Ölpreis – Trendwende auch ohne Opec-Maßnahmen?

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Es riecht nach Trendwende am Ölmarkt: Rund zwei Jahre nach Beginn des historischen Ölpreisverfalls haben sich die zuständigen Minister der Opec-Staaten zusammengerauft und einen Beschluss gefasst.

Dieser Beschluss sieht die grundsätzliche Begrenzung der Ölfördermengen durch die Opec-Staaten vor. An den Märkten wurde diese Nachricht gefeiert, der Ölpreis schoss binnen kürzester Zeit um mehrere Prozentpunkte nach oben. Doch es gibt eine ganze Reihe von Fragezeichen.

Vieles ist noch zu klären

So sollen etwa die Details des Beschlusses erst im November ausgehandelt werden. Dabei geht es um wesentliche Fragen, etwa darum, welches Land seine Kapazitäten wie stark drosseln soll. Dies war über einen langen Zeitraum ein Knackpunkt, der die Opec faktisch gelähmt hat: Die Intimfeinde Saudi Arabien und Iran vermochten sich nicht auf einen Modus Operandi zu verständigen.

Die Saudis verlangten, dass sich der Iran in gleichem Maße an der Drosselung zu beteiligen habe, was aus Sicht Teherans nicht akzeptabel war, da die Förderkapazitäten erst seit dem Auslaufen westlicher Sanktionen vor wenigen Monaten wieder hochgefahren wurden.

Nun scheint man sich vorerst geeinigt zu haben. Der Iran wird wohl mit etwas geringeren Einschnitten zu rechnen haben. Allerdings befürchten Kritiker, dass auf die bisherigen Worte nicht unbedingt auch entsprechende Taten folgen müssen.

Minimale Einschnitte

Zudem wird bei allem Jubel über das Zustandekommen einer Einigung gern übersehen, welch geringes Ausmaß dieser Beschluss eigentlich hat. Zuletzt wurden durch die Opec-Staaten 33,2 Millionen Barrel pro Tag gefördert, künftig sollen es zwischen 32,5 und 33 Millionen Barrel sein. Die Kürzung beliefe sich damit auf gerade einmal 2,2 Prozent und ist mit Blick auf den Gesamtmarkt verschwindend gering – immerhin mischen hier auch noch Russland und die USA mit.

Hinsichtlich der USA hat die Opec ihr strategisches Ziel erreicht, möglichst viele Fracking-Firmen durch anhaltend niedrige Ölpreise aus dem Markt zu drängen. Zahlreiche Unternehmen sind in den vergangenen zwei Jahren Pleite gegangen, auch die Lagerbestände entwickeln sich inzwischen rückläufig.

Warum der Ölpreis trotzdem steigen könnte

Doch auch andernorts macht sich die Dauerflaute bemerkbar. So haben zahlreiche Branchengrößen ihre Investitionsvolumen zurückgefahren, milliardenschwere Projekte wurden verschoben oder ganz auf Eis gelegt. Dieser Faktor wird sich nach Einschätzung von Beobachtern in den kommenden Jahren bemerkbar machen und zu einer zusätzlichen Angebotsverknappung führen.

Das heißt, selbst wenn die jüngsten Opec-Beschlüsse folgenlos bleiben würden, wäre mit einer Stabilisierung des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage sowie einer Preiskorrektur nach oben in den kommenden Jahren zu rechnen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Ölpreis noch einmal unter die Marke von 30 Dollar rutscht – wie Anfang 2016 geschehen – ist in nächster Zeit also eher gering.