Am Tropf des Erdöls: Die Geschichte des Ölpreises
Ohne das Erdöl steht die Wirtschaft still: das schwarze Gold ist die Quelle des Reichtums, die Knappheit dessen der Grund von Kriegen und Ursache von Leid.
Durch die aktuelle globale Finanzkrise und die anfällige Konjunktur geht die Nachfrage, zumindest an Benzin, deutlich zurück. Wie der Ölpreis entsteht und sich über die Jahre änderte.
Wie kommt es zur Ölpreisentwicklung? Angebot und Nachfrage
Ein Großteil des internationalen Ölhandels findet ohne Börsenbeteiligung direkt zwischen Lieferant und Abnehmer statt, wobei sich die Preise dabei an den Ölbörsen New Yorks, Londons, Rotterdams, Chicagos, Shanghais und Singapurs orientieren.
Der Marktpreis ergibt sich jedoch dann aus dem Zusammenspiel zwischen Angebot und Nachfrage, worauf aber wiederum unterschiedliche Faktoren einwirken. Diese Vielzahl an Einflussfaktoren sorgt dafür, dass der Ölmarkt wenig transparent und undurchschaubar scheint,
Das Angebot lenken verschiedene Länder, die über wirtschaftlich förderbare Ölreserven verfügen. 1960 haben sich Kuweit, Iran, Saudi-Arabien, Irak und Venezuela zu einem Kartell, der OPEC (Organization of the Petroleum Exporting Countries) zusammengeschlossen.
Diese Vereinigung, in die sich inzwischen einige zusätzliche Staaten integriert haben, fördert fast 40% der Ölproduktion weltweit – daneben Russland, Großbritannien und die USA mit über 60%. Außerdem hält OPEC circa 75% der Ölreserven.
Vereinfacht gesagt: Der Ölpreis bewegt sich nur, wenn Preiserwartungen von den Akteuren geändert werden und diese danach handeln; eine Aktion, die folglich die Käufer und Verkäufer von Öl beeinflusst.
Die Nachfrage bestimmen primär Raffinerien, die das Erdöl kaufen und weiterverarbeiten. Deren Absatzmärkte sind vor allem die Gewinnung von Treibstoffen für Autos, Eisenbahn oder Flugzeuge, aber auch die Wärme- und Elektrizitätserzeugung.
Die Entwicklung des Ölpreises der Vergangenheit – kurz und knapp
Langfristige Verträge mit Festpreisen sollen dazu beitragen, die Ölpreisentwicklung etwas einzudämmen.
Doch auch nicht direkt kontrollierbare Aspekte, etwa steigendes Wirtschaftswachstum in Schwellenländern wie China und damit die erhöhte Nachfrage nach Erdöl, wirken sich auf den Preis aus.
Wesentlichen Einfluss auf die Entstehung und Zusammensetzung des Ölpreises haben aber historische Ereignisse.
Quelle: http://www.rohstoff-trader.de/rohstoffaktien_bilder/oelpreis_inflationsbreinigt.gif
„Goldenes Zeitalter“ und „1. Ölkrise“
- Auf dem Ölmarkt war bis zu Beginn der 70er-Jahre noch alles intakt, denn Öl war reichlich vorhanden und preiswert. Man spricht für diese Jahre, vom ersten Weltkrieg bis 1973, auch vom „goldenen Zeitalter“ des billigen Öls.
- 1973 und 1974 steigt der Preis von 2,89 Dollar pro Barrel an und vervierfacht sich auf 11,65 Dollar. Denn im Oktober 1973 kürzt die OPEC die Förderung und verstaatlicht die Öl-Infrastruktur. Auslöser hierfür war der vierte Nahost-Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten. Das Kartell fordert Israels Rückzug aus den besetzten Gebieten in Jordanien und Ägypten und übt durch die Drosselung entsprechend politischen Druck auf die westlichen Staaten aus. Die damit absichtliche Verknappung des Öls, auch Ölembargo genannt, ist heute unter der „1. Ölkrise“ bekannt. Folgen für die deutschen Bürger, zog die politische Maßnahme des Sonntagsfahrverbots mit sich, da die OPEC-Staaten damals mehr als 55% des Weltbedarfs an Erdöl förderten.
Preisexplosion während des Golfkrieges: „2. Ölkrise“
- Bis Ende der 70er-Jahre harrt der Ölpreis auf hohem Stand aus. Im Februar 1979 kommt es zur „2. Ölkrise“, die eine kurzzeitige Preissteigerung beschreibt. Ursache hierfür sind die Förderungsausfälle durch die Revolution im Iran – der Schah wird gestürzt und westliche Öl-Unternehmen werden aus dem Land gedrängt. Wegen der Befürchtung einer Machtübernahme durch iranische Schiiten, greift Irak den Iran an. Der Erste Golfkrieg beginnt, der Ölpreis pro Barrel beträgt Anfang der 80er-Jahre 39,50 Dollar.
