Kupfer nach Goldman-Schock: Was jetzt wichtig ist

Kupfer
Adobe Stock - photocrew
Inhaltsverzeichnis

Noch vor wenigen Monaten hatte die einflussreiche US-Investmentbank Goldman Sachs prognostiziert, dass der Kupferpreis im nächsten Jahr auf einen Rekordwert von 15.000 US-Dollar pro Tonne hochschießen wird. Doch nun haben die Experten einen Rückzieher gemacht. Wie Goldman kürzlich bekannt gab, werde sich der Kupferpreis 2025 im Schnitt voraussichtlich doch nur bei 10.100 Dollar bewegen. Das Institut kürzte damit seine Prognose um etwa ein Drittel.

Zum Vergleich: Am Dienstag ging das Metall mit rund 8.900 Dollar pro Tonne aus dem Handel (Stand: 03.04.2024):

Quelle: Börse Frankfurt (https://www.boerse-frankfurt.de/rohstoff/kupferpreis)

Wie Sie im Chart sehen können, hatte der Kupferpreis im März, April und Mai deutlich zugelegt, fiel in den Monaten darauf aber wieder. Die Nachricht rund um die Prognosesenkung von Goldman Sachs hat den Marktpreis am Dienstag dann noch einmal nach unten gedrückt. Entsprechend schwach entwickelten sich zuletzt auch bekannte Kupfer-Aktien wie Freeport-McMoRan, BHP, Southern Copper und Teck Resources.

Kupferpreis: Aber warum hat Goldman Sachs die Prognose eingedampft?

Die Experten verweisen vor allem auf China. Ähnlich wie bei anderen Rohstoffen ist die Volksrepublik auch beim Kupfer der größte Verbraucher. Entsprechend ist dessen konjunkturelle Entwicklung ein wichtiger Faktor für den globalen Marktpreis. Aktuell ist es vor allem die dortige Immobilienkrise, die sich negativ auf die Rohstoffe auswirkt.

Zur Erinnerung: 2021 war auf Chinas Immobilienmarkt mit der Bankrotterklärung von Evergrande eine gigantische Blase geplatzt. In der Folge fielen die Immobilienpreise, was sich wiederum negativ auf die Bauaktivitäten auswirkt. Betroffen davon sind klassische Rohstoffe wie Eisenerz, Aluminium und eben auch Kupfer.

Goldman Sachs konstatiert in seiner Analyse einen Rückgang des chinesischen Metallverbrauchs, der sich in den vergangenen Monaten vertieft habe. Wegen des rückläufigen Bedarfs im Inland hat China seine Kupferexporte ins Ausland erhöht, was die globalen Lagerbestände auffüllt. Tatsächlich sind die weltweiten Kupfervorräte kürzlich auf den höchsten Stand seit vier Jahren gestiegen, so die Daten von Bloomberg. Und das wiederum wirkt sich negativ auf den Marktpreis aus.

Ein schnelles Comeback der chinesischen Konjunktur sehen die Analysten indes nicht: „Die schwächer als erwartete Rohstoffnachfrage in China sowie Abwärtsrisiken für Chinas zukünftige Wirtschaftsaussichten führen uns zu einer selektiveren, weniger konstruktiven taktischen Sichtweise auf Rohstoffe.“ Ähnlich äußerten sich zuletzt auch andere einflussreiche Player wie die australische Investmentbank Macquarie.

Kein Abgesang auf Kupfer

Trotzdem: Ein Abgesang auf Kupfer sind die Prognosekürzungen nicht. Goldman Sachs sprach explizit von einer „Verzögerung der Kupfer-Rallye“, erwartet also weiterhin Preisschübe, allerding später als gedacht.

Und: Sollte sich die Prognose erfüllen, würde der Marktpreis mit mehr als 10.000 Dollar je Tonne im nächsten Jahr immer noch höher liegen als aktuell. Das Metall ist und bleibt der entscheidende Rohstoff der Zukunft und für etliche Technologien ausschlaggebend. Darunter: die Wind- und Solarkraft, Elektroautos, Stromnetze und Rechenzentren.

