Ölpreis: Erholung nach Brexit-Schock
Die Rohölpreise, die noch zu Beginn der vergangenen Woche heftig unter dem Brexit-Schock zu leiden hatten, konnten sich bis zum Ende der letzten Woche allerdings gut erholen, obschon die Verluste bislang nicht ganz wieder ausgeglichen werden konnten.
Preisunterstützend wirkte nach wie vor die aktuelle Versorgungslage. In Erwartung von drohenden Streiks in Norwegen ab diesem Wochenende, erachteten die Marktteilnehmer das günstige Preisniveau zu Beginn der letzten Woche offenbar als Kaufanreiz. Betroffen sind 7 Öl- und Gasfelder die zusammen rund 18% und 17% der norwegischen Öl- und Gasförderung ausmachen.
Auch die aktuellen Lagerbestandsdaten aus den USA gaben den Preisen Auftrieb. Wie das US-Energieministerium berichtete, sind die US-Rohölbestände in der vorletzten Woche zum sechsten Mal in Folge und um 4 Millionen Barrel gesunken. Die Bestände am Knotenpunkt Cushing sanken um 951.000 Barrel und die Rohölverarbeitung stieg auf das höchste Niveau in diesem Jahr. Überdies war auch die US-Rohölproduktion erneut rückläufig und sank um 55.000 Barrel auf 8,622 Millionen Barrel pro Tag. Das entspricht dem 15. Wochenrückgang in den letzten 16 Wochen.
Auf der anderen Seite zeigt sich zunehmend, dass das höhere Preisniveau wieder vermehrt die US-Ölförderer auf den Plan ruft. Wie Baker Hughes berichtete, sind die aktiven US-Ölbohrungen in der vergangenen Woche zum vierten Mal in den vergangenen 5 Wochen gestiegen. Die Zahl der Ölbohrungen stieg um 11, was dem höchsten Wochenanstieg seit Dezember entspricht.
Und auch aus Nigeria gab es preisdrückende Nachrichten. So ist die dortige Ölproduktion nach erfolgreichen Reparaturarbeiten wieder auf 1,9 Millionen Barrel pro Tag gestiegen, nachdem sie zuvor wegen ständiger Anschläge durch Rebellen um über 1 Million Barrel pro Tag gesunken war. Allerdings bleibt fraglich, ob Nigeria das aktuelle Produktionsniveau wird halten können, angesichts dessen, dass die Gefahr durch die Rebellen nach wie vor nicht gebannt ist.
Brent zur Lieferung im September handelt aktuell bei 50,55 US-Dollar pro Barrel an der ICE. WTI zur Lieferung im August notiert derzeit bei 49,16 US-Dollar pro Barrel an der NYMEX.
Brent-Ölpreis in USD/Barrel in der letzten Woche
Quelle: stockcharts.com
Ausblick
Weiterhin birgt der Brexit große Unsicherheit, die sich auch wieder auf die Märkte auswirken kann. Überdies sollte die steigende Zahl aktiver US-Ölbohrungen mittelfristig zu denken geben. Möglicherweise brauchen die Ölpreise noch Zeit, bevor sie wieder nachhaltig höhere Preisniveaus anstreben können.
Edelmetalle: Gold
Während an den Ölmärkten die Brexit-Angst in der vergangenen Woche scheinbar wieder nachgelassen hat, zeigt der Goldpreis dagegen auf, dass die Nachfrage nach Absicherung weiterhin überaus hoch ist, die Unsicherheit bei den Marktteilnehmern also durchaus weiter Bestand hat.
So konnte der Goldpreis seinen Aufwärtstrend weiter fortsetzen und kletterte zuletzt über die Marke bei 1.340 US-Dollar pro Feinunze. Auch von anderer Seite gab es Verunsicherung. So wird Portugal wohl laut Aussage von Finanzminister Schäuble einen weiteren Antrag auf Hilfsgelder der EU stellen.
