Opec+ beschließt weitere Förderkürzung – Ölpreis steigt
Manch einer dürfte sich verwundert die Augen reiben: Bereits seit drei Jahren arbeitet die Opec mit weiteren energieexportierenden Staaten, darunter Russland, zusammen – und das sogar einigermaßen diszipliniert.
Früher hat das Ölkartell sich stets schwergetan, vereinbarte Ziele zur Kürzung der eigenen Ölförderung tatsächlich umzusetzen. Nun ist man seit drei Jahren eisern dabei, einzelne Staaten – allen voran Saudi Arabien – fahren ihre Ölförderung sogar auf freiwilliger Basis noch stärker zurück als vereinbart.
Durch eine Reduzierung der täglichen Fördermenge versucht die sogenannte Opec+, Einfluss auf den Ölpreis zu nehmen. Dieser war nach einem Hoch im Sommer 2014 massiv abgestürzt und zeitweise sogar unter 30 US-Dollar je Barrel gefallen. Die Staaten waren gezwungen, zu handeln.
Ölpreis hat sich stabilisiert – mehr aber auch nicht
Tatsächlich hat sich der Ölpreis seither stabilisiert und auf normalerem Niveau eingependelt. In den vergangenen Wochen pendelte der Preis je Barrel für die Sorte Brent um die 60 Dollar. Aus der Sicht von Saudi Arabien ist das zu wenig: Der Golfstaat benötigt eigentlich ein Preisniveau von mindestens 80 Dollar je Barrel, um die eigenen Staatsausgaben zu finanzieren.
Dass die neuerliche Kürzungsvereinbarung um weitere 500.000 Barrel pro Tag ausgerechnet in der vergangenen Woche zustande kam, dürfte kein Zufall gewesen sein: Unmittelbar danach brachte Saudi Arabien 1,5 Prozent seines Ölkonzerns Saudi Aramco an die Börse, legte damit mal eben den größten Börsengang der Geschichte aufs Parkett und darf seinen Staatskonzern quasi über Nacht nun offiziell wertvollstes börsennotiertes Unternehmen der Welt nennen. Ausgerechnet ein Konzern aus der Ölindustrie stellt also die Tech-Riesen aus dem Silicon Valley in den Schatten.
Dabei ist die Zukunft des Ölgeschäfts mehr als ungewiss. Die jahrelange Debatte rund um nachhaltige Energiequellen und alternative Antriebsformen fußt allmählich in Beschlüssen, die Abkehr vom Verbrennungsmotor im Straßenverkehr scheint mittelfristig unausweichlich. Nicht zuletzt deswegen plant Saudi Arabien mit den Börseneinnahmen von Aramco massive Investitionen in andere Wirtschaftszweige des Landes.
Opec mit dem Rücken zur Wand – US-Industrie gewinnt an Einfluss
Doch die Opec steht noch aus einem anderen Grund zunehmend mit dem Rücken zur Wand: Die US-Frackingindustrie spielt am Weltmarkt eine immer größere Rolle. 2015 und 2016 war sie maßgeblich mitverantwortlich für Überangebot und Preisverfall. Neben dem Kürzungsbeschluss der Opec+ Ende des Jahres 2016 konnten auch die US-Fracker zu diesem Zeitpunkt kaum noch liefern: Viele Firmen gingen pleite, weil das umständliche Förderverfahren angesichts des niedrigen Ölpreises nicht mehr rentabel war.
Das hat sich inzwischen geändert. Die Industrie hat sich weiterentwickelt, sie besteht zudem aus zahlreichen kleineren Unternehmen, die sehr flexibel auf die Marktlage reagieren können. Für das kommende Jahr rechnen Experten daher zumindest in den ersten sechs Monaten weiterhin mit einem Überangebot am Markt, trotz der jüngsten Kürzungsbeschlüsse der Opec+-Staaten. Immerhin schwächelt parallel die weltweite Konjunktur, befeuert nicht zuletzt durch politische Unwägbarkeiten wie die US-Handelspolitik oder die Unsicherheiten in Sachen Brexit.
Laut Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) geht der Bedarf in den kommenden Monaten stärker zurück, als dass die Nachfragelücke durch die nun beschlossenen Maßnahmen aufgefangen werden könnte. Obwohl kurz nach der Beschlussfassung der Ölpreis kräftig anzog, dürfte dieser Effekt also nur von kurzer Dauer sein – genau wie in der Vergangenheit.
Bereits seit Jahren ist kein nachhaltiger Trend erkennbar, auf Preissteigerungskurven folgte stets ein jäher Preissturz. Die meiste Zeit pendelte der Ölpreis mit begrenzter Volatilität seitwärts vor sich hin. Daran wird sich nach Einschätzung von Rohstoffexperten so schnell wohl auch nichts ändern.