Lithium aus Europa: Warum die Imerys-Aktie die Speerspitze ist

Lithium aus Europa: Warum die Imerys-Aktie die Speerspitze ist
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Lithium aus Europa? Das galt lange Zeit als Traumtänzerei. Doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Interessieren Sie sich als Anleger für dieses Thema, sollten Sie unbedingt auf den französischen Bergbaukonzern Imerys achten.

Imerys zündet in Frankreich den Lithium-Turbo

Dieser ist nämlich einer der wichtigsten Player, wenn es darum geht, in Europa eine Lithium-Wertschöpfungskette zu etablieren. Bestimmt erinnern Sie sich noch an den letzten Herbst, als Medienberichte zu Imerys für Aufsehen gesorgt hatten. Damals wurde bekannt, dass der Traditionskonzern in Zentralfrankreich (Département Allier) schon in wenigen Jahren jede Menge Lithium hervorbringen will.

Konkret soll dort ab 2027/2028 eine große Lithium-Mine in Betrieb gehen, deren Rohstoffe ausreichen werden, um pro Jahr 34.000 Tonnen an batteriefähigem Lithiumhydroxid zu produzieren. Dadurch ließen sich im Schnitt rund 700.000 Batterien für Elektroautos pro Jahr herstellen. Imerys will damit europäische Batteriefabriken beliefern, einen Beitrag zur industriellen Souveränität des Kontinents leisten und nicht zuletzt sich selbst zu einem unverzichtbaren Zünglein an der Waage machen.

Franzosen schnappen sich British Lithium

Doch der Konzern hat noch mehr Pfeile in seinem Lithium-Köcher. Imerys schielt nämlich auch auf Großbritannien. Die Franzosen sind dort schon seit einigen Jahrzehnten präsent, betreiben mehre Tagebaue in den südwestenglischen Grafschaften Cornwall sowie Devon und produzieren zum Beispiel Calciumcarbonat und Kaolin für die britische Chemiebranche. Nun soll auch Lithium hinzukommen.

Wie Imerys vor wenigen Tagen bekannt gab, übernimmt der Mineralienkonzern 80 Prozent der Anteile an British Lithium und gründet mit der Firma ein Joint-Venture. British Lithium hat in Cornwall einen Verarbeitungsstandort zur Herstellung von batteriefähigem Lithiumcarbonat aus Granit entwickelt.

Langjährige Partnerschaft versüßt Lithium-Fantasie

Der Clou: Die beiden Unternehmen kooperieren bereits seit einigen Jahren im südwestlichsten Teil Englands. So hat British Lithium an einem dortigen Imerys-Standort Bohrungen und Explorationen durchgeführt. Jetzt soll die Partnerschaft intensiviert werden. Imerys wird seine dortigen Mineral-Ressourcen und Grundstücke einbringen, während British Lithium seine Verarbeitungstechnologie und seine bereits installierte Pilotanlage beisteuert.

Bis Ende der 20er Jahre soll die Anlage jährlich rund 20.000 Tonnen an Lithiumcarbonat hervorbringen. Nach Angaben von Imerys können damit 500.000 Elektroauto-Batterien pro Jahr versorgt werden. Damit würde man einen großen Teil des bis 2030 geschätzten E-Auto-Batteriebedarfs Großbritanniens decken.

Die dazugehörige Mine soll eine Lebensdauer von mindestens 30 Jahren haben. Laut Imerys befinden sich dort 161 Millionen Tonnen an Mineralressourcen mit einem Lithiumoxidgehalt von 0,54 Prozent. Die Franzosen führen derzeit eine Vormachbarkeitsstudie für den Steinbruch durch.

Rückendeckung aus London

Unklar blieb jedoch, wie viel Geld Imerys für den Anteilskauf auf den Tisch legen wird. Nur so viel: Die Transaktion sei von der britischen Regierung im Rahmen des National Security Investment Act (NSI) bereits genehmigt worden.

Das Gesetz war Anfang 2022 in Kraft getreten und gibt der Regierung in London die Befugnis, privatwirtschaftliche Projekte zu prüfen, um die nationale Sicherheit zu gewährleisten. London jedenfalls sieht im Lithium einen kritischen Rohstoff für die dortige Volkswirtschaft. Entsprechend ist die Versorgung mit eigenem Lithium gerade wegen der geopolitischen Konflikte eine Sache der nationalen Sicherheit.

Imerys-Aktie: mein Fazit für Sie

Imerys darf sich in Großbritannien also auf politische Rückendeckung einstellen, was dem Konzern zusätzliche Planungssicherheit verschafft. In Kombination mit dem Projekt in Zentralfrankreich wird der Bergbaugigant nach eigenen Angaben zum größten integrierten Lithiumproduzenten (Förderung + Raffination) in Europa aufsteigen und mehr als 20 Prozent der auf dem Kontinent geplanten Lithiumherstellung verantworten.

Abzuwarten bleibt, wie teuer die Verarbeitung des Granits in batteriefähiges Material ausfallen wird. Mit einem (geschätzten) Lithiumoxid-Anteil von nur 0,54 Prozent sind die Ressourcen in Cornwall nicht gerade ertragsreich. Zum Vergleich: Die meisten australischen Lithium-Minen, in denen der Rohstoff ebenfalls im klassischen Bergbau gefördert wird, kommen in der Regel auf einen Lithiumoxid-Anteil von mehr als 1,3 Prozent.

Immerhin: British Lithium hatte nach der Inbetriebnahme seiner Pilotanlage Anfang 2022 auf ein innovatives Verfahren zur Verarbeitung des Rohmaterials hingewiesen. Dieses soll besonders effizient sein, auch weil es bei niedrigeren Temperaturen funktioniere.

Als Anleger müssen Sie jetzt die weiteren Studien zu dem Lithium-Projekt in Cornwall abwarten. Dann dürfte allmählich klar werden, wie hoch die Gewinnmargen für Imerys ausfallen werden.

Wie dem auch sei: Unterm Strich bekommt die Imerys-Aktie durch den Lithium-Turbo meiner Meinung nach eine neue Fantasie, die dem Papier langfristig auf die Sprünge helfen könnte. Das ist umso wichtiger, da Imerys dringend frische Geschäftsimpulse braucht.

Wie Sie der Grafik entnehmen können, haben sich Umsatz und Gewinn des Traditionskonzerns in den letzten Jahren eher durchwachsen entwickelt:

Ein Bild, das Screenshot, Text enthält.Automatisch generierte Beschreibung

Quelle: www.aktienscreener.com

Das signalisiert auf der einen Seite zwar eine gewisse Stabilität, markiert auf der anderen jedoch Stillstand. Mit dem Lithium hat Imerys nun die perfekte Chance, mittel- bis langfristig endlich wieder Bewegung reinzubringen – und zwar nach oben.