Ölpreis: Schafft Saudi-Arabien, woran der Westen scheitert?

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Der russische Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hat Europa überrumpelt. Umso drastischer fielen in den nachfolgenden Monaten die Konsequenzen aus. Um die Kriegskasse zu strapazieren, wurden von Seiten der USA und der Europäischen Union umfassende Wirtschaftssanktionen verhängt. Etliche westliche Unternehmen zogen sich aus Russland zurück und stampften ihre dortigen Geschäfte ein, ebenso wie Produktionsstätten oder Verkaufsfilialen.

Energieexporte stützen Russlands Kriegskasse

Als besonders wichtiges Puzzleteil im wirtschaftlichen Kampf gegen Russlands Kriegstüchtigkeit gilt der Ölpreisdeckel. Um im Westen gehandelt zu werden, darf ein aus Russland exportiertes Barrel Rohöl nicht mehr als 60 US-Dollar kosten. Doch was als Coup gedacht war, wurde vom Kreml weggelächelt – denn mit Indien und China fanden sich dankbare Abnehmer für russische Rohstoffe.

Einen deutlich wirksameren Hebel könnte nun Saudi-Arabien gefunden haben. Das Land hat angekündigt, seine Ölförderung wieder stärker anzukurbeln. Damit steht auf den Weltmärkten mehr Öl zur Verfügung, der Preis rutscht ins Minus – und auch Russland kann nur noch geringere Preise aufrufen, was die Kriegskasse schmälert.

Saudi-Arabien stellt sich gegen Opec+-Beschluss

Mit seiner überraschenden Entscheidung stellt sich Saudi-Arabien gegen einen Beschluss der Opec+ von Anfang September. Damals hatten das Kartell und seine Verbündeten noch angekündigt, die Förderkapazitäten weiter drosseln zu wollen. Weniger statt mehr Öl auf den Märkten, lautete die Devise. Daraus wird nun aber wohl nichts.

Tatsächlich rauschte der Ölpreis nach der Ankündigung Saudi-Arabiens bereits um mehr als 3 Prozent ab. Zum Wochenende kostete das Barrel der Nordseesorte Brent weniger als 73 Dollar, die US-Sorte WTI war für unter 69 Dollar zu haben. In den vergangenen 12 Monaten sind die Ölpreise um rund 25 Prozent eingebrochen, ein weiterer Preisverfall scheint nicht ausgeschlossen – zumal wichtige Industrienationen mit wirtschaftlichen Einbußen kämpfen. Deutschland rutscht wohl in die Rezession und auch das Wachstum anderer europäischer Staaten ebenso wie einiger Schwellenländer bleibt hinter dem üblichen Niveau zurück.

Opec-Bericht weist IEA-Einschätzung zurück – Ölnachfrage steigt weiter

Hinzu kommt, dass aus umweltpolitischen Gründen der Verbrauch fossiler Energien eigentlich eingedämmt werden soll. Bis 2050 wollen etwa die EU-Staaten möglichst klimaneutral werden. Ein möglichst umfassender Verzicht auf die Energiegewinnung aus Öl und Gas ist dabei ein elementarer Bestandteil.

Die Internationale Energieagentur (IEA) bekräftigte zuletzt, der Nachfrageanstieg entwickle sich rückläufig. Die Opec hat dem unlängst widersprochen: Demnach steigt die weltweite Nachfrage ungebremst weiter an. Einen vollständigen oder auch nur weitgehenden Ausstieg aus fossilen Energien nannte die Opec in diesem Zusammenhang reine „Fantasie“ und fernab jeder Realität. Daher seien auch weitere Investitionen in Förderanlagen aus Sicht der Opec-Staaten und ihrer Verbündeten unerlässlich, um den Energiebedarf der kommenden Jahrzehnte zuverlässig absichern zu können.