am Weltmarkt verkaufen darf, erhöht das aufgrund des ohnehin schon bestehenden Überangebots nochmals den Abwärtsdruck.
Von welchen Aktien sollten Anleger die Finger lassen und wo lohnt der Einstieg? Auch Starinvestor Warren Buffett hat sein Portemonnaie gelüpft und hat jetzt in dem Sektor zugegriffen.
Trendwende in weiter Ferne
Eine Trendwende beim Ölpreis-Verfall scheint zum aktuellen Zeitpunkt in weiter Ferne. Der Preisrutsch könnte sich fortsetzen. Dafür spricht leider einiges: Zum einen führt die OPEC ihren Preiskampf um Marktanteile weiter fort.
Vergangene Woche lag der Korbpreis für OPEC-Rohöl zwischenzeitlich gerade einmal bei 25,00 Dollar – 15% unter dem Preis für Öl der börsengehandelten Sorten Brent und WTI.
Das heißt, es besteht hier noch Luft nach unten. Außerdem quellen die Lager weiter über. In den USA liegen die Bestände teilweise knapp 100% über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. In Zahlen ausgedrückt: Lagerbeständen von 480 Mio. Barrel stehen nur etwa 10 Mio. Barrel gegenüber, die das Land pro Tag benötigt.
2016 werden die ersten Pleiten erwartet
Der Verfall des Ölpreises sorgt für tiefe Sorgenfalten bei vielen Analysten und Börsenexperten, könnte dieser doch ein mögliches Indiz für einen Konjunktureinbruch rund um den Globus sein. Viele Ölförder-Konzerne stehen schon jetzt am Rand des Abgrunds. Für 2016 werden die ersten Pleiten in dieser Branche erwartet.
Für einige Ölriesen dürfte es zusehends schwieriger werden, nicht in die roten Zahlen abzurutschen. 2016 dürfte etwa der US-Konzern ConocoPhillips einen Milliardenverlust einfahren.
Petrobras dürfte im laufenden Jahr zwar schwarze Zahlen schreiben, hat aber mit einer hohen Schuldenlast zu kämpfen. OMV bewegt sich weiter in der Pluszone und schlägt sich angesichts des rauen Umfelds recht wacker, doch zuletzt rieten hier Experten (u.a. UBS und Goldman Sachs) vermehrt zum Verkauf der Aktie. Auch BP liegt der niedrige Ölpreis schwer im Magen.
Buffett steigt bei JET Tankstellen-Betreiber Phillips 66 ein
Und genau jetzt, wenn die Angst am größten erscheint, greift Warren Buffett ausgerechnet in diesem Sektor zu. Die Investment-Legende ist ihrer Devise “Sei gierig, wenn andere ängstlich sind”, treu geblieben und hat in Zeiten größter Zweifel zugeschlagen.
Laut einer Pflichtmitteilung vom 08. Januar erwarb er über seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway ein Paket mit 1.741.210 Aktien des petrochemischen Unternehmens Phillips 66.
Die Phillips 66 beinhaltet das abgespaltene und als eigenständige Gesellschaft an die Börse gebrachte Downstream-Geschäft von ConocoPhillips. Der US-Konzern ist weltweit an 15 Erdölraffinerien beteiligt und betreibt rund 20.000 Tankstellen, davon 595 JET Tankstellen in Deutschland und 140 in Österreich.
Der Aktienkurs von Phillips 66 konnte seit dem Börsengang im Jahr 2012 gut 100% zulegen, gegen den allgemeinen Trend im Ölsektor.
In den letzten drei Monaten allerdings hat der Kurs eine deutliche Korrektur hingelegt. Vom Hoch bei 93,68 Dollar fiel die Aktie zurück bis auf etwa 75 Dollar. Und genau diese Schwäche nutzte Buffett und griff zu.
Total, Chevron und Royal Dutch Shell stärker als Ölpreis
Wegen der eher trüben Aussichten für die Ölbranche ist es für Aktionäre wichtig, auf die Unternehmen zu setzen, die mit dem sehr niedrigen Preisniveau zurechtkommen.
Und hier halten sich die Aktien der Ölmultis Total, Chevron und Royal Dutch Shell deutlich besser als der Ölpreis, wie Sie der folgenden Grafik entnehmen können:
Der französische Konzern Total meistert die derzeitige Lage momentan deutlich besser als viele Konkurrenten. Total steuere sicher durch das herausfordernde gesamtwirtschaftliche Umfeld und habe im Vergleich zu den Wettbewerbern eine überlegene finanzielle Flexibilität, meint Jefferies-Analyst Jason Gammel.
In puncto Kostensenkung, Produktionsausweitung und starkem Downstream-Geschäft gibt der Ölmulti eine gute Figur ab. Anleger schätzen zudem die stattliche Dividendenrendite von 6,4%.
Fazit: Der Ölpreis dürfte nach der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran bis auf Weiteres unter Druck bleiben. Eine Bodenbildung ist bislang nicht abzusehen. Ein breites Investment im Ölsektor ist daher nicht empfehlenswert. Auf ausgewählte Ölperlen jedoch können Anleger auch in der aktuell schwierigen Lage vertrauen.