Rohstoff-Experte Jeff Currie erwartet weiterhin Superzyklus

Jeff Currie etwa, ein renommierter Rohstoff-Analyst und ehemaliger Mitarbeiter bei Goldman Sachs, zeigte sich kürzlich nach wie vor überzeugt vom Superzyklus-Szenario (längerfristig hohe Rohstoffpreise). Im Gespräch mit der Finanz-Publikation „Barron’s“ hat Currie ein interessantes Akronym zur Untermauerung seiner These angeführt: RED.

Dahinter verbergen sich die drei Begriffe Redistribution Policies (Umverteilungspolitik), Environmental Policies (Umweltpolitik) und Deglobalization (Deglobalisierung).

Mit Umverteilung meint der Experte die staatlichen Leistungen, die in den letzten Jahren in vielen Volkswirtschaften an die Bevölkerungen ausgeschüttet wurden – hauptsächlich wegen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs. Currie erwartet, dass diese Zuwendungen auf einem höheren Niveau bleiben werden. Das wiederum unterstütze den Konsum und letztendlich auch die Nachfrage nach Rohstoffen.

Bezüglich der Umweltpolitik spielt der Analyst auf die globalen Klimaschutzprogramme an. Laut Currie sollen allein in diesem Jahrzehnt mehr als 16 Billionen US-Dollar in den Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel fließen – finanziert von Staaten und privaten Akteuren. Das entspreche sämtlichen Ausgaben, die China in den extrem wachstumsstarken Nullerjahren getätigt habe. Auch dieser Faktor erhöhe die Rohstoff-Nachfrage, zum Beispiel den Bedarf an dem Energiewendemetall Kupfer.

Der letzte Punkt, die rückläufige Globalisierung, beschreibt die Tendenz, dass sich Staaten und Volkswirtschaften im Rahmen der geopolitischen Konflikte zunehmend auf ihre eigenen Ressourcen und Produktionskapazitäten konzentrieren. Currie führt als Beispiel die Zölle und Sanktionen an, mit denen Staaten ihre heimischen Produktionen absichern. „All diese Länder bauen ihre eigene Produktion aus. Wenn Sie Ihre eigene Produktion ausbauen, gibt es eine höhere Nachfrage nach Rohstoffen, mehr Investitionsausgaben und mehr von allem Physischen“, so Currie gegenüber „Barron’s“.

Mein Fazit für Sie

Darüber hinaus gibt es meiner Meinung nach weitere Aspekte, die sich unterstützend auf den Kupferpreis auswirken könnten. So dürften die kommenden Leitzinssenkungen in den USA und der EU die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft wieder vergrößern, was den Bedarf unter anderem an Kupfer unterstützen könnte. Zudem dürfte auch die Kommunistische Partei in China ein hohes politisches Interesse daran haben, die dortige Immobilienkrise mithilfe weitere staatlicher Stimuli zu lösen, um das allgemeine Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten.

Nicht zuletzt gibt es einen weiteren Aspekt, der praktisch als Absicherung fungiert. Sollten die Kupferpreise weiter fallen, werden neue Minenprojekte immer unattraktiver. Heißt: Geplante Projekte könnten wegen der kurzfristigen Nachfrageflaute auf Eis gelegt werden. Vor allem kleinere Player wären hiervon wohl betroffen. In der Folge würde sich das Angebot wesentlich schwächer entwickeln als ursprünglich gedacht, was mit Blick auf die intakten übergeordneten und langfristigen Nachfragetrends ein Angebotsdefizit begünstigen würde. Der Kupferpreis würde in einem solchen Szenario also zunächst fallen, später jedoch deutlich steigen.

Fazit: Als Anleger jedenfalls sollten Sie trotz der aktuellen Herausforderungen dieses überaus wichtige Metall nicht unterschätzen.