Erdöl: Zieht Russland mit – oder doch nicht?

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Einen wichtigen Meilenstein haben sie geschafft, die Opec-Staaten: Sie haben sich, allen internen Feindschaften zum Trotz, zu einem Kompromiss durchgerungen und sich auf die künftige Begrenzung ihrer jeweiligen Ölfördermenge verständigt.

Das war auch bitter nötig. Im Sommer 2014 kostete das Barrel Öl noch deutlich über 100 US-Dollar, im Januar 2016 waren es zeitweise unter 30 Dollar. Dieser historische Absturz hat seine Spuren hinterlassen.

Opec-Staaten mit dem Rücken zur Wand

Zwar entpuppte sich der Ölpreisverfall für zahlreiche Industriezweige als unverhofftes Konjunkturpaket: Die Produktionskosten konnten gesenkt werden, Airlines verbuchten deutlich geringere Ausgaben für Kerosin.

Doch die Ölindustrie und vor allem die vom internationalen Ölgeschäft stark abhängigen Opec-Staaten bekamen die Kehrseite der Medaille mit voller Wucht zu spüren. Zum ersten Mal seit langer Zeit musste Saudi Arabien massive Einschnitte in der Haushaltsplanung verschmerzen, die Gehälter der staatlich Beschäftigten waren bereits um 20 Prozent zusammengekürzt worden.

So konnte es nicht weitergehen, die Opec musste die Notbremse ziehen, was ihr nun erst einmal gelungen zu sein scheint.

Auch der Blick auf die jüngste Entwicklung des Ölpreises lässt hoffen: Seit Anfang Oktober kostet das Barrel wieder recht stabil mehr als 50 US-Dollar. Diese Marke scheint die Schmerzgrenze zu markieren, die die Opec-Staaten unbedingt halten wollen. Die Details ihres Deals jedoch sind nach wie vor nicht geklärt, erst im November wird über Einzelheiten verhandelt.

Außer Spesen nichts gewesen?

Skeptiker gaben bereits zu bedenken, dass der Opec-Beschluss allein nur begrenzt Wirkung entfalten dürfte, selbst wenn er umgesetzt wird, woran längst nicht alle glauben. Denn mit Russland und den USA bestimmen weitere mächtige Player die Ölpreisentwicklung. Auch sie sind an einer Preisstabilisierung interessiert, doch ob sie auf den Opec-Kurs einschwenken und ihrerseits die Produktionsmengen begrenzen, ist bislang offen.

Aus Moskau kamen diesbezüglich widersprüchliche Signale. In den USA kam es ohnehin schon zu einem Rückgang der Fördermenge, da zahlreiche Fracking-Firmen infolge des Preisverfalls Konkurs anmelden mussten.

Dennoch scheint der politische Wille zur Erhöhung des Ölpreises inzwischen deutlich stärker ausgeprägt zu sein, als dies in den vergangenen zwei Jahren der Fall war. Für Anleger bedeutet das etwas mehr Sicherheit in diesem volatilen Sektor, und auch die Ölkonzerne hoffen, die Talsohle nun durchschritten und hinter sich gelassen zu haben.

Was Anleger beachten sollten

Investitionen in Einzelaktien bergen zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch erhebliche Risiken, sodass Anleger, die an einem Investment in der Ölbranche interessiert sind, sich eher nach entsprechenden gebündelten Finanzprodukten umschauen sollten, um ihr Ausfallrisiko zu reduzieren.

Wie nachhaltig sich die Stabilisierung des Ölpreises gestaltet, bleibt abzuwarten – mindestens bis zum Opec-Gipfel Ende November, bei dem dann die Details beschlossen werden sollen. Ausgang offen.