Neuer Lithium-Deal inmitten der Krise: Das steckt dahinter

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Schauen Sie sich einmal diesen Aktienchart an (Stand: 15.08.2024, 11:30 Uhr, Börse Stuttgart):[1]

Quelle: www.aktienscreener.com

Pilbara Minerals kauft Latin Resources mit sattem Aufschlag

Sie sehen die Aktie des Lithium-Unternehmens Latin Resources, die am Donnerstag im Stuttgarter Handel um +71 % zulegte, nachdem Sie in den Monaten zuvor gen Keller gerauscht war. Wie Sie bestimmt schon ahnen, hatte es eine konkrete Nachricht gegeben, die auf einen Schlag eine massive Kurseuphorie auslöste. Wie so oft bei jungen Rohstoffunternehmen ging es auch hier um die Ankündigung einer Übernahme.

Konkret hat das wesentlich größere australische Bergbauunternehmen Pilbara Minerals den Kauf von Latin Resources zu einem Gesamtpreis von 559,9 Millionen Australischen Dollar (AUD) auf den Weg gebracht. Heißt: Pilbara legt für jede Latin-Aktie 0,20 AUD auf den Tisch. Vor Ankündigung des Deals notierte der Titel bei etwa 0,12 AUD. Die Prämie beläuft sich also auf stolze +66 %. Entsprechend schoss die Aktie von Latin Resources nach oben.

Wichtige Fakten zu Pilbara Minerals

Der Deal jedenfalls ist durchaus beachtlich, und zwar nicht nur für Latin Resources, sondern auch für Pilbara Minerals. Das australische Unternehmen hat sich auf die Erkundung, Erschließung und Produktion vor allem von Lithium konzentriert. Das Flaggschiff-Projekt befindet sich in der namensgebenden Region Pilbara in Westaustralien und hört auf den Namen Pilgangoora.

Dabei handelt es sich um eines der weltgrößten Lithium-Hartgestein-Vorkommen, dessen Ausbeutung 2018 begonnen hatte. Pilbara Minerals fördert vor Ort vor allem Spodumenkonzentrate, einen wichtigen Rohstoff zur Produktion von Lithiumhydroxid und Lithiumcarbonat, welche wiederum für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien und letztendlich Elektroautos ausschlaggebend sind.

Im zweiten Quartal 2024 brachte das Unternehmen Spodumenkonzentrate im Umfang von rund 226.000 Tonnen hervor und damit 26 % mehr als im Vorquartal. Der erzielte Preis pro Tonne lag allerdings nur bei 840 US-Dollar. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum waren es noch 3.256 Dollar gewesen, und 2022 gar noch wesentlich mehr. Wie andere Lithiumunternehmen leidet also auch Pilbara Minerals unter dem erheblichen Preisverfall des Batteriemetalls.

Warum Latin Resources so interessant ist

Auch das ist ein Grund, warum die Aktie des Explorateurs Latin Resources vor dem Kursschub deutlich an Wert verloren hatte (gelber Pfeil im Chart). Pilbara Minerals jedenfalls sieht in der Übernahme eine wichtige Chance, das eigene Geschäft auf Zukunftskurs zu bringen. Das Flaggschiff-Projekt von Latin Resources befindet sich in Brasilien – genauer gesagt: im Bundesstaat Minas Gerais. Das Projekt mit dem Namen Salinas bietet laut Unternehmensangaben 45,2 Millionen Tonnen an Gesteinen mit einem Gehalt von 1,32 % Lithiumoxid. Die Lagerstätte ist somit hochgradig attraktiv.

Pilbara Minerals erwartet, dass Salinas die eigenen Mineralressourcen um etwa 20 % und die Produktion perspektivisch um rund 30 % erhöhen wird. Wann die Lithiummine ihren kommerziellen Betrieb aufnehmen kann, ist bis dato aber noch unklar. Immerhin: Latin Resources ist bei seinen Vorbereitungsarbeiten vor Ort schon recht weit fortgeschritten. Die finale Machbarkeitsstudie, als letzte Phase der Projektbewertung, soll noch im laufenden Jahr fertiggestellt werden.

Pilbara will seine Lithiumproduktion diversifizieren

Das Kalkül: Pilbara Minerals will mit den Assets von Latin Resources – neben Salinas forciert der Explorateur noch weitere Projekte in Südamerika – seine Lithiumproduktion diversifizieren. Das Management dürfte vor allem darauf spekulieren, dass die spätere Produktion etwa in Brasilien günstiger ist als in Australien. Dadurch könnte Pilbara den Preisverfall am Lithiummarkt besser kompensieren.

Ohnehin erwarten die Australien einen Turnaround des Marktes im laufenden Jahrzehnt – durch das allmählige Nachlassen der makroökonomischen Hindernisse und der dann wieder deutlicher anziehenden Absatzmengen bei den Elektroautos. Hinzu kommen die von anderen Akteuren forcierten Angebotskürzungen, die den Markt wieder verengen könnten. Jene Perspektive dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass Pilbara für Latin Resources einen solch hohen Aufschlag bezahlen will.

Mein Fazit für Sie

Dass Akteure der Lithiumbranche teure Übernahmen forcieren, unterstreicht die teils nach wie vor bestehende Fantasie rund um das Batteriemetall. Ob das Kalkül von Pilbara Minerals im Endeffekt aufgehen wird, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Die Aktie fiel nach Bekanntgabe des Deals um knapp 4 %.

Offenbar ist die Börse in Sachen Lithium längst noch nicht wieder auf breiter Front bullisch eingestellt. Der Rohstoff bleibt meiner Meinung nach auf absehbare Zeit unter Druck. Es gibt aber durchaus fundamentale Chancen für einen nachhaltigen Bounce-Back. Als Anleger sollten Sie trotzdem starke Nerven und viel Geduld mitbringen.