Erdöl: Jahresausblick 2018
Die Erdölpreise haben 2017 mit einem Gewinn abgeschlossen. Aber wird das auch für 2018 gelten? Angesichts der steigenden US-Ölproduktion ist das sehr fraglich.
Kann die OPEC einem Rückgang der Ölpreise vorbeugen?
Im vergangenen Jahr 2017 haben die OPEC, Russland und die weiteren 9 Produzentenländer die sich zu einem Produktionskürzungsabkommen entschlossen hatten dieses größtenteils überaus vorbildlich umgesetzt. Vor allem Saudi-Arabien hat seine Produktion über die vereinbarte Quote hinweg gedrosselt. Allerdings kamen den Ölproduzenten dabei auch die steigenden Ölpreise ab Mitte des vergangenen Jahres entgegen.
Nichts desto trotz haben die Kürzungen zu einem Abbau des Überhangs der horrend hohen Ölbestände in den Industrieländern geführt – allerdings nicht vollständig, wie die OPEC sich das eigentlich erhofft hatte. Tatsächlich wurde der Überhang nur gut zur Hälfte auf derzeit etwas über 100 Millionen Barrel reduziert.
Denn trotz der vorbildlichen Umsetzung der Produktionskürzungen und eines zusätzlichen Anstiegs der Nachfrage vor allem in der zweiten Jahreshälfte wirkte dem Bemühen der OPEC und ihrer Verbündeten eine extrem dynamisch steigende Ölproduktion in den USA entgegen.
Hatte die US-Energiebehörde EIA noch vor einem Jahr mit einer täglichen US-Rohölproduktion von 9 Millionen Barrel zum Jahresende 2017 gerechnet, so ist die Produktion im Dezember 2017 tatsächlich auf massive 9,9 Millionen Barrel pro Tag gestiegen. Grund dafür ist die Schieferölproduktion, die im Jahresverlauf sogar um 1 Million. Barrel pro Tag gestiegen ist.
Hinzu kommt die geplante Senkung der Unternehmenssteuern in den USA. Schon jetzt ziehen die Bohraktivitäten wieder an. Im kommenden Mai dürfte laut jüngster Prognose erstmals seit Anfang der 1970er Jahre die Marke von 10 Millionen Barrel pro Tag erreicht werden.
USA steuern auf absolute Rekord-Ölproduktion zu in 2018
Derzeit geht die US-Energiebehörde EIA davon aus, dass die USA in 2018 mit durchschnittlich 10,3 Millionen Barrel pro Tag die höchste jährliche Ölproduktion seit jeher erreichen werden.
Denn aufgrund der hohen Ölpreise sind die Aussichten für die sich extrem schnell erholende Schieferölindustrie in den USA mehr als blendend.
Und 2018 wird noch lange nicht das Ende vom Lied darstellen. So prognostiziert die EIA für 2019 einen Anstieg auf 10,8 Millionen geförderten Barrel Rohöl pro Tag in den USA und 2019 dürfte die US-Ölproduktion dann die 11 Millionen Barrel pro Tag -Marke knacken.
US-Ölproduktion auf Rekordniveau
Quelle: EIA
Schon jetzt produzieren die USA mehr Öl als je zuvor. Und diese Entwicklung wird weitergehen.
IEA: Angebot übersteigt Nachfrage in 2018
Auch die Internationale Energieagentur IEA sieht den massiven Zuwachs in der US-Ölproduktion bedenklich. Zwar geht die IEA von einem deutlichen Wachstum der globalen Ölnachfrage in Höhe von 1,2 Millionen Barrel pro Tag in 2018 aus. Doch zugleich soll allein das Nicht-OPEC-Angebot im kommenden Jahr um massive 1,4 Millionen Barrel pro Tag zulegen- das entspricht einer Verdoppelung des Wachstums gegenüber 2017.
Damit hätte die OPEC nicht nur keinen Spielraum mehr die Produktion zu erhöhen, sondern müsste auch um einen globalen Überangebot entgegen zu wirken ihre Produktionskürzungen massiv ausweiten. Das alles zugunsten der steigenden US-Ölproduktion.
USA werden zum Ölstaat
Quelle: IEA
Fazit zum Öl-Jahresausblick 2018: Korrekturpotenzial
Zwar wird in 2018 voraussichtlich die Ölnachfrage weiter steigen (vor allem dank China und den Schwellenländern), doch die extrem dynamische US-Ölangebotsentwicklung dürfte sich noch deutlicher niederschlagen. Entsprechend ist mit einem Angebotsüberhang zu rechnen. Daraus resultieren erneut steigende Ölbestände in den OECD-Staaten. Damit ist auch der Spielraum der OPEC beschränkt.
Lediglich eine Fortsetzung der Produktionskürzungen bis zum Ende des Jahres dürfte wohl nicht ausreichen um den Angebotsanstieg aus den Nicht-OPEC-Staaten (also allen voran und mit weitem Abstand aus den USA) auszugleichen. Entsprechend haben die Ölpreise in diesem Jahr durchaus Korrekturpotenzial, vor allem in der ersten Jahreshälfte 2018 wo saisonbedingt (also vor der Sommer-Fahrsaison) die Nachfrage schwächer ist.