Rascher Preisfall in den 80er- und 90er-Jahren
- Anfang der 90er-Jahre war das Öl vergleichsweise billig. Grund dafür waren Investitionen des Westens in alternative Versorgung, wie die Erschließung weiterer Felder in der Nordsee seit Mitte der 70er-Jahre (Quelle). Der Zweite Golfkrieg 1990 sorgt nur für einen kurzfristigen Anstieg: der irakische Diktator Saddam Hussein überfällt das Nachbarland Kuweit, wonach sich der Ölpreis auf über 40 Dollar pro Fass erhöht. Nach der Befreiung Kuweits durch die USA, sinkt der Preis aber bis 1997 sogar unter die Grenze von 20 US-Dollar.
- Ab 1993 importiert China fünf Mal mehr Öl, als es ausführt. Daraufhin erhöht die OPEC 1997 ihre Produktion, während im gleichen Jahr eine Finanz-, Währungs- und Wirtschaftskrise in ganz Asien einsetzt. Das führt zu einem Überangebot mit regressiver Nachfrage: der Ölpreis fällt von 19 auf nur 7 US-Dollar pro Barrel.
Spitzen des Ölpreises in jüngerer Zeit
- Aufgrund der Terroranschläge am 11. September 2001 wird der Druck auf den Ölpreis verstärkt, weil mit einem Einbruch der Konjunktur und demzufolge der Öl-Nachfrage gerechnet wird. Der Ölpreis steigt aber nur drei Tage lang von 27,56 US-Dollar an und erreicht am 14.9.2001 pro Barrel 31,13 US-Dollar. In der Folgezeit wird das Öl kontinuierlich teurer. Wichtiger Grund hierfür ist der Wirtschaftsboom Chinas. 2004 ist die Nachfrage so hoch, dass die Internationale Energieagentur (IEA) ihre Prognosen mehrmals nach oben korrigieren muss.
- 2005: Der Hurricane Katrina am Golf von Mexiko treibt die Preise in die Höhe, weil die Ölförderung und -verarbeitung durch den Sturm massiv beeinträchtigt wurde. Engpässe werden befürchtet, da ein Drittel der amerikanischen Öl- und ein Viertel der Erdgasförderung auf den Golf von Mexiko entfällt. Der Barrel-Preis beträgt über 70 US-Dollar.
- 2006: Der Preis für ein Barrel Öl steigt nach Schwankungen wieder auf rund 70 US-Dollar an. Grund dafür ist ein Terroranschlag auf die wahrscheinlich wichtigste Öl-Anlage der Welt im saudi-arabischen Baqiq.
Ölpreisentwicklung – © ramcreations – shutterstock.com
Jahr Preis pro Barrel
Jahr | Preis pro Barrel |
bis 1973 | 2,89 $ |
1973/ 74 | 11,65$ |
1979 | 39,50 $ |
bis 1997 | ~ 20,00 $ |
1997 | 7,00 $ |
2001 | 31,13 $ |
2005 | über 70,00 $ |
2006 | ~ 80,00 $ |
Der aktuelle Ölpreis
Heute ist es unvorstellbar, wie günstig Öl noch vor knapp 50 Jahren war; im Vergleich zu 2012 und 2013 ist der momentane Ölpreis mit 108,7 US-Dollar pro Barrel (Stand Mai 2014) noch gering.
Trotzdem kam es in letzter Zeit wieder zu einem Anstieg des Preises. Anfang Juni 2014 könnte Russland wegen der Ukraine-Krise seine Gaslieferungen dorthin stoppen. Die Ukraine ist aber für die EU ein wichtiges Transit-Land, wodurch es zu langfristigen Engpässen in der Gasversorgung kommen könnte.
Öl wäre hiervon weniger betroffen, da dies über den Seeweg nach Europa gelangt. Dennoch kann man nicht vorhersagen, wie sich die Situation entwickeln wird: Zu rasant ansteigenden Preisen kann es beispielsweise im Falle zukünftiger Eskalation in der Ukraine kommen oder durch eine Ausweitung der lockeren Geldpolitik der EZB kommen.
Shale-Oil: Ist Erdgas aus Schiefergestein die Rettung aus dem Ölpreis-Hoch?
Schon 1973, vor fast 40 Jahren, spricht Präsident Richard Nixon die Warnung aus: „Amerika geht das Öl aus“ und auch 15 Jahre zuvor wurde schon prognostiziert, die amerikanischen Öl-Reserven werden 1965 ausgeschöpft sein.
Der Juni 2013 brachte eine historische Wende, denn erstmals haben die USA mehr Öl produziert, als importiert. Das hängt damit zusammen, dass „Peak Oil“ überholt sei und es mit neuen Technologien, dem Fracking, jetzt möglich sei, Schiefergas und –öl zu fördern.
Diese Methode ist aber schon lange umstritten, da zum Abbau mit hohem Druck Chemikalien in den Boden gepresst werden und so eine enorme Gefährdung für die Umwelt darstellen.Außerdem ist unklar, wie viel der Vorräte wirklich profitabel förderbar ist.
Das Problem dabei ist, dass der Preis für Öl und Benzin aber nicht sinken wird, denn nur wenn der Ölpreis höher wird, lohnen sich auch aufwendigere Fördermethoden.