Nahost-Konflikt: Aktien runter, Rohstoffe rauf?
Die gute Nachricht vorweg: Keine Panik! Obwohl der Iran Israel mit über 300 Raketen und Drohnen angegriffen hat, haben sich die Finanzmärkte gut behauptet. Der DAX ist sogar leicht gestiegen und hält sich weiter über der Marke von 18.000 Punkten. Hingegen haben die als Krisenwährung geltenden Rohstoffe Öl und Gold etwas abgegeben.
Der Angriff Irans war erwartet worden
Die coole Reaktion der Märkte hat natürlich damit zu tun, dass ein Angriffs Irans auf Israel erwartet worden war, nachdem Israel ein iranisches Botschaftsgebäude in Syrien mit zerbombt hatte. Es war klar, dass Iran darauf reagieren musste. Die vergleichsweise milde Reaktion der Märkte zeigt aber auch, dass die Märkte davon ausgehen – oder zumindest hoffen – dass es zu keiner weiteren Eskalation im Nahen Osten kommt.
Risikofaktor Benjamin Netanjahu
Dafür spricht, dass der Iran die USA offenbar von seinem Angriff informiert hat. Tatsächlich hat der Angriff in Israel auch kaum Schäden angerichtet. Mikkel Rosenvold vom unabhängigen Analysehaus Steno Research meint: „Das wahrscheinlichste Ergebnis ist, dass dieser Kreislauf der Gewalt hier endet. Dies ist nicht der Beginn eines größeren Krieges oder des 3. Weltkrieges, wie manche glauben machen wollen.“ Der größte Risikofaktor bleibt aber israelische Regierungschef Netanjahu. Er hat sich im Gaza-Krieg in eine Sackgasse manövriert und ist international isoliert. Aus dem Recht auf Selbstverteidigung ist längst ein Vernichtungskrieg geworden.
Höhe Goldkursziele bis Jahresende
Gold ist bereits im Vorfeld des erwarteten iranischen Angriffs auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Die Anleger haben es bereits vorweggenommen. Nach Wochen ununterbrochener Kurssteigerung war Gold ohnehin massiv überkauft und damit reif für eine Korrektur. Hinzu kommt: Die ausgebliebene Zinssenkung der US-Notenbank spricht eigentlich gegen Gold. Mittelfristig dürfte Gold aber weiter steigen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat für das Jahresende ihr Goldkursziel von 2.300 auf 2.700 US$ angehoben.
Kann öl bis auf 100 US$ steigen?
Bei Öl verhält es sich ähnlich wie bei Gold. Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei der niederländischen Bank ING meint: „Ein Angriff wurde in den Tagen vor dem Angriff weitgehend eingepreist. Auch der begrenzte Schaden und die Tatsache, dass es keine Todesopfer gab, bedeuten, dass Israels Reaktion vielleicht maßvoller ausfallen wird.“ Ein kurzfristiger Anstieg auf 100 US$ ist also nicht realistisch
Es kommt auf die Reaktion von Israel an
Fazit: Die geopolitischen Risiken sind ohne Zweifel gestiegen. Viel hängt von der Vorgehensweise Israels ab. Wenn Israel zum Beispiel die Energie-Infrastruktur Irans ins Visier nimmt, kann der Iran als Gegenreaktion die Straße von Hormus für den Schiffsverkehr blockieren. In diesem Worst-Case-Szenario rechnet die Weltbank mit einem Ölpreis zwischen 140 bis 157 US$. Das hätte massive wirtschaftliche Konsequenzen zur Folge. Danach sieht es derzeit nicht aus. Stellen Sie sich aber kurzfristig auf höhere Schwankungen ein. Diese können Sie dann aber zu gezielten Käufen bzw. Nachkäufen bei ausgesuchten Blue Chips nutzen.