Ölpreis Brent Analyse: Entscheidende Hürde bei 51 Dollar
Die Sensation des gestrigen Börsentages war die überraschende Einigung der OPEC auf eine Fördermengenbegrenzung bei Öl. Bisher war eine Einigung ja vor allem an Iran und Saudi-Arabien gescheitert.
Während der Iran seine Förderung nach dem Ende der westlichen Sanktionen munter hochfahren wollte, beharrten die Saudis auf der Bedingung, einer Fördermengenbegrenzung nicht ohne den Iran zustimmen zu wollen. Die beiden Länder sind sich bekanntlich spinnefeind.
OPEC senkt Fördermenge um 2 Prozent
Bei einem informellen Treffen am Rande eines Energiegipfels in Algier gab es gestern aber offenbar den Durchbruch. Die Ölförderung soll nun auf 32,5 Millionen Barrel pro Tag begrenzt werden.
Zum Vergleich: Im August hatte die tägliche Produktion der OPEC-Länder bei 33,2 Millionen Barrel gelegen. Der Ölhahn wird als höchstens minimal zugedreht.
Ob diese Begrenzung (die Fördermenge sinkt nur um etwa 2 Prozent) ausreichen wird, um die Preise stabil zu halten oder sogar weiter steigen zu lassen, bleibt daher abzuwarten.
Das wird wesentlich davon abhängen, wie diszipliniert die OPEC ihre gerade beschlossenen Grenzen einhält und wie sich Nicht-OPEC-Staaten mit hoher Ölförderung (z.B. Russland) verhalten.
Springen diese mit einer erhöhten Ölförderung in die Bresche, dürfte der gestrige OPEC-Beschluss nur kalter Kaffee gewesen sein. Die Förderkürzungen sollen daher noch mit den Nicht-OPEC-Mitgliedern abgestimmt werden, die der Einigung im November ebenfalls beitreten könnten.
Reicht es für den Befreiungsschlag?
Die Ölpreise reagierten gestern sehr positiv auf die überraschende Einigung. Die US-Leichtölsorte WTI notierte zuletzt 5,15 Prozent im Plus bei 48,79 US-Dollar je Barrel.
Ganz „nebenbei“ sprangen auch die Goldminen deutlich nach oben. Offenbar beflügelt vom Inflationstreiber Öl. Werfen wir einen Blick auf den Chart beim Brent-Öl.
Ölpreis Brent Tageschart
Rally bis in den 60er Bereich möglich
In den letzten Wochen hatte sich bei Brent ein bullischer Keil zwischen 45 und 49 Dollar gebildet, der auf bald wieder steigende Preise hinweist. Der Preis sprang gestern bis an die Oberkante dieser Formation und steht nun vor dem Ausbruch nach oben.
Die Formation ist allerdings nur Teil einer größeren Konsolidierungs-Formation (bullische Flagge, grau im Chart). Auf einen Befreiungsschlag nach oben können die Anleger deshalb erst nach einem nachhaltigen Anstieg über 51 Dollar hoffen. Dann sind Preisanstiege bis in den unteren 60er Bereich zu erwarten.
Die Chancen, dass dieser Ausbruch gelingt, haben sich mit dem gestrigen dynamischen Kurssprung verbessert. Allerdings leidet der Terminmarkt bei Öl nach wie vor unter einer Überinvestition des Hedgefonds, was den Preis seit Mai nur noch seitwärts tendieren ließ.
Eine Marktbereinigung, etwa durch einen nochmaligen Test der 200-Tage-Linie bei 43 Dollar, würde die Chancen auf eine neue Rally daher deutlich verbessern.