Rohöl fällt auf den tiefsten Stand seit Monaten!

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Der Preis für Brent-Öl ist zuletzt deutlich gefallen und notiert aktuell auf dem niedrigsten Niveau seit mehreren Monaten. Für Anleger, die den Ölmarkt im Blick haben, wirft das einige Fragen auf. Warum fällt der Preis, obwohl die geopolitischen Spannungen hoch sind und die Nachfrage in vielen Regionen stabil bleibt?

Ein wichtiger Grund liegt in den Erwartungen der Märkte an die globale Konjunktur. In vielen Industrieländern mehren sich die Anzeichen für eine schwächere Wirtschaftsentwicklung. Vor allem in Europa bleibt die Industrieproduktion unter Druck, während in China die wirtschaftliche Erholung langsamer vorankommt als erhofft. Wenn die Wirtschaft schwächelt, sinkt in der Regel auch die Nachfrage nach Rohöl. Schließlich wird weniger produziert und transportiert.

Gleichzeitig gibt es Hinweise darauf, dass die Ölproduktion in einigen Ländern höher bleibt als geplant. Die OPEC-Staaten hatten zuletzt zwar weitere Förderkürzungen angekündigt, doch einzelne Länder wie Irak oder Nigeria produzieren weiterhin auf hohem Niveau. Auch die USA fördern auf Rekordniveau, was das weltweite Angebot weiter erhöht. Diese Kombination aus schwächerer Nachfrage und stabil hohem Angebot drückt den Brent-Preis.

Brent im Tageschart

Die blaue Zone hatte schon viel Spielraum. Wurde jetzt aber unterschritten. Solange die Bullen hier nicht bald kontern, könnte Rohöl noch wesentlich weiter fallen. Wenn es hier zu einem Boden kommt, wäre das sicherlich eine gute Position für einen Long-Einstieg.

(Quelle: Aktienscreener.com)

Geopolitik sorgt für Unsicherheit, bietet aber keine Preisstütze

Normalerweise treiben geopolitische Krisen den Ölpreis nach oben, weil die Märkte eine Verknappung des Angebots fürchten. Doch aktuell scheint dieser Mechanismus nicht zu greifen.

Trotz anhaltender Spannungen im Nahen Osten, insbesondere am Roten Meer und an der Grenze zwischen Israel und Gaza, reagiert der Markt erstaunlich gelassen. Offenbar rechnen viele Marktteilnehmer damit, dass die dortigen Förderländer ihre Exporte nicht einschränken werden, weil sie selbst dringend auf die Öleinnahmen angewiesen sind.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Sanktionen gegen Russland. Obwohl westliche Länder den Druck auf russische Ölexporte zuletzt erhöht haben, findet russisches Öl weiterhin Käufer – vor allem in China, Indien und anderen asiatischen Ländern. Damit bleibt russisches Öl auf dem Weltmarkt verfügbar und entzieht dem Brent-Preis eine mögliche Stütze.

Ein weiterer geopolitischer Faktor ist der Iran, der sowohl als Produzent als auch durch seine Lage an wichtigen Handelsrouten eine Schlüsselrolle spielt. Bisher hat der Konflikt zwischen den USA und dem Iran jedoch nicht zu spürbaren Ausfällen bei der Ölproduktion geführt. Auch hier bleibt der Markt entspannt, obwohl das Risiko jederzeit eskalieren könnte.

Was bedeutet der Preisrückgang für Anleger?

Wenn Sie als Anleger in den Ölmarkt investieren oder Unternehmen mit starkem Bezug zu Öl im Depot haben, sollten Sie die aktuelle Entwicklung genau im Auge behalten. Der fallende Brent-Preis belastet vor allem Ölkonzerne, die hohe Förderkosten haben. US-Schieferölproduzenten oder kleinere Explorationsfirmen geraten bei sinkenden Preisen schneller unter Druck als große Konzerne mit breiterem Geschäftsmodell.

Auf der anderen Seite könnte der niedrige Ölpreis die Inflation in vielen Ländern weiter dämpfen. Für Sie als Anleger in Aktien oder Anleihen könnte das ein positives Signal sein, weil es den Spielraum der Notenbanken für Zinssenkungen vergrößert.

Auch die Frage, wie die OPEC in den kommenden Monaten reagiert, bleibt entscheidend. Sollten die Förderländer beschließen, ihre Produktion stärker zu drosseln, könnte der Brent-Preis rasch wieder anziehen. Falls die OPEC hingegen an der bisherigen Linie festhält, könnte sich der Preisrückgang fortsetzen.

Für langfristige Investoren stellt sich zudem die Frage, ob die schwache Nachfrage nur eine konjunkturelle Delle ist oder ob strukturelle Trends wie die Energiewende dauerhaft für weniger Ölverbrauch sorgen. Wenn Sie in den Energiesektor investieren, sollten Sie diese Entwicklungen genau beobachten und Ihre Strategie daran ausrichten.

Letztlich ist aber ein günstiger Ölpreis meist gut für die Weltwirtschaft. Wenn die Unternehmen günstiger produzieren und transportieren können, steigen die Gewinne und damit auch die Aktienkurse.