Kohleminen: Schaufelt sich Glencore hier sein eigenes Grab?

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Schauen Sie sich einmal diese Mega-Zahl an: Der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore hat im ersten Halbjahr 2022 einen Gewinn von 18,9 Milliarden Dollar erzielt und den Überschuss damit verdoppelt. Gleichzeitig hatte Glencore satte Dividendensteigerungen und ein üppiges Aktienrückkaufprogramm angekündigt, um die Anleger zu belohnen.

Erstes Halbjahr 2022: Hohe Kohlepreise ließen Glencore-Gewinn explodieren

Doch nun gerät die Erfolgsstory von Glencore ins Wanken. Im Mittelpunkt: die Kohle. Der Konzern gilt als einer der bedeutendsten Produzenten und Exporteure von Kraftwerkskohle sowie Kokskohle. Insgesamt betreibt Glencore laut eigenen Angaben 26 Kohleminen, die meisten davon in Australien.

Im ersten Halbjahr 2022 jedenfalls war die Kohle neben Öl und Gas hauptverantwortlich für die starke Profitabilität der Schweizer. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg steuerte allein das Kohlegeschäft 9,5 Milliarden Dollar zum Glencore-Gewinn bei.

Das kam freilich nicht von ungefähr, war der Kohlepreis nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine doch nach oben geschossen. Schauen Sie: Kraftwerkskohle ist immer noch der weltweit wichtigste Rohstoff zur Stromerzeugung. Wegen der Verwerfungen mit Russland im Gas- und Ölbereich hatten viele Staaten, darunter Deutschland, die Kohleverstromung intensiviert, um die Energiesicherheit zu gewährleisten.

Klimaschutz-Ziele: Große Investoren fordern mehr Transparenz

Aber warum wird die Kohle für Glencore nun zum Problem? Ganz einfach: Glencore hatte mit Blick auf die höheren Preise seine Kohleproduktion in den ersten drei Quartalen 2022 nach oben geschraubt, während beispielsweise die Kupferförderung nachließ. Und das gefällt einigen Investoren ganz und gar nicht.

Laut einem neuen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters haben sich erstmals mehrere institutionelle Investmentfirmen zusammengeschlossen, um von Glencore Rechenschaft zu verlangen, wie es mit dem Kohlegeschäft weitergeht.

Zu den Investoren zählen der europäische Asset-Manager Legal and General Investment Management (LGIM),  die Schweizer Ethos Stiftung und die australische Pensionskasse Vision Super und HSBC Asset Management. Insgesamt kommen die an der Forderung beteiligten Investoren auf ein Vermögen von 2,2 Billionen US-Dollar und haben dementsprechend Gewicht.

Glencore müsse offenlegen, wie genau der Konzern seine Produktions- und Investitionspläne gerade im Bereich Kohle mit den Pariser Klimazielen in Einklang bringen wolle. Die Investoren fordern von dem Rohstoff-Giganten also mehr Transparenz und wollen auf der kommenden Hauptversammlung ein entsprechendes Anliegen offiziell vorlegen.

Enorme ökonomische Risiken

Bereits auf dem letzten Aktionärstreffen im April 2022 hatten Investoren konstatiert, dass Glencore seine Kohleproduktion wesentlich schneller reduzieren müsse, um den Klimaschutzzielen der Vereinten Nationen und der Internationalen Energieagentur (IEA) zu entsprechen.

Nun hat sich der Druck auf Glencore abermals erhöht. Die Investoren befürchten offenbar, dass das Kohlegeschäft dem Rohstoffgiganten langfristig zum Verhängnis werden könnte. Das hat freilich nicht nur mit ökologischen Ängsten zu tun, sondern auch mit harten ökonomischen Risiken. Denn: Scheitert Glencore bei seinen Klimabemühungen, drohen dem Konzern perspektivisch satte Strafen, was eine Abwanderung großer Investoren zur Folge haben könnte.

Gegenüber Reuters verwies der Rohstoffkonzern auf seinen nächsten Klimabericht, der im März veröffentlicht werden soll. Darin wolle man die Fortschritte bei der Klimastrategie aufzeigen.

Glencore gibt neues Kohleprojekt in Australien auf

Immerhin: Die anhaltende Kritik der Investoren hatte zuletzt bereits konkrete Auswirkungen auf die operative Planung der Schweizer. Vielleicht haben Sie es auch in den Medien gelesen: Glencore hatte Anfang Dezember angekündigt, eine geplante Kohlemine im australischen Bundesstaat Queensland nicht weiter zu forcieren.

Der Abbau hätte dort eigentlich im Jahr 2024 anlaufen und jährlich bis zu 20 Millionen Tonnen Kohle im Tagebau hervorbringen sollen. Glencore gibt das Projekt nach eigenen Angaben nun auf, um seine Treibhausgasemissionen im Zaum zu halten. Neben dem Klimaaspekt hätten zudem höhere Lizenzgebühren in Australien die Entscheidung unterstützt, wie das Unternehmen betonte.

Mein Fazit für Sie

Nachhaltigkeit und Klimaschutz waren für die Rohstoffbranche jahrzehntelang im Prinzip kein Thema. Doch diese Zeiten sind vorbei. Die großen Minenkonzerne müssen ökologischer werden, um zukunftsfähig zu bleiben. Deshalb sollten Sie als Anleger haargenau darauf achten, welche konkreten Maßnahmen die jeweiligen Unternehmen forcieren. Hier entscheidet sich schlicht die Zukunft der Branche.

Das Beispiel Glencore zeigt, dass die Kritik längst nicht mehr nur von Klima- und Umweltschutzorganisationen vorgebracht wird, sondern auch von großen Geldgebern. Beim Schweizer Rohstoffkonzern müssen deshalb alle Alarmglocken angehen.