Lichtblick Ölpreis – ist das die Trendwende?
Zur Stunde werden die seit Wochen ergebnislosen Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine fortgesetzt. Beide Seiten gaben sich zuletzt optimistischer.
Das hat beim DAX für eine kräftige Kurserholung von fast 2.000 Punkten gereicht. Hier scheinen die Anleger die naive Vorstellung zu pflegen, dass ein baldiges Kriegsende naht und sich danach alle wieder liebhaben.
Rechtfertigen die Friedensgespräche diese Markteuphorie?
Die Meldungen darüber, dass ein Friedensschluss zwischen der Ukraine und Russland möglich ist, erzeugten zuletzt eine geradezu euphorische Stimmung an den Aktienmärkten. Ich bin da weniger euphorisch.
Russland wird keinesfalls von seinem Ziel abrücken, die Ukraine in irgendeiner Form zu kontrollieren. Zumal es dies militärisch über kurz oder lang durchsetzen kann. Selbst wenn Russland seine Invasion für den Moment abbrechen würde, würden die politischen Ziele der russischen Führung bestehen bleiben. Damit wäre für eine dauerhafte Anspannung gesorgt. Und der Westen wird seine Sanktionen solange aufrechterhalten, wie Putin im Kreml sitzt.
Für den Moment mag sich die Wahrscheinlichkeit einer Energiekrise, die deutlich inflationär wäre, verringert haben. Allerdings ziehen die „Krisenwährungen“ Öl und Gold bereits wieder an. Eine dauerhafte Problemlösung sieht anders aus.
Ich sehe leider wenig Raum für eine langfristige Entspannung der zuletzt extrem rezessionsfördernden Entwicklung (Lieferkettenstörung, Wegfall von Absatzmärkten und Inflation).
Lichtblick Ölpreis – ist das die Trendwende?
Der einzige Lichtblick: der Ölpreis ging zuletzt wieder massiv zurück, weil es eine Debatte für eine stärkere Erhöhung der Ölproduktion durch die OPEC+ gibt, die USA ihre Produktion ausweiten und die Ölbehörde IEA bei Bedarf mehr Öl aus Notfallreserven freigeben will. Mit diesem Ölpreisrückgang dürfte der zuletzt extreme Inflations- und Rezessionsdruck zunächst nachlassen. Die Frage ist nur, wie lange.
Ölpreis Brent: Normaler Rücksetzer, jetzt neue Rally?
Quelle: stockcharts.com
Aus charttechnischer Sicht hat der Ölpreis lediglich die jüngste Übertreibung nach oben korrigiert, jedoch noch keinen Trendwechsel nach unten vollzogen. Ein Rücksetzer an die kurzfristig trendführende 50-Tage-Linie wie in den vergangenen Tagen ist nicht ungewöhnlich. Von hier aus ziehen die Notierungen derzeit wieder an.
Erst, wenn die Marke von 95 USD nachhaltig nach unten gebrochen wird, können wir von einer Fortsetzung der Korrektur ausgehen. In diesem Fall dürfte der Unterstützungsbereich um 80 USD getestet werden. Und erst darunter wäre ein echter Trendwechsel diskutabel.
Die Gefahr einer Rezession durch zu hohe Energiepreis oder die Gefahr einer Energiekrise ist also noch lange nicht vom Tisch. Bleiben Sie daher bis auf Weiteres vorsichtig mit Aktien.