Ölpreis über 50 Dollar – Anfang einer Trendwende?

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In den vergangenen zwei Jahren sind die Rohstoffmärkte gehörig durcheinandergewirbelt worden. Vor allem das lang anhaltende Credo der stetig steigenden Ölpreise wurde jäh unterbrochen.

Seit Sommer 2014 ist der Preis für ein Barrel Rohöl der weltweit wichtigsten Sorte Brent von deutlich über 100 US-$ auf zeitweise unter 30 US-$ gesunken.

Die Gründe hierfür sind vielfältig, lassen sich unterm Strich aber zusammenfassen mit: rückläufige Nachfrage aufgrund schwächelnder globaler Konjunkturentwicklung bei gleichzeitig stabilem oder sogar steigendem Angebot.

Vor allem das steigende Angebot wurde den Ölfördernationen vielfach zum Vorwurf gemacht: Die USA sind mit dem Ausbau ihrer Fracking-Industrie vor einigen Jahren in den Markt vorgestoßen, nicht zuletzt um sich selbst unabhängiger zu machen von den Opec-Staaten.

Opec-Staaten fluten Markt mit billigem Öl

Das hat bis zu einem gewissen Grad auch funktioniert, was wiederum bei Saudi-Arabien und Co. nicht gerade auf Gegenliebe stieß. So entschlossen sich die Öl exportierenden Staaten – und allen voran die Saudis – dazu, ihre Fördermengen nicht etwa zu reduzieren, um durch Angebotsverknappung auf höhere Preise hinzuwirken.

Ganz im Gegenteil: Die Förderung wurde zum Teil noch hochgefahren, um die Preise künstlich weiter zu drücken. Gerade Saudi-Arabien konnte sich das jahrelang leisten ohne größere Einbußen. Inzwischen stößt man auch hier allmählich an seine Grenzen, immerhin macht das Ölgeschäft den Mammutanteil des Bruttoinlandsprodukts aus.

Viele Frackingfirmen kapitulieren

Fracking hingegen ist eine äußerst kostspielige Fördermethode. Dementsprechend können sich die US-Firmen bei anhaltend niedrigen Preisen nicht auf Dauer am Markt halten. Genau darauf haben die Saudis mit ihrer Förderpolitik spekuliert – und scheinen damit nun Erfolg zu haben.

Bereits seit Monaten geht eine Frackingfirma nach der anderen in die Knie, und Mitte Mai nun vermeldete Washington erstmals seit Langem rückläufige Ölreserven. Die Märkte reagierten prompt und schickten den Ölpreis in die Höhe: Erstmals seit einem halben Jahr wurden für ein Fass wieder mehr als 50 US-$ fällig.

Doch nicht nur rückläufige US-Reserven, sondern auch eine stabile hohe Nachfrage aus den Schwellenländern, allen voran Indien und China, tragen dazu bei, das bisher vorhandene Überangebot zu kompensieren und allmählich auch zu reduzieren.

Ölpreisentwicklung bleibt unberechenbar

Damit steht steigenden Ölpreisen im Grunde genommen nichts mehr im Wege. Dennoch sind Experten uneinig in der Frage, ob der jüngste Preisanstieg nur auf kurzfristige Effekte zurückzuführen ist oder eine langfristige Trendwende einläutet.

Das Szenario eines Ölpreises unterhalb der 10-Dollar-Marke, wie es Anfang des Jahres einigen noch durchaus denkbar erschien, ist zwar vorerst vom Tisch. Doch die Opec-Staaten wirken weiterhin nicht auf eine Preisstabilisierung hin, sodass der Ölmarkt mit Blick auf die kommenden Monate kaum berechenbar erscheint – zumal die rückläufigen Reserven der USA auch auf äußere Rahmenbedingungen wie etwa die Waldbrände in Kanada zurückzuführen sind, die die Produktionsmenge zeitweise gedrosselt haben. Stabilisiert sich auch dieser Faktor, könnte der Ölpreis ebenso gut wieder sinken.

Autofahrer und weite Teile der Industrie würden sich freuen – für sie bedeutet ein niedriger Ölpreis vor allem eins: geringere Kosten.