Ölpreis 2025, OPEC, Öl-Aktien: Wo geht die Reise hin?

Erdöl
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Seit Monaten schwankt der Ölpreis munter hin und her – und das auf einem im Vergleich zur Rallye 2022 eher gemäßigten Niveau. Im Chart sehen Sie die turbulente Entwicklung des Marktpreises seit Anfang 2023 (Stand: 12.12.2024, 10:00 Uhr, Brent).

Quelle: www.aktienscreener.com

Zuletzt hatten unter anderem die konjunkturellen Herausforderungen in China den Ölpreis unter Druck gesetzt – wenngleich Peking inzwischen eine massive Lockerung der Geldpolitik ankündigte, um die Wirtschaft anzutreiben. China ist nach den USA der zweitgrößte Ölverbraucher der Welt. Entsprechend ist dessen konjunkturelle Entwicklung ein wichtiger Indikator für die Nachfrageperspektive und somit auch für die Preisbildung des fossilen Energieträgers.

Erdöl: OPEC+ behält Produktionskürzung zunächst bei

Im Fokus stehen aber nicht nur die großen Verbraucher, sondern auch die Produzenten. Allen voran: die OPEC. Das mächtige Ölkartell ist für knapp 40 % der weltweiten Förderung verantwortlich und somit ebenfalls ein wichtiger Faktor für die Preisbildung.

So hat die OPEC+, eine Erweiterung des Kartells unter anderem um Russland, Kasachstan und Brasilien, eine Verlängerung der bereits bestehenden Produktionskürzung vereinbart. Jene Drosselung hätte eigentlich längst auslaufen sollen, wurde in den letzten Monaten aber immer wieder verlängert. Nun soll der Output erst im April 2025 wieder sukzessive erhöht werden.

Der Clou: Produziert die OPEC bzw. die OPEC+ weniger Öl, verringert sich das weltweite Angebot, was den Marktpreis gerade in Zeiten schwächelnder Nachfrage unterstützt. Der Zweck des Kartells ist also die Manipulation der Preise zum Vorteil der Mitgliedsstaaten – allen voran Saudi-Arabien, des nach den USA zweitgrößten Ölproduzenten der Welt.

Ölkartell senkt erneut seine Nachfrageprognose

Apropos Nachfrage: Das Kartell hat wenige Tage nach der Meldung rund um die anhaltende Produktionskürzung auch die Bedarfsprognose erneut nach unten geschraubt. Demnach erwartet die OPEC für das auslaufende Jahr ein Wachstum der globalen Nachfrage von nun insgesamt 1,6 Millionen Barrel pro Tag (bpd). Das entspricht einer weiteren Senkung um 210.000 bpd. Summa summarum reduzierte das Kartell seine Prognose seit Juli nun um 27 %.

Unterm Strich heißt das: Die OPEC erwartet für 2024 einen globalen Verbrauch von im Schnitt „nur“ 103,82 Millionen bpd. 2025 soll die Nachfrage indes nun um 1,4 Millionen bpd anwachsen, was einer Senkung von 90.000 bpd gegenüber der vorherigen Prognose entspricht.

Nachfragemaximum: OPEC und der lange Atem des Öls

Interessant ist, dass das Kartell trotz der Prognosesenkungen immer noch deutlich optimistischer ist als andere Institutionen. So erwarten z.B. die renommierten Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley deutlich niedrigere Wachstumsraten bei der Nachfrage. Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht gar nur die Hälfte des Wachstums im Vergleich zur OPEC.

Und auch langfristig gibt es hier teils diametrale Unterschiede. So erwartet die IEA eine schnellere Verdrängung des Erdöls durch grüne Technologien. Die Agentur prognostiziert bereits für die laufenden 20er-Jahre unterm Strich eine sinkende Nachfrage nach Öl. Die OPEC wiederum sieht das Bedarfsmaximum erst zur Mitte des Jahrhunderts.

Klar: Die OPEC hat ein Eigeninteresse daran, dass das Öl möglichst lange relevant bleibt. Entsprechend lassen sich die optimistischeren Prognosen einordnen. Tatsächlich gibt es aber auch aus der Branche selbst deutlich zurückhaltendere Einschätzungen. Vor allem die europäischen Akteure wie BP sehen das Nachfragemaximum wesentlich früher eintreten.

Mein Fazit für Sie

Wirklich große Sprünge nach oben traue ich dem Ölpreis im kommenden Jahr unterm Strich nicht zu. Die Nachfrageperspektive ist immer noch relativ eingetrübt. Zwar wird die OPEC bei der Produktion erst mal weiterhin auf die Bremse drücken. Doch andere Akteure dürften sich hier nicht anschließen.

Die USA zum Beispiel werden unter Donald Trump wohl ihre Marktführerschaft im Erdölbereich ausbauen und die Produktion sukzessive steigern. Und auch Kanada sowie das südamerikanische Land Guyana, wo gerade die US-Konzerne Exxon Mobil und Chevron stark engagiert sind, dürften beim Output zulegen.

Stellen Sie sich als Anleger also unterm Strich auf eher seitwärts laufende Aktienkurse bei den großen Ölkonzernen ein – ähnlich wie es größtenteils auch 2024 der Fall war. Als kleinere Beimischung im Depot können die in der Regel dividendenstarken Big Oil-Aktien aber durchaus Sinn machen, auch weil die Titel einen gewissen Schutz gegen die anhaltenden Krisen gerade im Nahen Osten bieten, die im Zweifelsfall mit plötzlich steigenden Ölpreisen einhergehen können.