Ölpreis: Was ist denn da los?
Beobachter hatten damit gerechnet, die Märkte hatten auf mehr gehofft: Die Opec-Staaten und weitere Öl exportierende Länder, darunter Russland, haben sich auf eine Ausweitung ihrer seit Anfang des Jahres geltenden Förderbegrenzung verständigt.
Das im November 2016 überraschend ausgehandelte Abkommen war zunächst auf sechs Monate befristet, nun wurde es um weitere neun Monate bis März 2018 verlängert. Da dies bereits erwartet worden war, galt dieser Beschluss bei seinem Inkrafttreten bereits als eingepreist – die Märkte hatten jedoch offenbar auf eine positive Überraschung in dem Sinne gehofft, dass sich die beteiligten Staaten auf eine längere Ausweitung, etwa von einem Jahr, verständigen würden.
Kürzung verlängert – Ölpreis fällt trotzdem
Da dies nicht passiert ist, geriet der Ölpreis zuletzt wieder deutlich unter Druck. Zum wiederholten Male binnen weniger Wochen rutschte der Preis je Barrel unter die Marke von 50 Dollar, was sowohl für die US-Sorte WTI als auch die Nordseesorte Brent gilt.
Damit wird deutlich: Die Probleme sind alles andere als ausgestanden. Anstelle einer stabilen Seitwärtsbewegung, wie sie nach dem Kompromiss von Anfang Dezember bis Anfang März Bestand hatte, befindet sich der Ölpreis nun seit einigen Wochen auf einer rasanten Berg-und-Tal-Fahrt. Immer wieder wird die 50-Dollar-Marke dabei nach unten durchbrochen.
Die Opec sowie die beteiligten Drittstaaten haben sich dazu durchgerungen, insgesamt täglich 1,8 Millionen Barrel weniger zu fördern. Das entspricht etwa zwei Prozent der weltweiten Ölproduktion. Das Problem ist nur: Diese Lücke wird dankend geschlossen durch die US-Frackingfirmen. Diese haben in den vergangenen Jahren ihre Technologien verbessert und können nun wesentlich preisgünstiger mitmischen als noch 2014, als der Ölpreisverfall einsetzte und von mehr als 110 Dollar auf unter 30 Dollar im Januar 2016 zurückfiel.
Fracking-Konkurrenten stehen bereit
Damals lautete das Kalkül der Opec, die Welt mit billigem Öl zu fluten und auf diese Weise die ungeliebte Fracking-Konkurrenz auszutrocknen, die im Gegensatz zu Saudi Arabien und Co. seinerzeit nicht rentabel arbeiten konnten bei einem Ölpreis unter etwa 60 Dollar. Inzwischen hat sich die Wirtschaftlichkeit jedoch deutlich verbessert, sodass die US-Firmen auch dem derzeit relativ niedrigen Ölpreis trotzen.
Für die Opec-Staaten wird das zunehmend zum Problem. Denn angesichts fehlender Einnahmen in den Staatskassen – bedingt sowohl durch den Preisverfall als auch die neuerlichen Förderkürzungen – gilt es als unwahrscheinlich, dass der Kompromiss über März 2018 hinaus Bestand haben wird. Bereits die Disziplin der vergangenen Monate, sich an die Absprache zu halten und die Kürzungen durchzusetzen, haben viele Beobachter eher überrascht.
Doch was passiert mit dem Ölpreis, wenn das Abkommen ausläuft? Bislang sieht es nicht nach einer allzu nachhaltigen Stabilisierung aus. Die würde wohl nur von einer starken Nachfrage ausgehen, dafür bräuchte es einen weltweiten Konjunkturaufschwung – und der lässt bislang auf sich warten.