Ölpreis-Faktoren: Globalisierung, Protektionismus und Fracking
Die ersten drei Wochen des neuen Jahres sind verstrichen und es zeigt sich: Der Opec-Kompromiss zeigt erste Wirkung.
Überraschend hatten sich die Opec-Staaten mit einigen weiteren Ländern, darunter Russland, im November darauf verständigt, ihre Ölförderung für zunächst sechs Monate zu drosseln. Dadurch sollte die Balance zwischen Angebot und Nachfrage wieder hergestellt werden, um die überhohen Reserven allmählich abzubauen und das Preisniveau zu stabilisieren.
Zumindest Letzteres hat erst einmal geklappt: Seit Anfang Januar haben die Staaten, allen skeptischen Stimmen zum Trotz, mit der Umsetzung des Drosselabkommens begonnen. Der Ölpreis ist bereits seit Verkündung der Einigung im November um mehr als 10 Prozent gestiegen und bewegte sich zuletzt recht stabil auf einem Niveau von 50 bis 55 US-Dollar je Barrel.
Trendwende oder Zwischenhoch?
Die alles entscheidende Frage aus Sicht von Ölkonzernen wie Endverbrauchern ist: Wie nachhaltig ist diese Preiskonsolidierung? Ist sie der Anfang einer Trendwende auf dem Weg hin zu wieder höheren Preisen – oder markiert sie lediglich ein Zwischenhoch in einer längerfristigen Bärenphase?
Die Weichenstellungen, die in 2017 erfolgen, könnten hierfür entscheidend sein. Für die Theorie eines nur kurzzeitigen Preishochs, gefolgt von einem baldigen erneuten Preisrutsch spricht vor allem, dass die Frackingindustrie in den USA geradezu danach lechzt, wieder mehr Öl zu fördern. Die Zahl der Bohrtürme ist bereits wieder deutlich angestiegen, ab 50 Dollar je Barrel lohnt sich die Produktion, ab 60 Dollar wird das Geschäft lukrativ, so die Faustregel.
Steigen die USA wieder vermehrt in die Ölproduktion ein, gerät dadurch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage erneut in Schieflage, die Überproduktion dürfte wiederum fallende Preise begünstigen. Manch ein Experte rechnet mit einem erneuten Preisrückgang auf 40 Dollar oder weniger.
Nachfrage bestimmt den Preis
Nachhaltig stabilisiert würde das höhere Preisniveau demnach eben nicht durch eine konzertierte Förderkürzung, sondern nur durch steigende Nachfrage. Für die bräuchte es jedoch einen Wirtschaftsboom, und der ist aktuell nicht in Sicht. Und wenn in ein paar Jahren erst mal mehrheitlich Elektroautos über die Straßen westlicher Industrienationen rollen, dürfte es mit der Nachfrage noch weiter bergab gehen.
Doch es gibt auch Faktoren, die steigende Ölpreise begünstigen. Einer von ihnen heißt Donald Trump und residiert seit ein paar Tagen im Weißen Haus. Setzt der neue US-Präsident seine protektionistischen Pläne um und belegt Importe mit hohen Steuern, könnte das einen höheren Ölpreis zur Folge haben – denn gerade das Ölgeschäft ist stark globalisiert und dürfte empfindlich auf entsprechende nationale Beschränkungen reagieren.
Dementsprechend gehen die Erwartungen der Branchenkenner wieder einmal auseinander. Lediglich in einem Punkt ist man sich weitgehend einig: Ein Ölpreis jenseits der 110 Dollar, wie er im Sommer 2014 vor Beginn des Preisverfalls noch galt, erscheint bis auf weiteres eher unrealistisch.