US-Kupferprojekt in der Schwebe: Hoffnung auf Donald Trump!
Vor ein paar Monaten hatte die Beratungsgesellschaft S&P eine interessante Studie veröffentlicht, die Sie als Rohstoff-Anleger definitiv kennen sollten. Die wichtigste Erkenntnis daraus: In den USA dauert es im Schnitt knapp 29 Jahre, bis ein neues Bergbauprojekt realisiert werden kann. Es sind also fast drei Jahrzehnte nötig, um die jeweilige Lagerstätte zu explorieren, zu entwickeln sowie die spätere Mine lizenzieren zu lassen, zu bauen und letztendlich in Betrieb zu nehmen.
Bergbau in den USA: ausufernde Genehmigungsverfahren als Bremsklotz
Verantwortlich für diese Langwierigkeit sind oftmals die Genehmigungsverfahren. Auch in den USA hat die Komplexität dieser Prozesse im Bergbau in den letzten Jahrzehnten drastisch zugenommen – wegen der strengeren Umweltvorschriften und der zunehmenden Beteiligung indigener Gemeinden. Junge und etablierte Bergbaufirmen müssen sich mit etlichen Behörden und Regularien auseinandersetzen, was im Endeffekt viele Jahre dauern kann und nicht zuletzt auch die Kosten erhöht.
Für die USA und dessen Sicherheitspolitik ist das durchaus ein prekäres Problem. Denn: Eigentlich will sich das Land bei kritischen Rohstoffen von ausländischen Lieferanten unabhängiger machen und hierfür die heimische Förderung ankurbeln.
Nun darf die Branche immerhin neue Hoffnung schöpfen. Sie werden es schon ahnen: Es geht um Donald Trump. Der Politiker hatte im Wahlkampf mehrfach betont, die Umweltvorschriften im Bergbau zu lockern, damit neue und vor allem auch festgefahrene Minenprojekte schneller realisiert werden können.
Resolution Copper von Rio Tinto und BHP
Laut S&P gibt es in den USA mehrere sogenannte Ewigkeitsprojekte, die seit Jahren oder gar Jahrzehnten in der Schwebe hängen. Eines davon hört auf den Namen Resolution Copper. Hinter dem Projekt stehen die beiden Bergbaukonzerne Rio Tinto und BHP. Resolution Copper ist eine hochgradige Lagerstätte und befindet sich in einer Tiefe von 1,5 bis 2,1 Kilometern in der Nähe der Stadt Superior im US-Bundesstaat Arizona. Nach Inbetriebnahme könnte die Mine laut Unternehmensangaben über viele Jahre hinweg bis zu 25 % des US-Kupferbedarfs stillen. Insgesamt geht es hier um 18 Millionen Tonnen Kupfer.
Doch rund um die geplante Mine gibt es seit vielen Jahren praktisch kein Fortschritt. Das Joint Venture hatte bereits Anfang der Nullerjahre das dortige Areal ins Auge gefasst und 2013 mit dem Genehmigungsverfahren begonnen. Das Problem: Indigene Gruppen vor Ort befürchten, dass die Mine eine kulturell und religiös wichtige Stammesstätte gefährden könnte. Dieser weitläufige, sogenannte Oak Flat Campground, in der Sprache der Apachen auch als Chi’chil Biłdagoteel bekannt, ist noch im Besitz der US-Bundesregierung.
Quelle: https://www.deseret.com/opinion/2024/2/6/24054681/oak-flat-copper-mine-dispute/
Apachen-Stamm will vor Obersten Gerichtshof ziehen
US-Präsident Barack Obama hatte 2014 ein Abkommen unterstützt, um den Bergbauakteuren das Land für ihr Minenprojekt zu überlassen. Joe Biden wiederum setzte den Landkauf 2021 wegen des unklaren juristischen Hintergrunds vorübergehend aus. Im März 2024 hat ein US-Berufungsgericht der Bundesregierung dann aber erlaubt, die entsprechenden Flächen auf dem Oak Flat Campground an das Joint-Venture Resolution Copper zu verkaufen. Daraufhin kündigte der betroffene Apachen-Stamm der San Carlos an, vor den Obersten Gerichtshof der USA zu ziehen.
Nach wie vor ist das Projekt also von juristischen Querelen geprägt. Nun hoffen die Bergbaukonzerne umso mehr auf Donald Trump. Laut einem Reuters-Bericht hat ein führender Manager von Rio Tinto kürzlich die kommende US-Regierung dazu aufgefordert, das Genehmigungsverfahren rund um Resolution Copper zu beschleunigen. Tatsächlich hätte die Regierung als Eigner des Landes die Macht, die Mine endlich auf den Weg zu bringen.
Einzig der Supreme Court könnte dem dann noch einen Strich durch die Rechnung machen. Trump jedoch hatte den Obersten Gerichtshof schon während seiner ersten Amtszeit mit einigen Richtern besetzt, die ihm als wohlgesonnen gelten und bereits Urteile im Sinne des Politikers gesprochen haben. Insgesamt wird die Mehrheit der Verfassungsrichter inzwischen dem republikanischen Spektrum zugeordnet.
Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass die hohe Kammer die Bedenken der Ureinwohner rund um Resolution Copper abweisen könnte – auch weil das Projekt mit Blick auf die Bedeutung von Kupfer für Digitalisierung und Rüstung einen Beitrag zur nationalen Sicherheit leisten würde.
Rio-Tinto-Manager Bold Baatar, der beim Konzern als CCO (Chief Commercial Officer) tätig ist, sprach sich laut Reuters jedenfalls für eine umfassende Zusammenarbeit mit den indigenen Gruppen aus. So sollen die Ureinwohner eng in den Entwicklungsprozess der Mine eingebunden werden. Bis Ende der 20er-Jahre könnte Resolution Copper laut dem Konzern in Betrieb gehen.
Mein Fazit für Sie
Die Bergbaubranche in den USA, die in den letzten Jahren häufig ausgebremst wurde, dürfte unter Donald Trump meiner Meinung nach ein zweiter Frühling bevorstehen. Trump sieht in der Minenbranche einen wichtigen Faktor auch zur Umsetzung seiner protektionistischen Agenda. Die USA brauchen demnach mehr Rohstoffe aus eigener Förderung, um die sich verschärfenden Handelskonflikte zum Beispiel gegen China bewältigen zu können. Entsprechend wird Trump versuchen, die regulatorischen Stolpersteine zugunsten der Branche zu beseitigen.
Für Resolution Copper und die beiden beteiligten Aktien Rio Tinto und BHP gibt es in diesem Kontext meiner Meinung nach also Aufwärtschancen. Beide Konzerne würden mit der Mine ihren Kupfer-Output drastisch steigern und somit ihren Gewinnhebel für den anstehenden Superzyklus vergrößern.