Nahost-Konflikt: Wie weit können Öl und Gold noch steigen?
Die gute Nachricht vorweg: Keine Panik! Obwohl die Eskalation im Nahen Osten jeden Tag schlimmer wird, haben sich die Finanzmärkte gut behauptet. Gestern wurde in Gaza ein Flüchtlingscamp getroffen. Die israelische Armee rückt weiter ins Zentrum von Rafah vor. Zwar haben umgehend etliche Politiker rund um den Globus protestiert, an den Börse hat es aber keine Reaktionen gegeben. Dazu hatten wir schon bei dem iranischen Angriff auf Israel im April mit über 300 Raketen und Drohnen gesehen.
Der Angriff Irans war erwartet worden
Die coole Reaktion der Märkte hat natürlich damit zu tun, dass ein Angriffs Irans auf Israel erwartet worden war, nachdem Israel ein iranisches Botschaftsgebäude in Syrien mit zerbombt hatte. Es war klar, dass Iran darauf reagieren musste. Die vergleichsweise milde Reaktion der Märkte zeigt aber auch, dass die Märkte davon ausgehen – oder zumindest hoffen – dass es zu keiner weiteren Eskalation im Nahen Osten kommt. Von Israel kann man dies derzeit nicht behaupten. Auffällig ist aber, dass sich viele arabische Staaten zurückhalten, auch nachdem am Wochenende bei ägyptischer Soldat an der Grenze zu Gaza gestorben ist.
Risikofaktor Benjamin Netanjahu
Der größte Risikofaktor bleibt aber israelische Regierungschef Netanjahu. Er hat sich im Gaza-Krieg in eine Sackgasse manövriert und ist international isoliert. Aus dem Recht auf Selbstverteidigung ist längst ein Vernichtungskrieg geworden. Das sehen mittlerweile auch internationale Gerichte so.
Höhe Goldkursziele bis Jahresende
Gold ist bereits im Vorfeld des erwarteten iranischen Angriffs auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Die Anleger haben es bereits vorweggenommen. Nach Wochen ununterbrochener Kurssteigerung ist Gold eigentlich massiv überkauft und damit reif für eine Korrektur. Hinzu kommt: Die ausgebliebene Zinssenkung der US-Notenbank spricht eigentlich gegen Gold. Das Edelmetall zeigt aber keine Anzeichen für eine massive Korrektur. Im Gegenteil: Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat für das Jahresende ihr Goldkursziel von 2.300 auf 2.700 US$ angehoben.
Kann Öl bis auf 100 US$ steigen?
Bei Öl verhält es sich ähnlich wie bei Gold. Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei der niederländischen Bank ING meint: „Ein Angriff wurde in den Tagen vor dem Angriff weitgehend eingepreist. Auch der begrenzte Schaden und die Tatsache, dass es keine Todesopfer gab, bedeuten, dass Israels Reaktion vielleicht maßvoller ausfallen wird.“ Ein kurzfristiger Anstieg auf 100 US$ ist also nicht realistisch
Es kommt auf die Reaktion von Israel an
Fazit: Die geopolitischen Risiken sind ohne Zweifel gestiegen. Viel hängt von der Vorgehensweise Israels ab. Wenn Israel zum Beispiel die Energie-Infrastruktur Irans ins Visier nimmt, kann der Iran als Gegenreaktion die Straße von Hormus für den Schiffsverkehr blockieren. In diesem Worst-Case-Szenario rechnet die Weltbank mit einem Ölpreis zwischen 140 bis 157 US$. Das hätte massive wirtschaftliche Konsequenzen zur Folge. Danach sieht es derzeit nicht aus. Stellen Sie sich aber kurzfristig auf höhere Schwankungen ein. Diese können Sie dann aber zu gezielten Käufen bzw. Nachkäufen bei ausgesuchten Blue Chips nutzen, und zwar bei Öl und Gold.