Ölpreis: Trump-Schock – wie es jetzt weitergehen könnte

Es sind bittere Tage für den Ölpreis. Seit Donald Trump am letzten Mittwoch im Weißen Haus seinen Zoll-Rundumschlag gegen die Welt angekündigt hatte, ist der Marktpreis des fossilen Energieträgers nach unten gerauscht, Im Chart sehen Sie die Entwicklung der US-Sorte WTI, die seither um 17 % an Wert eingebüßt hat (Stand: 07.04.2025, 9:00 Uhr).

Quelle: www.aktienscreener.com
Hintergrund des Preisrutschs sind die durch Trumps Zölle befürchteten Negativeffekte auf die Weltkonjunktur. Hinzu kommen die Aktionen des mächtigen Ölkartells OPEC+, die die Situation noch einmal verschärfen.
Trumps Zölle: Das „Tit for Tat“-Dilemma
Starten wir mit den Zöllen: Das Ausmaß der von Washington forcierten Handelsbeschränkungen könnte so enorm sein, dass das globale Wirtschaftswachstum signifikant ausgebremst werden könnte. Einige Experten warnen gar vor einer weltweiten Rezession.
Zölle erhöhen vor allem kurzfristig die Kosten für importierte Waren, was letztendlich in der Regel von den Verbrauchern bezahlt werden muss. Das würde sich negativ auf die Konjunktur der betroffenen Staaten auswirken. Das Entscheidende: Zölle werden oftmals mit Vergeltungszöllen beantwortet – frei nach der Redewendung „Tit for Tat“ („Wie du mir, so ich dir“) kann daraus ein gegenseitiges Hochschaukeln resultieren, deren Negativeffekte noch einmal deutlich umfangreicher sind als die anfänglichen Zölle.
Ein solches Zoll-Dilemma zeigte sich bereits am Freitag, nachdem China ebenfalls harte Sanktionen gegen die USA angekündigt hatte. Der Kapitalmarkt befürchtet nun, dass sich daraus waschechte Handelskriege ergeben könnten.
Inmitten dieses Dilemmas befindet sich Erdöl. Der Rohstoff ist nach wie vor ein wichtiger Motor der Weltwirtschaft. Dessen Nachfrage und somit auch der Marktpreis sind direkt von der Konjunkturentwicklung abhängig.
Produktionserhöhungen: OPEC+ drückt noch stärker auf die Tube
Doch nicht nur die Nachfrage ist essenziell, sondern auch das Angebot. Das führt uns zum zweiten Faktor des jüngsten Preisverfalls. Denn während die Risiken für die Nachfrage aufgrund der Trump-Zölle zugenommen haben, schraubt die OPEC+ ihre Ölproduktion nach oben.
Erst am Donnerstag hatten sich acht Länder des Ölkartells darauf verständigt, ihren kombinierten Output um 411.000 Barrel pro Tag zu erhöhen. Heißt: Die Ölstaaten, zu denen unter anderem Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait gehören, wollen ihr zuvor angekündigtes Steigerungstempo nun noch einmal beschleunigen –ausgerechnet während der US-Präsident die Weltkonjunktur mit seinen neuen Zöllen in Bedrängnis bringt.
Laut Medienberichten zeigten sich die Ölstaaten zuletzt trotz der Trump-Zölle zuversichtlich für das Weltwirtschaftswachstum. So könnten sich die Zollkonflikte in den nächsten Wochen und Monaten wieder legen, was gerade für das zweite Halbjahr positives Signale senden würde.
Wollen die OPEC-Staaten Trump besänftigen?
Experten sehen hinter der Produktionserhöhung jedoch noch andere Gründe. So gibt es Hinweise darauf, dass Saudi-Arabien und Co. Donald Trump besänftigen wollen. Trump forciert einen möglichst niedrigen Ölpreis, um die Inflation in den USA in Schach zu halten. Dadurch könnte – im Optimalfall – zumindest ein Teil der durch die Zölle entstehenden Verbraucherpreissteigerungen kompensiert werden.
Die Handelssanktionen von Washington z.B. gegen Saudi-Arabien sind noch relativ übersichtlich. Riad dürfte ein Interesse daran haben, dass dies so bleibt bzw. die Zölle wieder aufgehoben werden. Entsprechend will sich das Herrscherhaus wohl möglichst gut mit dem US-Präsidenten stellen und den Marktpreis zunächst nicht ausufern zu lassen.
Auf der anderen Seite leidet die Profitabilität der US-Ölkonzerne massiv unter dem Preisverfall, was wiederum deren Bereitschaft für Produktionssteigerungen einschränken dürfte. Trump hingegen will in den USA einen neuen Öl-Boom entfesseln. Dieser steht jedoch aktuell mehr denn je auf der Kippe, was das künftige Angebot begrenzen könnte.
Und auch die OPEC könnte jederzeit wieder drosseln. In ihrer Erklärung haben die acht Staaten betont, dass die Erhöhungen je nach Marktlage pausiert oder rückgängig gemacht werden könnten.
Mein Fazit für Sie
Aufgrund der Unvorhersehbarkeit der Trump-Politik und möglichen Einigungen in Zollstreitereien lässt sich aktuell nur sehr schwer abschätzen, wo die Reise für den Ölpreis im laufenden Jahr hingehen wird.
Meiner Meinung nach dürfte nun ein großer Teil der durch die angekündigten Trump-Zölle entstehenden Negativeffekte eingepreist sein, was dem Marktpreis und den Öl-Aktien durchaus Rebound-Potenzial verschafft – vor allem mit Blick darauf, dass Trump in den USA mehr und mehr unter Druck gerät, den Zollkrieg gegen den Rest der Welt wieder abzublasen bzw. abzuschwächen und dass die OPEC den Ölpreis stabilisieren dürfte, sollte er zu niedrig fallen.
Möglicherweise lassen sich schon in wenigen Tagen hierzu stichhaltigere Prognosen tätigen. Als Anleger sollten Sie bis dahin vorsichtig bleiben.