Die Geschichte der Erdölförderung
Erdöl nutzen Menschen seit der Steinzeit. Allerdings ohne Kenntnis über die vielen Fähigkeiten der schwarzen, klebrigen Masse, die an manchen Stellen aus Gesteinsschichten zutage tritt. Jäger befestigten damit ihre Pfeilspitzen an den Speeren. Im Vorderen Orient nutzten Menschen die teerartige Masse, um Schiffsplanken abzudichten.
In der Antike diente Erdöl als Schmierstoff für die Achsen der Wagen der römischen Armee und die Griechen erkannten das Öl als Brennstoff. Das griechische Feuer waren in Erdöl getauchte, brennende Pfeilspitzen. In China kennt man die Förderung des Rohstoffs durch Erdbohrungen seit etwa zweitausend Jahren.
Abbau von Erdöl seit Mitte des 19. Jahrhunderts
Im großen Stil erfolgt der Abbau von Erdöl seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Suche nach einem preisgünstigen und sauber brennenden Lampenbrennstoff führte zur Gewinnung von Petroleum aus Erdöl. Und zu einem hohen Bedarf an dem vielseitigen Brennstoff.
Im aserbaidschanischen Baku fand in den 1840er Jahren die erste Bohrung nach Erdöl im industriellen Stil statt. Es folgten gezielte Bohrungen in Deutschland und den USA. Dort entdeckte Edwin L. Drake die erste amerikanische Ölquelle am Oil-Creek im Bundesstaat Pennsylvania. Die größte deutsche Erdöl-Abbaustelle befindet sich in der Nähe von Wietze in Niedersachsen. Heute veranschaulicht das Deutsche Erdölmuseum Besuchern die Entdeckung und Förderung der deutschen Erdöl-Vorkommen.
Erdöl-Gewinnung
Bereits im Rahmen der Prospektion ermittelt man, wie hoch die Ausbeutequote eines Ölfeldes im Zusammenhang mit den geologischen Bedingungen und den technischen Abbaumöglichkeiten ist. Durch verbesserte Techniken verzeichnet die Ausbeutequote eine Steigerung von etwa 22 Prozent im Jahr 1980 auf aktuell rund 60 Prozent.
Da sich die meisten Erdöl-Lagerstätten in tieferen Bodenschichten oder unterhalb des Meeresbodens befinden, erfolgt die Erdöl-Gewinnung durch Bohrungen. Je nach Durchlässigkeit der Bodenschichten, Qualität des Erdöls und Beschaffenheit des Erdöl-Feldes kann der Rohstoff allein durch den Ortsdruck hervortreten. Eine optimale Konstellation führt zu einer hohen Förderrate. Ist das Öl zähflüssig und befindet es sich unterhalb schwer durchlässiger Gesteinsschichten, erreicht man mit einem hohen technischen Einsatz nur eine vergleichsweise geringe Fördermenge.
Ist eine Bohrung bis zum Erdöl-Feld abgeschlossen, verrohrt man das Bohrloch. Die Erdöl-Förderung funktioniert mit einer Sonde innerhalb des Rohres. Während man in der Anfangszeit – in der Phase der Primärförderung – einen hohen Öl-Anteil fördert, verwässert das Öl mit der Zeit zunehmend. Bis zu einem Wasser-Anteil von über 90 Prozent arbeiten Öl-Förderanlagen rentabel.
In der Phase der Primärförderung reicht der natürliche Druck der Lagerstätte aus, um das Öl an die Erdoberfläche zu befördern. Bereits nach einer Förderung von 10 bis 15 Prozent lässt der Eigendruck spürbar nach. Tiefpumpen wirken dann unterstützend.
Bohrungen, die das Öl nicht durch senkrecht verlaufende Bohrlöcher fördern, sondern in einem gekrümmten Verlauf, erhalten einen erhöhten Druck mit hydraulischen Antrieben. An tiefer liegenden Ölvorkommen unterstützen auch Gaslifte.
Zweite Förderphase: Sekundärförderung
Die zweite Phase der Förderung – genannt Sekundärförderung – tritt ein, wenn eine Ölquelle zu 30 bis 40 Prozent ausgebeutet ist. In dieser Phase presst man Wasser oder Gas in das Ölfeld, um die restlichen Bestände an die Erdoberfläche zu befördern.
In der dritten Phase – der Tertiärförderung – verstärk man den Lagerdruck mit thermischen und anderen Verfahren zur Erhöhung der Viskosität des Erdöls. Die Tertiärförderung erhöht die Ausbeute des Ölfeldes nur in einem geringen Umfang.
Die Förderung auf dem Meer erfolgt von Bohrinseln aus im Rotary-Verfahren. Auf der Insel befindet sich die Antriebstechnik. Von Bohrplattformen aus werden die Bohrungen im Richtbohrverfahren durchgeführt, um von einer Plattform aus mehrere Ölquellen auszubeuten.
Weltweite Erdölförderung
Während sich eine Verringerung der Fördermengen in den Staaten des Nahen Ostens, Südamerikas und Ostasiens abzeichnet, steigen durch neue Techniken und Prospektionstätigkeiten die Mengen, die man in Europa und Afrika fördert. Die Angaben über die derzeit verfügbaren Weltreserven differieren zwischen den verschiedenen Quellen von etwa 170 bis 185 Milliarden Tonnen Rohöl. Damit sollen die vorhandenen Ölreserven zwischen fünfzig bis hundert Jahre lang den Weltverbrauch decken.
Die Angaben über die weltweiten Erdölvorräte sind schwierig, weil sie in einigen Förderstaaten als Staatsgeheimnis gelten. Im Jahr 2011 waren die Hauptförderländer Saudi- Arabien, Russland, die USA, der Iran und China. Diese Länder decken rund 45 Prozent der weltweiten Förderung ab.
Norwegen und Großbritannien sind die europäischen Staaten mit den größten Öl-Fördermengen. Im Jahr 2011 betrug die gesamte, weltweite Erdöl-Förderung rund 4 Milliarden Tonnen.
Transport- und Umweltprobleme
Der Transport des Erdöls erfolgt auf dem Seeweg durch Tankschiffe und auf dem Landweg durch Pipelines. In Deutschland findet der Transport von 80 Prozent über eine Länge von 2400 Kilometern durch Pipelines statt.
Sowohl der Transport des Erdöls als auch die Förderung bergen zahlreiche Umweltprobleme. Allein durch Tankerunfälle geraten rund 100.000 Tonnen Öl jährlich in die Ozeane, was verheerende Folgen für die Flora und Fauna nach sich zieht.
Auch Havarien von Ölbohr-Plattformen führen zu schweren Umweltschäden, wie das jüngste Beispiel der Ölkatastrophe auf der Bohrinsel Deepwater Horizon im Jahr 2010 zeigt. Es ist inzwischen bekannt, dass bei der Erdölförderung auch radioaktive Rückstände anfallen, die Radium 226 und Polonium 210 enthalten.
Erdölfördernde Länder
Die Förderung in großen Mengen erfolgt traditionell in den orientalischen Staaten Saudi Arabien, Iran und Irak, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Kuwait. Darüber hinaus hat die Erdölförderung eine große wirtschaftliche Bedeutung in Venezuela, in den USA, in Russland und in China.
In Mexiko und Kanada betragen die jährlichen Fördermengen über 150 Millionen Tonnen. Norwegen und Nigeria fördern über 100 Millionen Tonnen des Rohstoffs im Jahr. Fördermengen zwischen 50 und 100 Millionen Tonnen im Jahr verzeichnen Großbritannien, Brasilien, Angola, Algerien, Libyen, Kasachstan und Katar.