Ölpreisverfall: Ein Teufelskreis

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Seit Monaten ist es das gleiche Bild: Ein stetiges Auf und Ab kennzeichnet den Ölpreis, der sich seit Ende April überwiegend im Rahmen zwischen 40 und 50 US-Dollar je Barrel bewegt.

Zwar gab es zwischenzeitlich kürzere Ausreißer nach oben oder unten, insgesamt jedoch stabilisiert sich der Ölpreis auf diesem vergleichsweise niedrigen Niveau. Dabei zeigen sich beide Sorten – die US-Sorte WTI und die wichtigere Nordseesorte Brent – einerseits schwankungsanfällig und volatil, andererseits gelingt es ihnen jedoch kaum, den Korridor von 40 bis 50 US-$ zu verlassen.

Missverhältnis von Angebot und Nachfrage

Die Gründe hierfür sind altbekannt und liegen auf der Hand: Angebot und Nachfrage klaffen auseinander. Die USA sitzen auf Ölreserven, die Opec-Staaten fördern, was das Zeug hält und auch der Iran mischt neuerdings wieder kräftig mit im internationalen Ölgeschäft.

Seit dem Wegfall der westlichen Sanktionen vor wenigen Monaten hat der Iran seine Förderkapazitäten wieder deutlich hochgefahren – 4 Millionen Barrel pro Tag sind das erklärte Ziel. Damit würde man sich wieder auf das Niveau von vor den Sanktionen zurück bewegen.

Wird die Fördermenge jedoch zusätzlich angekurbelt, verschärft sich dadurch nur das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage am Markt, das Überangebot kann kaum kompensiert werden, die Ölpreise fallen weiter.

Der Iran hat freilich einiges aufzuholen an innerstaatlichen Investitionen, kein Wunder also, dass man in Teheran Einnahmen aus dem Ölgeschäft generieren will. Doch allein über die Fördermenge wird das auf Dauer nicht gelingen. Immer öfter hört man inzwischen von Seiten Öl exportierender Länder von der Notwendigkeit einer Preisstabilisierung – beziehungsweise -erhöhung.

Einigung der Opec fraglich

Die einerseits einfachste, andererseits aber politisch umstrittenste Variante wäre eine Drosselung der Förderung und eine Begrenzung der maximalen Fördermenge pro Tag. Dazu jedoch müssten sich die Opec-Staaten auf eine gemeinsame Linie verständigen, was in den vergangenen Monaten eher schlecht als recht funktioniert hat.

Nun ist ein neuer Anlauf geplant. In der laufenden Woche sollen erneut Beratungen stattfinden, auch der Iran und Venezuela hatten zuletzt Bereitschaft signalisiert, sich an entsprechenden Maßnahmen zu beteiligen – denn das geringe Preisniveau belastet die Haushalte der jeweiligen Staaten zunehmend.

Eine Einigung der Opec-Staaten erscheint Beobachtern jedoch ebenso fraglich wie die Erfolgsaussichten der kürzlich gegründeten Arbeitsgruppe zwischen Saudi Arabien und Russland, die ebenfalls Maßnahmen zur Ölpreissteigerung erörtern soll.

Begrenzte Fördermenge – kein Allheilmittel

Zudem wäre selbst eine Verständigung auf eine Förderbegrenzung durch die Opec-Staaten kein One-Way-Ticket in Richtung höherer Ölpreise, ganz im Gegenteil: Greifen ihre Maßnahmen und die Fördermenge wird begrenzt, könnte das zwar kurzfristig zu steigenden Preisen führen. Diese jedoch würden die Fracking-Aktivitäten der USA erneut anfachen, die sich nur bei höherem Preisniveau rechnen. Dadurch würde das Angebot erneut steigen und die Preise wieder fallen.

So oder so – ein deutlicher Preissprung beim Öl ist zumindest kurzfristig erst einmal nicht zu erwarten.