Ölpreis: Historischer Kompromiss – mit nur kurzfristiger Wirkung?
Es war ein historischer Kompromiss, und die Auswirkungen sind bereits zu spüren: Ende November hat sich die Organisation Erdöl exportierender Länder, kurz Opec, darauf verständigt, die Ölfördermenge im ersten Halbjahr 2017 um 1,2 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen.
Seither hat der Ölpreis einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht, sowohl die Sorte Brent als auch die US-Sorte WTI notierten zuletzt deutlich oberhalb von 50 Dollar je Barrel. Auf Monatssicht bedeutet das ein Plus von jeweils rund 20 Prozent.
Historischer Kompromiss in Wien
Und nun hat die Konferenz in Wien noch einmal nachgelegt: Am Wochenende erklärte rund ein Dutzend weiterer Länder, die selbst nicht zur Opec gehören, sich an den Plänen zur Förderkürzung beteiligen zu wollen. Zusätzlich zu der bereits von der Opec beschlossenen Drosselung wollen sie ihre tägliche Ölproduktion um 558.000 Barrel zurückfahren.
Zu den Staaten, die sich nun zu diesem Kompromiss durchgerungen haben, zählt auch Russland. Mit Moskau steht und fällt der Erfolg der Maßnahmen, davon sind viele Beobachter überzeugt. Russland ist einer der größten und wichtigsten Ölexporteure der Welt.
Insgesamt beteiligen sich mehr als 20 Länder an diesem Schritt. Erstmals seit 2001 wurde über die Opec hinaus eine solche Einigung erzielt.
Ölstaaten unter Haushaltsdruck
Dies dürfte auf den immensen Druck zurückgehen, den der seit 2014 anhaltende Preisverfall in vielen Staaten ausgelöst hat. Kostet das Barrel im Sommer 2014 noch deutlich mehr als 110 Dollar, fiel der Preis bis Jahresbeginn 2016 auf zeitweise unter 30 Dollar.
Seit einigen Monaten nun hat sich das Preisniveau eingependelt zwischen 40 und 50 Dollar je Barrel. Die Stabilisierung wurde begrüßt, doch nachhaltig wirtschaftlich ist das aus Sicht vieler Opec-Länder immer noch nicht.
Da die Phase der Preisflaute massive Löcher in die Staatskassen gerissen hat, sah man sich nun offenbar zum Handeln gezwungen. Vor diesem Hintergrund halten es Experten auch für relativ wahrscheinlich, dass sich diesmal alle an die vereinbarten Kürzungen halten – zumindest vorerst. In der Vergangenheit war das bereits mehrfach nicht der Fall gewesen.
Nur kurzfristige Wirkung?
Nun geht man von kurzfristig anziehenden Preisen aus, mittelfristig jedoch, wenn sich das Niveau ein wenig konsolidiert hat, könnten alte Ressentiments wieder aufbrechen, etwa zwischen den Opec-Staaten Saudi Arabien und Iran, und die Kürzungsdisziplin könnte leiden. Mittelfristig muss der aktuelle Beschluss also nicht unbedingt zu so hohen Preisen führen, wie sie noch 2014 an der Tagesordnung waren.
Das gilt vor allem deshalb, weil ab einer Schwelle von etwa 60 Dollar je Barrel auch die US-Frackingfirmen wieder eine größere Rolle spielen dürften. Ihr Geschäftsmodell lohnt sich kaum bei einem Ölpreis unter 50 Dollar. Steigt jedoch der Preis, dürfte auch das Angebot von dieser Seite wieder zunehmen.