Ölpreis: Trump-Tweet sorgt für Verwirrung
Trump twittert – und sorgt für Verwirrung. Wie so häufig hat sich US-Präsident Donald Trump am Donnerstagabend per Twitter zu Wort gemeldet. Dabei berichtete er von einem Gespräch mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der sich wiederum mit Russlands Präsident Wladimir Putin auf eine Drosselung der Ölförderung verständigt habe.
Obwohl der Kreml die Meldung umgehend dementierte, reagierten die Märkte umgehend: Der Ölpreis schoss in die Höhe, der Preis für die US-Sorte WTI legte um zeitweise 30 Prozentpunkte zu und lag am Abend bei rund 25 US-Dollar je Barrel.
Ölpreis im März um 50 Prozent eingebrochen
Hintergrund ist die starke Verunsicherung am Ölmarkt. Bedingt durch die weltweite Pandemie ist die Wirtschaft rund um den Globus praktisch zum Erliegen gekommen, die Ölnachfrage ist dementsprechend auf ein Minimum zusammengeschrumpft und der Ölpreis massiv eingebrochen. Innerhalb eines Monats stürzte der Preis je Barrel um mehr als die Hälfte ab.
So kostete das Fass der Sorte WTI Anfang März noch über 45 US-Dollar, für ein Barrel der Sorte Brent wurden mehr als 50 Dollar fällig. Zum Monatsende dümpelten beide Sorten bei weniger als 25 Dollar je Fass.
Opec+ ausgerechnet in Krise zerstritten
Um den Preissturz aufzufangen und den Ölmarkt zu stabilisieren, arbeitet die Organisation Öl exportierender Staaten (Opec) bereits seit mehreren Jahren mit Verbündeten zusammen (Opec+), darunter auch Russland. Mit konzertierten Drosselungen der Förderkapazitäten soll das Preisniveau aufgefangen oder angehoben werden. In den letzten Jahren haben sich die Opec+ Staaten mit erstaunlicher Disziplin an diese Absprachen gehalten und den Ölpreis tatsächlich relativ stabil halten können.
Doch ausgerechnet jetzt, in der sich weltwirtschaftlich verschärfenden Krisensituation, streiten die Verantwortlichen aus Moskau und Riad über das weitere Vorgehen. Diese Auseinandersetzung hat zusätzlich zum Preisverfall der vergangenen Wochen beigetragen. Eine Einigung wäre dementsprechend wünschenswert aus Sicht der Staaten, deren Haushalt maßgeblich vom Ölexport abhängig ist.
US-Interesse an höherem Ölpreis
Aber auch die USA haben ein gesteigertes Interesse an höheren Ölpreisen. Sie sind vor allem durch die umstrittene Fracking-Methode in den vergangenen Jahren zu einem der größten Ölförderer der Welt aufgestiegen, doch im Gegensatz zu herkömmlichen Fördermethoden ist Fracking relativ teuer. Bei anhaltend niedrigen Ölpreisen rechnet sich das Geschäft nicht, in der Folge gehen viele Frackingfirmen pleite. Dies ist schon einmal geschehen, während des Preissturzes 2015 und 2016 – der letztlich durch gemeinsame Maßnahmen der Opec+ gestoppt werden konnte.
Obwohl die USA nicht zum Kreis der Verbündeten gehören, liegt es also auch im Interesse Washingtons, den Ölpreis wieder anzukurbeln. Doch solange sich die Verantwortlichen in Russland und Saudi Arabien nicht auf einen gemeinsamen Weg verständigen, ist Trump relativ machtlos.
Egal, was er twittert – solange sich seine Behauptungen als nicht substanziell erweisen, dürfte jeder kurzfristige Ölpreisanstieg ebenso schnell wieder verpuffen.