Entsprechend legten auch die Gold-ETF-Bestände in der vergangenen Woche deutlich zu. So haben die von Bloomberg beobachteten Gold-ETFs in den 5 Handelstagen seit dem Brexit ihre Bestände um 44 Tonnen aufgebaut. Seit Monatsbeginn sind die Bestände um 105 Tonnen gestiegen.
Und auch die jüngsten Daten aus Hongkong zeigen eine stabile Nachfrage aus China. Wie die Statistikbehörde berichtet sind Chinas Netto-Importe an Gold aus Hongkong im Mai um 63% gegenüber dem Vorjahr auf 115,3 Tonnen gestiegen. Das entspricht dem höchsten Monatswert bisher in diesem Jahr. Gold handelt aktuell bei 1.341,90 US-Dollar pro Feinunze.
Goldpreis in USD/Feinunze in der letzten Woche
Quelle: stockcharts.com
Ausblick
Der Goldpreis dürfte auch weiterhin gut unterstützt bleiben.
Industriemetalle: Zink
Die Industriemetalle zeigten sich insgesamt deutlich weniger anfällig für die Auswirkungen des Brexit, als andere Rohstoffmärkte. Grund dafür ist, dass weder UK noch Europa insgesamt eine zentrale Bedeutung für die Industriemetallmärkte aufweisen. Dominierend in den Industriemetallmärkten ist China.
Und von dort gab es durchaus positive Nachrichten. So wurde der jüngste Quartalsbericht des China Beige Book International veröffentlicht. Hierbei werden rund 3.000 Firmen in China befragt. Laut dem jüngsten Bericht sind die Investitionen zuletzt deutlich gestiegen. Ebenso wie die Neubestellungen und auch der Dienstleistungssektor zeigt eine deutliche Erholung. Dank Regierungsausgaben konnten auch der Bau- und Immobiliensektor wieder zulegen. Dies deutet insgesamt nicht auf eine verhaltene Nachfrage in China hin.
Besonders deutlich kann weiterhin Zink zulegen. Nach wie vor besteht eine Verknappung von Zinkkonzentrat im Markt, aufgrund von Minenschließungen, die sich schließlich auch auf die Versorgungslage im Zinkmarkt auswirkt. Zink handelt aktuell bei 0,95 US-Dollar pro Pfund.
Zinkpreis in USD/Pfund in der letzten Woche
Quelle: infomine.com
Ausblick
Die fundamentalen Voraussetzungen im Zinkmarkt deuten weiterhin auf hohe Preise hin. Allerdings ist die aktuelle Versorgungslage aufgrund weltweit deckender Lagerbestände derzeit noch nicht besorgniserregend, so dass es zunächst vielleicht schwer werden könnte die 1 US-Dollar-Marke kurzfristig nachhaltig zu überschreiten.
Agrarrohstoffe: Arabica-Kaffee
Der Preis pro Pfund Arabica-Kaffee ist in der vergangenen Woche um fast 8% nach oben gesprungen. Grund dafür ist die aktuelle Einschätzung der brasilianischen Kaffee-Kooperative Cooxupe.
Wie Cooxupe berichtet, haben die starken Regenfälle in den Kaffee-Anbaugebieten Brasiliens über ein Fünftel der erntereifen Bohnen von den Bäumen gerissen. Cooxupe geht nun davon aus, dass die laufende Ernte dementsprechend rund 30% weniger Arabica-Bohnen aus dem für den Export bestimmten Premiumbereich hervorbringen wird. Damit dürfte sich das Angebot auf dem Weltmarkt einengen.
Zusätzlich unterstützend wirkt die fortgesetzte Aufwertung des brasilianischen Real, der gegenüber dem US-Dollar in der letzten Woche auf ein 11-Monats-Hoch stieg. Arabica-Kaffee zur Lieferung im September handelt aktuell bei 1,46 US-Dollar pro Pfund an der ICE.
Arabica-Kaffee in USD/Pfund in der letzten Woche
Quelle: stockcharts.com
Ausblick
Arabica dürfte vorerst weiterhin Unterstützung erhalten.