Ölpreis im Sinkflug: OPEC zieht jetzt die Reißleine

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Auch für den Ölpreis waren es zuletzt schwierige Monate. Der Marktpreis des fossilen Rohstoffs zeigt seit Anfang Juli trotz zwischenzeitlicher Gegenbewegungen eine übergeordnete Abwärtstendenz (gelber Pfeil), die sich Anfang September noch einmal zuspitzte (pinker Pfeil). Im Chart sehen Sie die jüngste Entwicklung des WTI-Ölpreises in US-Dollar pro Barrel (Stand: 09.09-2024, 10 Uhr):

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Branchenkenner führen den Rückgang unter anderem auf die konjunkturelle Schwäche Chinas, hohe Lagerbestände und nicht zuletzt auf die Politik der OPEC-Staaten zurück. Heute wollen wir uns auf letzteren Faktor konzentrieren, denn hier ergeben sich für den künftigen Marktpreis wichtige Erkenntnisse.

OPEC und OPEC+: Das steckt dahinter

Zunächst: Die OPEC ist ein mächtiges Kartell, zu dem große Öl-Länder wie Saudi-Arabien, Iran, Irak, Venezuela, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören. Inzwischen hat sich dieses Bündnis um weitere Staaten erweitert. Dazu zählen z.B. Russland, Mexiko, Kasachstan und zuletzt auch Brasilien. In der Folge ist die Rede von der sogenannten OPEC+.

Das Kartell dient im Endeffekt dazu, die Ölpreise über strategische Veränderungen der Produktionsquoten so zu manipulieren, dass diese Staaten möglichst viel Gewinn machen.

Das Hin und Her der OPEC-Staaten

Hintergrund: Im Herbst 2023 hatten sich acht Mitglieder der OPEC+ dazu verabredet, dem Markt weitere insgesamt 2,2 Millionen Barrel pro Tag vorzuenthalten. Damit haben die Akteure die seit 2022 bestehenden Produktionskürzungen des Kartells ergänzt, um auf die schwächelnde Nachfrage zu reagieren. Im Juni 2024 hatten die acht Staaten, die zuvor im Herbst Kürzungen angekündigt hatten, dann ein Ende dieser Rücknahmen in Aussicht gestellt. Bereits ab Oktober sollten demnach die Kürzungen sukzessive wegfallen.

Doch nun hat die Öl-Allianz von dieser Strategie erst einmal Abschied genommen. Letzte Woche veröffentlichte das Kartell auf seiner Website eine Erklärung, wonach die acht Länder Saudi-Arabien, Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate, Russland, Kuwait, Kasachstan, Algerien und der Oman ihre im letzten Herbst etablierten, freiwilligen Produktionskürzungen zunächst auch im Oktober und November fortsetzen werden.

IEA und Investmentbanken warnten vor weiterem Ölpreis-Verfall

Offenbar sind die Akteure zu dem Schluss gekommen, dass es ohne die Kürzungen zu einem extrem belastenden Überangebot kommen würde. Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte zuvor vor einem gravierenden Angebotsüberschuss gewarnt – und mehrere einflussreiche Investmentbanken hatten ihre Preisziele reduziert. 

Zuletzt hatte beispielsweise die Bank of America ihre 2025er-Prognose für den Brent-Preis um 5 auf 75 US-Dollar herabgestuft. Zum Vergleich: Am Montagvormittag notierte ein Barrel der Nordseesorte Brent bei knapp 72 Dollar (Stand: 09.09.2024, 10:00 Uhr. Andere Player wie JPMorgan, Goldman Sachs und Barclays reduzierten für das kommende Jahr ebenfalls ihre Ausblicke. In dem Kontext sah es das Ölkartell wohl als zwingend an, die Produktionskürzungen zu verlängern.

Tatsächlich hat der Ölpreis zumindest am Freitagabend und Montagvormittag positiv auf die OPEC-Meldung reagiert, wenngleich die Gewinne zunächst nur ein schwaches Trostpflaster gegenüber den vorherigen Verlusten waren.

OPEC vs. USA

Dass die OPEC angesichts der makroökonomischen Widerstände auf die Bremse drückt, war von vielen Experten erwartet worden. Ob die Maßnahme ausreichen wird, um den Preis nicht nur zu stabilisieren, sondern auch nachhaltig zu beflügeln, bleibt jedoch abzuwarten. Das Kartell hat aber freilich die Möglichkeit, die bestehenden Kürzungen weiter zu verlängern oder gar zusätzliche Einschnitte einzuleiten. Hier zeigten sich die Akteure in den letzten Jahren sehr flexibel.

Interessant ist indes ein Blick über den Atlantik. Die USA sind inzwischen der größte Ölförderer der Welt. Erst kürzlich hat die Statistikbehörde EIA ein neues Rekordhoch bei der Förderung gemeldet. Der US-Öl-Boom lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Die US-Unternehmen reagieren damit zum Beispiel auf die Spannungen im Nahen Osten. Auch wollen sich die Konzerne als wichtigerer Partner Europas in Stellung bringen. Zudem gibt es in der Branche technologische Fortschritte, die eine effizientere Förderung und somit eine bessere Ausbeutung aktiver Lagerstätten ermöglichen.

Unterstützung gibt es derweil aus der Politik. Nicht nur Donald Trump, auch viele Demokraten und US-Präsident Joe Biden unterstützen die Ölbranche. Der Clou: Durch eine stärkere heimische Förderung sinken die Preise und letztendlich die Energiekosten der Verbraucher und Unternehmen. Die Strategie dient darüber hinaus dazu, ausländische Firma etwa aus Europa, wo die Energiekosten deutlich höher sind, ins Land zu locken.

Die OPEC sieht sich mit den USA also einem starken Gegner konfrontiert. Während viele OPEC-Staaten auf die Bremse drücken, vergrößern die Amerikaner das Angebot unaufhörlich und sorgen somit für Druck auf den Marktpreis. Experten erwarten, dass diese ambivalente Entwicklung für die nächsten Jahre prägend sein wird.

Kurzfristig entscheidend wird nun sein, inwieweit sich die führenden Volkswirtschaften erholen werden und welche Konjunkturimpulse es von den Schwellenländern gibt. Die US-Behörde EIA jedenfalls erwartet auch für 2024 trotz aller Makro-Hürden insgesamt eine steigende Ölnachfrage.